Im August beginnt das neue Lehrjahr in der Schweiz. Doch es sind nicht nur Jugendliche, die noch eine Lehrstelle suchen, sondern auch Betriebe, die gerne noch Lernende einstellen würden. Besonders stark von einem Mangel an Lernenden betroffen ist die Gemüsebranche.
Nur sieben Personen starten dieses Jahr ihre Lehre als Gemüsegärtner, was nochmals fünf weniger als im Vorjahr sind. Dass noch viele hinzukommen, wird nicht erwartet. "Trotz grossen Bemühungen haben wir unser Ziel nicht erreicht und werden weniger Lernende ausbilden als geplant”, sagt Bruno Stucki, der beim Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) zuständig für die Berufsbildung ist.
Massive Auswirkungen auf die Betriebe
Die Branche steht damit vor Schwierigkeiten, denn dass zu wenige Personen die Ausbildung beginnen ist kein neues Phänomen. Die Auswirkungen seien massiv und würden in den nächsten Jahren zu einem grossen Problem, sagt Stucki. Schon jetzt fehle es an genügend gut ausgebildeten Fachkräften.
Und wenn nur wenige Leute eine Ausbildung absolvieren, so fehlen diese später auch in der Weiterbildung etwa zur Meisterprüfung. "Die Folge davon wird sein, dass Gemüsebaubetriebe ohne Nachfolger in den nächsten Jahren verschwinden werden”, fürchtet Stucki.
Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, würde die Branche zwischen 60 und 70 Personen pro Jahr benötigen, die die Ausbildung absolvieren. Die tatsächliche Zahl liegt also fast zehnmal zu tief. Berufsleute aus dem Ausland zu rekrutieren, löst das Problem auch nicht, denn diese sind nur spärlich verfügbar. Man dürfe sich zudem nicht auf das Ausland verlassen, sagt Stucki.
"Die Branche muss den Nachwuchs selber und nach Schweizer Normen rekrutieren und ausbilden”, sagt er. Die Konsequenz des Mangels aus heutiger Sicht sei, dass weniger gut ausgebildete oder nicht ausgebildete Leute eingestellt werden und die Qualität des Berufes darunter leide.
Beruf zu wenig bekannt
Der Gemüseproduzentenverband geht davon aus, dass insbesondere eine mangelnde Bekanntheit des Berufes Grund für die schwache Nachfrage ist. Denn der Beruf ist attraktiv. Neben einer guten Grundausbildung besteht die Möglichkeit für Weiterbildungen etwa zum Betriebsleiter/in Gemüsebau. "Auch wenn man nicht aus einer Gmüesler-Familie mit eigenem Betrieb kommt, hat man gute Karrieremöglichkeiten und findet schnell eine Stelle”, sagt Bruno Stucki.
Der VSGP versucht derzeit den Beruf stärker zu positionieren, da er selbst in der Landwirtschaft eher unbekannt ist. Auch viele Berufsbildungszentren würden den Beruf nicht kennen und könnten ihn deshalb den jungen Leuten auch nicht empfehlen, sagt Stucki.
Jonas Ingold, lid