«Gateau fromage, tout chaud, tout bouillan, Chäs-Chueche» rufen zwei Schulkinder und drängen sich durch die Menschenmassen. In Reconvilier gleich neben Tavannes ist heute Hochbetrieb. Zahlreiche Autos stehen noch Schlange, um einen Parkplatz zu erhalten.
In den Strassen des Städtchens, das in den Hang gebaut ist, reiht sich ein Markstand an den nächsten. Wanderstöcke, Körbe, Seifen, Seile, Würste, Käse, Kleider, werden den Besuchern angeboten. Was sich aber von vielen anderen Jahrmärkten unterscheidet, sind die Tiere.
Der Foire Chaindon oder eben «Schindumärit» ist der ehemals grösste Pferdemarkt Europas. Auch heute konnten potenzielle Käufer und Schaulustige die Pferde, angebunden auf der grossen Wiese oberhalb des Schulhauses, begutachten. Zumindest ebensoviele Kühe, Rinder und Kälber von Milch- und Fleischrassen standen zum Verkauf.
Und der Handel lief gut. Nur Selten musste ein Händler seine Tiere wieder mit nach Hause nehmen. Ab und zu begegnete man in den Gassen mitten in den Leuten jemanden mit einer Kartonschachtel mit Löchern tragen. Darin nehmen sie Hühner, Enten, Kaninchen oder Gänse mit nach Hause. Ein beliebtes Mitbringsel vom Schindumärit.
Die Besucher reisten, um diesen aussergewöhnlichen Markt zu sehen und zu erleben, aus der gesamten Schweiz an. Basler, Berner, Solothurner, Innerschweizer und Ostschweizer hörte man aus den vielen «Welschen» heraus.
Die Reise nach Reconvilier am ersten Montag im September hat für viele von ihnen Tradition. Sie kommen her, um sich zu vergnügen, den Tag zu geniessen, die Tiere und landwirtschaftlichen Maschinen zu studieren, ein «Chnoblibrot» zu essen, ein Gläschen Wein zu trinken und um Leute anzutreffen, die sie eben nur hier antreffen.
Dieser Markt ist wohl einzigartig in der Schweiz. Darüber sind sich die Besuche einig. Und im Berner Jura ist der Chaindon das ganze Jahr ein beliebtes Thema. So ist es kaum verwunderlich, dass dieser Tag praktisch ein Feiertag ist im Berner Jura, wo jeder versucht frei zu erhalten.
Jasmine Baumann
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