Als mein Mann vor zwei Jahren starb», erinnert sich Marlies Mörgeli, «habe ich keinen Moment darüber nachgedacht, ob ich ohne ihn weitermache oder nicht.» Die Witwe spricht vom gemeinsamen Lebenswerk des Paares, dem ersten Tierfriedhof in der Schweiz in Läufelfingen BL. «Ein Lebenswerk gibt man nicht auf; es war unser beider Berufung, der eine hätte ohne den anderen das Projekt nie realisieren können.»

Die Idee entstand Ende der 1990er-Jahre, als der 15-jährige Yorkshire-Terrier des Paares alt und gebrechlich wurde. Seppli, so sein Name, sollte nach seinem Ableben auf keinen Fall geschreddert, gekocht und zu Tiermehl verarbeitet werden, wie das mit Tierkadavern üblich ist. Auch kremieren wollten sie das Tierchen nicht. Vielmehr sollte es an einem lauschigen Ort beigesetzt werden.

Damals gab es hierzulande keinen Tierfriedhof. Also entschloss sich das Paar, den ersten zu gründen. Sie besuchten in Paris den ältesten Tierfriedhof überhaupt und Dutzende in Deutschland. Dann galt es, einen geeigneten Platz zu finden. 150 Gemeinden schrieben sie an und erklärten ihr Vorhaben. Eine der wenigen Antworten kam aus Läufelfingen, weil die Gemeindebehörde an den Schandfleck des Ortes dachte, das brachliegende Industriegelände der alten «Gipsi».

Grosszügige Unterstützung

Die Theologin Margrith Balscheit war damals Gemeindepräsidentin und unterstützte das Paar nicht nur ideell, sondern kaufte das Areal als Privatperson und verpachtete es nichtgewinnorientiert an Mörgelis. Von einem der Familie unbekannten Gönner erhielt das Paar zudem ein Legat, das es ermöglichte, zwei Drittel des 15 000 Quadratmeter grossen Grundstücks zu kaufen.

Als Seppli im Jahr 2001 starb, konnte er ins erste Grab am Wisenberg gebettet werden. Bevor das möglich war, mussten Mörgelis viele Gänge zu nationalen und kantonalen Behörden auf sich nehmen. Es brauchte Bewilligungen im Zusammenhang mit der «Verordnung über die Entsorgung von tierischen Nebenprodukten», in der unter anderem die Anforderungen an Plätze zum Vergraben von Tierkörpern integriert sind.

Viel Vorarbeit

«Es ist so, dass ein Tierfriedhof nur auf Industrie- oder Bauland errichtet werden darf, also nicht einfach auf einem freien Stück Land», erklärt Marlies Mörgeli. Dazu kam viel handfeste Arbeit: Das Areal aufräumen, die Lagerhalle abbrechen und den Tierfriedhof gestalten. «Mein Mann und ich haben das alles in Eigenregie geschafft.» Um den Verdienst sei es ihnen nie gegangen, sonst hätten sie nach zwei Jahren aufhören müssen.

Als «Lohn» verfügt sie nun über ein aussergewöhnliches Areal, auf dem Menschen ihren Tieren eine würdige Grabstätte bereiten können. Mittlerweile wurden in Läufelfingen an die 1000 Tiere bestattet. Ein einfaches Grab für ein Kleintier kostet 210 Franken für mindestens drei Jahre, ein Exklusivgrab für einen sehr grossen Hund 1250 Franken. Möglich sind auch gemeinsame Mensch-und-Tier-Gräber.

Ein Ort für Begegnungen

Neben dem Engagement des Ehepaares Mörgeli hat auch die Natur den einstigen «Schandfleck» der Gemeinde zurückerobert. So nistet ein Rotbrüstchen in der ehemaligen Transformatorenstation, wo der Abdankungsraum und eine Kaffeestube eingerichtet sind. Im Teich leben Geburtshelferkröten, im Schilf brüten Wildenten und in den Bäumen zwitschern die unterschiedlichsten Vögel.

Durch die Tiernamen auf den Holzschildern und die Figuren auf den Gräbern wirkt der Ort fröhlicher als andere Begräbnisstätten. Das Areal ist immer offen für Mensch und Tier. Sie erzählt von Freundschaften, die auf dem Friedhof entstanden sind. Man spürt bei jedem ihrer Sätze, wie wichtig ihr Mensch und Tier sind. Und sie erzählt von übersinnlich erscheinenden Begebenheiten, die sie mit Trauernden erlebt hat. Marlies Mörgeli glaubt an Unerklärliches zwischen Himmel und Erde. «Wir sollten auch nicht nach einer Erklärung suchen, sondern dankbar sein, dass es diese Dinge gibt.»

Weitere Informationen:
www.tier-friedhof.ch