Verlässlichkeit, das Zwischenmenschliche, Ehrlichkeit, ein guter Charakter oder etwas weniger schönfärberisch ein grosser Busen: 10.30 Uhr, eine kleine Strassenumfrage an einem sonnigen Dienstagmorgen inmitten der helvetischen Hauptstadt. Sie ergibt eine Vielfalt an Antworten, wenn die BauernZeitung nach entscheidenden Attributen mit Blick auf die Partnerwahl fragt. Doch auch der Beruf entscheidet mit. Zumindest schneiden die beiden Professionen Politiker(in) und Landwirt(in) laut einer Umfrage im Auftrag der Partnervermittlung Elite-Partner als unattraktiv ab (siehe Grafik). 

Ärzte überflügeln alle

Auf Wolke sieben schweben laut der repräsentativen Onlineerhebung unter 1501 Schweizerinnen und Schweizern beide Geschlechter bei Ärztinnen und Ärzten. Ebenso werden Unternehmer/Geschäftsführer, Künstler und Architekten über beide Geschlechter gemittelt als «besonders attraktiv» eingeschätzt.

Und welche Berufe entsprechen bezüglich des potenziellen Partners nicht den eigenen Vorstellungen? Politiker(innen) und Landwirte sowie Landwirtinnen wirken auf die Befragten im Alter zwischen 18 und 69 Jahren nur mässig anziehend. «Überhaupt nicht vorstellen» (zu 29 Prozent) können sich demgemäss die männlichen Befragten eine Partnerin, die als Landwirtin tätig ist; auch Bauarbeiterinnen (27%) und Politikerinnen (26%) wirken auf das männliche Geschlecht unsexy. 

Erhält das weibliche Pendant Gelegenheit, sich zu äussern, zeigt sich in der Umfrage, dass vor allem Partner aus dem politischen Metier mit ihren Reizen geizen respektive solche eher vermissen lassen. Politiker (36%) sind als potenzielle Partner in den weiblichen Augen nur wenig begehrenswert; Landwirte (31%), Flugbegleiter (28%) und Psychologen (23%) komplettieren die negative Ranglistenspitze. 

Wenns passt, dann passt es

«Ich hätte auf jeden Fall lieber einen Bauern als einen Politiker als Partner», schmunzelt eine 36-jährige Passantin während der BauernZeitung-Umfrage. Im Allgemeinen hat die redaktionelle Kleinsterhebung ergeben, dass der ausgeübte Beruf weit weniger ins Gewicht fällt, als Schlagworte wie «Harmonie», «Humor», »Vertrauen» und «gute Kommunikation». «In erster Linie soll meine Partnerin intelligent sein», sagt ein 23-jähriger ETH-Mathematikstudent, «und dies äussert sich nicht unbedingt durch einen bestimmten Beruf.»

Erwähnenswerterweise konnte sich jeder von der BauernZeitung Befragte durchaus vorstellen, einem Landwirt oder einer Landwirtin sein Herz zu schenken. «Wenn es stimmt, würde ich sogar die Mathematik sein lassen», so der Student mit bäuerlichem Hintergrund. Für zwei Polygrafen wäre wiederum das Thema Hofarbeit ausschlaggebend. «Auf dem Hof mithelfen würde ich nicht wollen», sagt eine 18 Jahre junge Frau. Und einer Kita-Mitarbeiterin wären die «viele Arbeit und wenige Ferientage» ein kleiner oder grösserer Dorn im Auge.

Patentrezept existiert nicht

Nun, Umfragen hin, Umfragen her: Bekanntlich folgt wahre Liebe keiner stringenten Kalkulation. «Ein Patentrezept gibt es einfach nicht», betont Manuela Tuchschmid, Geschäftsführerin und Inhaberin der Partnervermittlung Niemehrallein GmbH.

Für einen langfristigen Beziehungserfolg sei es besonders wichtig, «sich so zu geben, wie man wirklich ist». Die jahrelange Erfahrung habe Tuchschmid zwar schon aufgezeigt, dass es je nach Konstellation sehr schwierig für Landwirte sei, einen passenden Partner zu finden. Denn ein gewisses Klischee halte sich hartnäckig: viel Arbeit und wenig Freizeit. «Aber letztlich kommt es immer auf den einzelnen Menschen an. Der Beruf ist weniger entscheidend.» Junge Bauern seien sehr modern; deshalb gebe es auch kein einheitliches Bild «des einen Landwirts».

Als Fotografin auf den Hof

Für Martin Bernhard (32) und Nadine Strub (35) (das Liebespaar auf dem Frontbild) wurde das Schweben auf Wolke sieben Tatsache. Sie haben sich vor sechs Jahren im Ausgang kennengelernt. «Das wäre noch ein guter Typ. Aber Shit, ich glaube, er ist Bauer», sagte Nadine Strub nachher zu einer Freundin. Die Fotografin hatte bis dato nicht viel mit der Landwirtschaft zu tun. Aufgrund ihres Berufs war sie damals viel unterwegs – auch im Ausland – und konnte sich nicht vorstellen, sesshaft zu werden. Daher sei es lange Zeit eine lockere Affäre gewesen. 

Vom Liebespfeil erfasst, wurde es den beiden dann ernster. Und der Punkt, dass Martin Bernhard Bauer ist, rückte in den Hintergrund. Es wurde zur Normalität. Heute hat das Paar mit der zweijährigen Eliane und dem sechswöchigen Charles bereits zwei Kinder. «Nadine macht das wirklich gut: wie sie mit den Arbeitsspitzen umgeht und akzeptiert, dass man bei schönem Wetter nicht einfach an die Aare baden gehen kann», schwärmt Martin Bernhard von seiner Allerliebsten. 

Jasmine Baumann
Curdin à Porta