Gelb ist sie, die herkömmliche Polenta. Ganz anders jedoch, wenn Roger Staub seine Maiskolben erntet und zu Maisgriess verarbeitet. Denn Staub baut Maissorten in den verschiedensten Farben an. Mindestens 8 Populationssorten werden von Roger Staub und Philipp Meyer des Vereins Landmais jährlich angebaut, gezüchtet und dadurch erhalten.
Nicht nur farblich, sondern auch geschmacklich unterscheiden sich die Sorten von den gängigen Hybriden, ist sich Roger Staub sicher: "Früher mochte ich Polenta gar nicht, heute schmeckt sie mir. Ich bevorzuge die Grüne." Er baut mittlerweile auf einer halben Hektare in Belp BE zwei Landmaissorten an, verarbeitet diese zu Mehl und Griess und vermarktet sie. Da in der Schweiz vor allem Hybridmais angebaut wird, ist der Landmaisanbau für die menschliche Ernährung eine Nische. Diese stösst auf eine steigende Nachfrage.
Sortenerhalt steht im Zentrum
Alles begann als Philipp Meyer, Präsident des Vereins Landmais, alte Maissorten übernahm und diese ansäte. Seit 6 Jahren sorgt er für den Erhalt dieser Landmaissorten.
Der Erhalt ist mit sehr viel Arbeit verbunden. So erfolgt fast alles von Hand, auch die Bestäubung der Maispflanzen. Sein Kollege Roger Staub griff seine Idee auf. "Philipp war schon immer sehr interessiert an Mais und mit Herzblut dabei. Es wäre nach der ganzen Arbeit schade gewesen, damit einfach aufzuhören. Deshalb bin ich eingestiegen", sagt Roger Staub. Und so gründeten die beiden vor wenigen Jahren den Verein Landmais.
Unterstützung durch Crowdfunding
Mithilfe von zwei Crowdfundings gelang es ihnen, den Landmais-Anbau als Nischenproduktion zu beginnen. Mit einem Teil des gesammelten Geldes baute Roger Staub in diesem Jahr eine eigene Siebmaschine. Damit kann er das geerntete Mais mahlen und das Mahlgut in Griess, Mehl und Spreu auftrennen.
In Niederscherli BE baut Philipp Meyer jährlich ca. 8 Sorten auf kleineren Flächen an und züchtet diese weiter. Um eine Einkreuzung zu vermeiden, bestäubt er alle von Hand. Staubs sind für den grossflächigeren Nischenanbau in Belp zuständig. Sie verarbeiten und vermarkten die Ernte eigenhändig.
Die Anbaufläche ist mit einer Grösse von einer halben Hektare vergleichsweise klein. Die Produkte werden bis jetzt vorwiegend über ihre Webseite verkauft. Auch in regionalen Läden wie Käsereien oder der Landi Mühleturnen sind Mehl und Griess erhältlich. Als Geschenke oder mittels Degustationen könnten sie viele Leute für den Landmais begeistern, erzählt Marina Staub. Die Verkäufe haben sich bisher stets positiv entwickelt.
Roger Staub sieht die Wichtigkeit des Anbaus von Landmais im Erhalt der Sorten und in seiner Einzigartigkeit: "Es ist eine gute Sache, diese Sorten in der Schweiz anzubauen, auch weil das Saatgut immer wieder gebraucht werden kann. Ausserdem sind wir mit dieser Anbauweise nicht abhängig von einem Grosskonzern."
Anspruchsvoller Anbau
Auch wenn der Landmais-Anbau heute gut läuft, sei dieser nicht von Anfang an so einfach gewesen, erklärt Roger Staub. Alles von Hand zu ernten sei anfangs sehr aufwendig und zeitintensiv gewesen. Das Herauskörnern erwies sich als mühsame Handarbeit. Geerntet wird inzwischen mit einem Mähdrescher, was eine enorme Erleichterung bedeute und die Arbeit vereinfache. Aufgrund der kleinen Erntemenge, hätte ein externes Mahlen nicht rentiert oder wäre teilweise gar nicht möglich gewesen.
Vermarktung soll schweizweit vorangetrieben werden
Der Verein Landmais ist noch jung und sprudelt vor Ideen für die Zukunft. Eine Zusammenarbeit mit Bauern, die selber eine der Sorten anbauen möchten, sei sehr willkommen, sagt Staub. Saatgut kann beim Verein angefragt werden und die Verarbeitungs-Maschine steht zur Mitbenützung zur Verfügung.
Vermehrt Degustationen durchzuführen oder auf den "Märit" zu gehen, ist eine weitere Möglichkeit den Landmais bekannt zu machen. "Wir sind noch im Aufbau der ganzen Vermarktung. Schön wäre es, diese schweizweit voranzutreiben", sagt Marina Staub. Ziel sei es, preisgünstig zu Mahlen und zu Verpacken und dafür alles selber zu machen, vom Anbau bis zur Vermarktung.
Der diesjährigen Ernte sieht Roger Staub trotz Hitze und aussergewöhnlicher Trockenheit positiv entgegen. Zwischendurch habe es in Belp ein Gewitter gegeben und im Notfall könne das Feld auch bewässert werden. Der Mais sehe bis jetzt gut aus.
Celina Wyss/lid