«Nein, ich wandere nicht aus», lacht Werner Berger, CEO der Serco Landtechnik AG in Oberbipp BE. Aber ein Umzug ist dennoch geplant. «Ich werde diesen Monat mit meiner Familie für zirka zwei Jahre nach Neuville-de-Poitou in Frankreich ziehen», sagt er. Und was meint seine Familie dazu? «Alle freuen sich auf das Abenteuer», so der dreifache Familienvater.
Eine neue Geschäftsleitung
Dieser Wohnortwechsel von Werner Berger hat einen bestimmten Grund: Die Serco Landtechnik, Generalimporteurin der Marke Claas für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein, hat nach Frankreich expandiert. Oder besser gesagt die Fenaco, da Serco von der Fenaco 2010 übernommen wurde. Mit der Übernahme von Dousset Matelin ist es Serco gelungen, einen führenden Claas-Händler mit Sitz in Neuville-de-Poitou zu übernehmen.
Berger wird die Geschäftsleitung in Frankreich neu organisieren und sich um die Integration zwischen der Serco Landtechnik AG und Dousset Matelin kümmern. «Nicht zuletzt will ich dort auch Land und Leute und die Eigenheiten des Geschäfts besser
kennen lernen.»
Mit Robotern und Drohnen
Mit diesem Wachstumsschritt will die Fenaco zusammen mit Claas der fortschreitenden Digitalisierung in der Landwirtschaft gerecht werden. Smart Farming heisst das Zauberwort in der Zukunft. Computergesteuerte Technologien, Roboter oder Drohnen sollen schon bald vermehrt für Feldarbeiten eingesetzt werden.
«Ich bin überzeugt, dass in zehn, zwanzig Jahren auch Roboter die Felder düngen und den Pflanzenschutz übernehmen werden», sagt Berger. Mit Robotern könne man den Pflanzenschutz noch viel gezielter steuern. «Hier bieten sich verschiedene Chancen für die Landwirtschaft, etwa in Bezug auf eine umweltfreundliche Produktion sowie die Reduktion der Inputkosten», ist Berger überzeugt.
Mehrere Interessenten
Auf der Suche nach Wachstumsmöglichkeiten kommt der Serco Landtechnik die Übernahme in Frankreich nicht ganz ungelegen. «Das Agrartechnikgeschäft ist ein internationales Geschäft geworden», hält Werner Berger fest. So sei Frankreich das wichtigste Agrarland in Europa. Das Potenzial von Dousset Matelin in der Region Zentralwest-Frankreich im Vertrieb von Landmaschinen sei mit demjenigen der Schweiz vergleichbar.
Und warum gerade Frankreich? «Dousset Matelin war auf der Suche nach einer geeigneten Nachfolgelösung für die Unternehmensführung, deshalb klopfte er bei seinem Lieferanten Claas am Hauptsitz in Harsewinkel (D) an. Wir waren aber nicht die einzigen Interessenten auf dem Markt», bemerkt Berger mit einem Augenzwinkern.
Über den Verkaufspreis und über weitere Kaufinteressenten wurde Stillschweigen vereinbart, da nützte auch ein Nachhaken des Journalisten nichts. Und was hat letzten Endes den Ausschlag für Serco gegeben? «Unsere Zweisprachigkeit war in den Verhandlungen
sicher ein grosser Vorteil.»
Ackerbau und Viehwirtschaft
Das Unternehmen Dousset Matelin ist einer der umsatzstärksten Claas-Vertriebspartner in Frankreich. Das bis anhin familiengeführte Unternehmen beschäftigt an zehn Standorten rund 135 Mitarbeitende und
erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Nettoerlös von 43 Mio Euro. Seit 1924 ist Dousset Matelin Claas-Vertragshändler. Das Unternehmen verfügt über einen Marktanteil von über 40 Prozent bei Mähdreschern und über 13 Prozent bei Traktoren.
«Im Zuge der Verhandlungen konnten wir zusammen mit Claas unser Marktgebiet bereits erweitern», freut sich Berger. Zwischen dem nördlichsten und dem südlichsten Punkt liegen nun zirka 500 Kilometer. «In diesem Gebiet wird mehrheitlich Getreide angebaut, im südlichen Teil finden sich vorwiegend Mischbetriebe mit Obst-, Baumnuss- und Weinbau, sowie Ackerbau und Viehwirtschaft.»
Adrian Schürch bei Serco
Werner Berger plant, dass er jeweils für eine Woche pro Monat in die Schweiz reist, um den Kontakt zum Serco-Hauptsitz in Oberbipp zu halten. «Als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Serco Landtechnik AG kann ich mich auf mein gesamtes Team verlassen. Die kompetente Geschäftsleitung werde ich um eine erfahrene und ausgewiesene Persönlichkeit aus der Branche erweitern können. Adrian Schürch wird ins Unternehmen eintreten und nach einer Phase der Einführung in der
Fenaco ab August die Leitung unserer Niederlassungen übernehmen sowie die Stellvertretung meiner Funktion als
Geschäftsführer der Serco Landtechnik sicherstellen», freut sich der CEO.
Peter Fankhauser