Im März, wenn die Natur noch etwas grau erscheint, lockt die Frühlingssonne das goldgelbe Blütenköpfchen des Hufflattichs aus dem Boden. Da freue ich mich «rüdig» wenn das Märzenblüemli, wie es sie früher nannten, den Frühling ankündigt. Haben sie schon mal an dessen Blüte gerochen? Nicht? Dann tun sie es noch: es riecht – wenn es von der Sonne schön erwärmt wird – süsslich fein nach Honig. Diese goldgelben Blütenköpfchen verwende ich für Wildgerichte. Zum Beispiel: 1 EL Olivenöl mit 25 g Butter in einer Pfanne erhitzen lassen, eine handvoll gewaschene und gut abgetropfte Blüten beigeben, mit Kräutersalz würzen und vorsichtig goldbraun anbraten. Diese Blütenköpfchen sind in einem Wildkräutersalat ein kulinarischer Leckerbissen. Medizinisch werden die Huflattichblüten aufgrund ihres leberschädigenden Pyrrolizidingehaltes praktisch nicht mehr verwendet.

Filius ante patrem (der Sohn vor dem Vater) wird das Pflänzchen auch noch genannt, weil sich die Blüte auf ihrem schuppigen Stängel – ganz frech denn etwas unüblich – einige Wochen vor den Blättern einstellt. Den botanischen Namen dieses Korbblütlers konnte ich mir schnell merken – klingt er doch etwas tussihaft: Tussilago farfara. Aber ein Tussi ist dieses Kräutlein bei weitem nicht. Der Name kommt von Tussis ago und bedeutet soviel wie: „Ich vertreibe den Husten“. Das darf das Heilkräutlein mit Stolz verkünden, denn es ist eines der besten Hustenmittel überhaupt.

Für die Hausapotheke eignen sich die jüngeren Blätter. Diese schleimstoffhaltigen Blätter sehen einem Hufeisen ähnlich – daher der Name Huflattich. Sie wirken reizmildernd auf die Bronchialwege, weil sich der Schleimstoff wie ein dünner Schutzfilm über die gereizten Schleimhäute legt und dadurch Hustenreiz und Schmerz lindert. Die Entzündung kann besser abheilen. Das gilt auch bei äusserlichen Wundauflagen. Von einem Dauergebrauch des Huflattichs wird jedoch abgeraten, da die Pyrrolizidinalkaloide Leberschäden hervorrufen könnten. Um tatsächliche Schäden davonzutragen, müsste der Huflattich jedoch in hohen Dosen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. In der Schwangerschaft und in der Stillzeit bitte ganz auf Huflattich verzichten. Am besten informieren Sie sich in ihrer Apotheke.

Ganz interessant finde ich folgendes: Bis zum zweiten Weltkrieg dienten die Huflattichblätter als Tabakersatz. Auch Kräuterpfarrer Künzle stellte einen Asthmatabak aus Huflattich, Spitzwegerich, Minze und Waldmeister für die Pfeife zusammen. Dieser Tabakersatz helfe, die durch das Rauchen beschädigten Schleimhäute der Atemwege zu regenerieren und Schadstoffe leichter aus der Lunge auszustossen. Meine Schleimhäute sollten noch intakt sein, da ich keine Raucherin bin, jedoch werde ich die Zigarre bestimmt mal ausprobieren.

Bis bald,
Eure Chrüterhäx aeriki