Der erste Eindruck von Kathrin Müller aus Hergiswil bei Willisau LU: eine strahlende Frau. «Jetzt ist gerade mein Weihnachtsgeschenk fertig geworden», freut sie sich. Ihr Mann Bruno biegt um die Hausecke, Bohrer und Werkzeugkiste noch in der Hand.
Soeben hat er die letzte Schraube an einem Holzsteg fixiert, der nun zum Sitzplatz hinter dem Haus führt. Es ist ein wunderschönes Plätzchen dort, mit Blick bis zu den Churfirsten hin, wenn man Glück hat. Aber auch ohne klare Sicht ist es für Kathrin Müller ein Ort, wo sie Kraft und Frieden findet. Und sie strahlt weiter, während sie ihren Rollstuhl über den neuen Weg lenkt, der sich ihr eröffnet hat.
Für die Kinder da
Bruno Müller bewirtschaftet einen Betrieb mit rund 25 Mutterkühen und 20 Hektaren Land im Luzerner Hinterland, 760 Meter über Meer. Der Sohn und die beiden Töchter sind in Ausbildung als Landmaschinenmechaniker, Fachangestellte Gesundheit und Coiffeuse.
Die Krankheit stellte vieles auf den Kopf
In früheren Jahren hatte sich Bruno Müller vorgestellt, die Betriebsfläche zu vergrössern. So wie seine Frau geplant hatte, als Primarlehrerin ein Nebeneinkommen nach Hause zu bringen. Aber dann erkrankte Kathrin Müller mit 33 Jahren an Multipler Sklerose und musste mit fortschreitender Krankheit ihre geliebte Arbeit aufgeben. Und noch manches andere. «Dafür war ich immer zu Hause für die Kinder, zum Zuhören, um einen Rat zu geben», lenkt die 49-Jährige den Blick auf das Positive.
Und auch ihr Mann erzählt ohne Wehmut, wie er im Lauf der Zeit, statt zu expandieren, die Mastschweinehaltung und die Direktvermarktung aufgegeben hat. Bruno Müller braucht Zeit und Energie für die Betreuung seiner Frau. «Das ist der Vorteil des Bauernbetriebs: Ich bin da, wenn etwas ist.»
Langsam daran gewöhnt
Er und die ganze Familie seien in die Situation hineingewachsen, erklärt er und mutmasst: «So Knall auf Fall, etwa nach einem Unfall, wäre es wohl schwieriger gewesen.» Die Krankheit hat dem Leben des Ehepaars einen ungeplanten Verlauf gegeben. Dabei schaffen sie etwas, das anderen nicht gelingt: «Die Liebe hat gehalten», stellt Kathrin Müller fest.
Ruth Aerni
Das ganze Portrait finden Sie in der Printausgabe der BauernZeitung vom 21. Dezember 2018. Hier geht es zum Abo.