Röhrende Stromgeneratoren gehören auf vielen Alpen zum üblichen Ton wie Glockengebimmel. Sie sind für die Älpler ein notwendiges Übel, damit auch ein Alpbetrieb mit fehlendem Stromanschluss rationell und sauber arbeiten kann.  Mit Wirkungsgraden von um die 15 Prozent stehen die Geräte aber in Zeiten, wo alles von Energieeffizienz spricht, quer in der Landschaft.  Batteriespeicher-Pionier Max Ursin schätzt, dass auf den Schweizer Alpen rund 2 Millionen Liter Diesel oder Benzin für Stromgeneratoren verwendet werden.  Er möchte dies ändern. Mit seinem Unternehmen Innovernergy AG hat er deshalb ein mobiles Speicherkonzept  entwickelt, basierend auf einer Salzbatterie.  Diese besteht hauptsächlich aus Kochsalz und ist im Gegensatz zu Lithium- oder Bleibatterien vollständig recycelbar und enthält keine problematischen Rohstoffe. Die Salzbatterie passt auch deshalb gut zur naturnahen Alpbewirtschaftung. Per Inserat suchte Ursin nach einem Älpler, der seinen Betrieb für einen Testbetrieb zur Verfügung stellte. 

Benzin ersetzen

Bernhard Aeschlimann von der Alp Honegg oberhalb von Eriz studierte schon lange an einer Alternative herum. Die bis zu 2000 Liter Benzin,  die er pro Alpsommer durchliess, störten ihn schon lange.  Er meldete sich deshalb bei Ursin. Dieser schlug eine Installation einer Photovoltaikanlage als Stromquelle vor. Das Problem war, dass diese im Gegensatz zur Batterie nicht mobil war.  Und nur für ein paar Monate 40 Quadratmeter Solarpannels zu installieren erschien dem Bauern dann doch etwas unwirtschaftlich.  Die Lösung lag für ihn auf der Hand: Auch die Solaranlage musste verschiebbar sein.  Zusammen mit seinem Sohn Martin brachte er eine Skizze auf Papier, die im letzten Winter in der Werkstatt der Landmaschinen-Firma Mischler in Schwarzenegg umgesetzt wurde. Die mobile Solaranlage Marke Eigenbau lässt sich nach dem Handorgelprinzip zusammenfalten und auf einen Anhänger verladen. Seit Juni steht die Anlage nun ausgefaltet auf der Alp Honegg.  Gewichte und Spannset verhindern, dass der starke Wind sie wegfegt.  Die Anlage mit 6 Kilowatt Leistung passt auf einen Anhänger und kann in 2 Stunden auf- und abgebaut werden. «Wenn die Alpsaison vorbei ist, fahre ich mit der Anlage und der Salzbatterie ins Tal zurück und nutze den Solarstrom dort», sagt Aeschlimann. 

Genug Leistung

Die Batterie auf der Alp Honegg mit einer Speicherkapazität von 28 Kilowattstunden und der Wechselrichterleistung von 9 Kilowatt reiche problemlos aus, um Melkmaschine, Unterdruckpumpe, Milchkühlung und den Druckluftkompressor gleichzeitig laufen zu lassen, sagt Ursin. Er schätzt, dass eine volle Batterie den vollen Alpbetrieb während drei Tagen ermöglicht. Produziert wird die Salzbatterie übrigens im Tessin. Preislich bewegt sie sich auf einem ähnlichen Niveau wie andere Batterien. «Die relativ hohen Kosten für die Erstinvestition könnte viele Älpler abschrecken», sagt er. Ursin will deshalb ein Geschäftsmodell entwickeln, bei dem die Batterie gemietet werden kann, wie das bei Autos schon möglich ist. Der Vorteil: Das Risiko für den Betrieb der Batterie läge dann beim Anbieter und nicht beim Bauern.

David Eppenberger

Kurzfilm: Solarstrom aus der Salzbatterie auf der Alp

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