Ausbeutung der Natur, Gewalt gegen Indigene und Frauen, Korruption: Papst Franziskus holt bei seinem Besuch in Peru weit aus und verurteilt die Missstände in dem südamerikanischen Land. "Wahrscheinlich waren die autochthonen Völker Amazoniens in ihren Territorien nie derart bedroht, wie sie es heute sind", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Freitag bei einem Treffen mit Vertretern der Urbevölkerung in Puerto Maldonado im Amazonasgebiet.
Er verurteilte den Raubbau an der Natur, der von der Gier nach Erdöl, Gas, Holz und Gold befeuert werde. Umweltzerstörung, Sklavenarbeit und Zwangsprostitution seien Begleiterscheinungen der entfesselten wirtschaftlichen Ausbeutung der Region. Zudem sei die Kultur der indigenen Völker bedroht, wenn sie ihren natürlichen Lebensraum verlören und in die Migration gezwungen würden, sagte der Papst.
"Die Anerkennung und der Dialog sind der beste Weg, um die historischen, von Ausschluss und Diskriminierung geprägten Beziehungen zu verändern", sagte Franziskus. "Die Amazonasregion ist nicht nur ein Reservat der Artenvielfalt, sondern sie ist auch ein kulturelles Reservat, das angesichts der neuen Kolonialismen erhalten werden muss."
Mut für Kinder in Heim
Die Goldgräberstadt im Regenwald wird teilweise von Verbrecherbanden kontrolliert. Sie zwingen Mädchen und junge Frauen in Bordellen zur Prostitution. "Die Gewalt gegen Jugendliche und Frauen ist ein Klageschrei, der zum Himmel steigt", sagte Franziskus. "Tun wir nicht so, als sei alles in Ordnung. Es gibt viele Arten von Mittäterschaft. Die Frage geht uns alle an."
Im Kinderheim El Principito (Der kleine Prinz), das von einem vom Genfer Befreiungstheologen Xavier Arbex ins Leben gerufenen Verein geführt wird, ermutigte der Pontifex die jungen Leute, ihre Kultur zu pflegen und zur Triebfeder der Veränderung in der Region zu werden. "Die Welt braucht die Jugendlichen der ursprünglichen Völker. Sie braucht euch, so wie ihr seid", sagte er. "Aber seid nicht einfach nur ein Anhängsel der Gesellschaft, das sich mitziehen lässt. Wir brauchen euch als Motor, der antreibt."
Zurück in der Hauptstadt Lima redete Franziskus der politischen Klasse des Landes ins Gewissen. "Korruption ist ein soziales Virus, der die Völker Lateinamerikas befallen hat", sagte er vor seinem privaten Treffen mit Präsident Pedro Pablo Kuczynski, der selbst in die Schmiergeldaffäre um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht verwickelt sein soll.
Forderung nach Transparenz
Im Publikum sassen auch Keiko und Kenji Fujimori, deren Vater Alberto Fujimori kürzlich von Kuczynski begnadigt wurde. Der Ex-Machthaber war wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Sein Sohn Kenji Fujimori soll die Begnadigung eingefädelt und im Gegenzug dafür gesorgt haben, dass die Opposition keine Mehrheit für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Kuczynski zusammen bekam.
"Wir brauchen eine Kultur der Transparenz zwischen öffentlichen Einrichtungen, dem privaten Sektor und der Zivilgesellschaft, um die Hoffnung zu verteidigen", sagte Franziskus. "Niemand kann unbeteiligt bleiben bei diesem Prozess."
sda/dpa