Aufgewachsen ist Caroline Bohler in einem lange Zeit tierlosen Haushalt in einem Mehrfamilienhaus in Pratteln; einer Gemeinde vor den Toren Basels, die stark von der chemischen Industrie geformt wurde. Heute kann sie sich einen Alltag ohne Tiere nicht mehr vorstellen und lebt im idyllischen Lampenberg.

Vor zwei Jahren pachtete Caroline Bohler ein «Höfli» im Ort. Wer ins kleine und von der Landwirtschaft geprägte Baselbieter Dorf reist, fährt an blühenden Kirschbäumen vorbei den Berg hinauf. Oben angekommen, strahlt die Sonne auf den Hausplatz, unter den Bäumen weidet Caroline Bohlers «Herde».

Carolines Herde

Zwei Ponys, drei Pferde, vier Alpakas und zwei Schafe leben einträchtig zusammen und verbringen einen Grossteil ihrer Zeit auf den saftigen Wiesen rund ums Haus.

Hier beginnen Caroline Bohlens Tage jeweils um sieben Uhr im Stall. Danach führt sie «Ferienhunde» aus, bevor ihre eigentliche Arbeit bei der Tier-Spitex beginnt, ihrem eigenen Geschäft.

Sprung in die Selbstständigkeit

Caroline Bohler ist gelernte Tierarztgehilfin. Doch das war ihr nicht genug. Daher liess sie sich zusätzlich als Sporttherapeutin und Visagistin ausbilden, absolvierte einen Studiengang in Pferdepsychologie und die Landwirtschaftsschule.

Bei ihrer Arbeit in der Tierarztpraxis wurde sie immer wieder darauf angesprochen, ob es nicht möglich sei, Hausbesuche zu machen. Schliesslich wagte Caroline Bohler den Sprung in die Selbstständigkeit.

Ständig auf Achse

Die Gründung der Tier-Spitex war ein Risiko, in das die 32-Jährige alle ihre Ersparnisse steckte. Ihr Fazit heute: «Es hat sich gelohnt. Ich erhalte von den Kunden immer wieder positive Rückmeldungen. Das motiviert mich.»

Caroline Bohler ist quasi ständig auf Achse: «Ich bin pro Jahr rund 50 000 Kilometer mit dem Auto unterwegs.» Sie liebt die Abwechslung, welche ihr die Arbeit bietet.

«Je hektischer es wird, desto ruhiger werde ich innerlich.» Dazu gehören auch spontane Nachteinsätze. «Wenn abends um 23 Uhr das Telefon klingelt, dann fahre ich auch um diese Zeit noch los.»

Hauptsitz in Kaiseraugst

Die Tier-Spitex hat ihren Hauptsitz in Kaiseraugst und betreut von dort und von Lampenberg aus die Stadt Basel, das Baselbiet und das Fricktal. Zwei weitere Filialen befinden sich im Berner Seeland und im Kanton Zürich.

Unterstützt wird Caroline Bohler inzwischen von sechs Teilzeit-Angestellten. Die Geschäftsführerin ist ausserdem auf der Suche nach Personal, um künftig weitere Filialen eröffnen zu können. «Die Nachfrage ist da.»

Weites Arbeitsfeld

Rund die Hälfte der Einsätze sind «Langzeit-Betreuungen» wie zum Beispiel die Verabreichung von Diabetes-Medikamenten. «Die meisten Tiere mögen es nicht, wenn sie eine Spritze bekommen, und nehmen die Schmerzen ihrem Tierhalter übel. Hier können wir Entlastung bieten.»

Weitere Aufgaben der Tier-Spitex sind unter anderem Verbandswechsel, Transporte zum Tierarzt, Betreuung während Spital- oder Ferienabwesenheit der Besitzer sowie ein Abhol- und Lieferservice für Medikamente, Futter oder Einstreu.

Vom Fisch bis zum Pferd

Dazu kommen Physiotherapie für Kleintiere und alternative Heilmethoden wie Tierkommunikation, Bachblüten, Homöopathie, Schüsslersalze und Bioresonanz-Therapien. 

Betreut werden «alle Tiere von Fisch bis Pferd», so Caroline Bohler. Es ist ihr wichtig, dass ihre Firma eine Ergänzung zum Tierarzt und keine Konkurrenz ist. «Wir arbeiten eng mit den Tierärzten zusammen.» Die Tier-Spitex wirkt auch mit der normalen Spitex zusammen.

Gemeinsame Zeit

Caroline Bohler erinnert sich an einen ihrer bisher emotionalsten Einsätze. «Die Spitex informierte mich, dass ein älterer Herr schwer krank und deshalb nicht mehr in der Lage sei, mit seinem grossen Neufundländer spazieren zu gehen. Ich habe dann mit dem Hund trainiert, und der Mann bekam einen Rollstuhl. So war es möglich, dass die beiden in den letzten Lebensmonaten des Mannes zusammen ihre täglichen Spaziergänge machen konnten.»

Die vergangenen Jahre waren anstrengend für Caroline Bohler. «Doch seit ich Mitarbeiter habe und nicht mehr alleine bin, kann ich mein Handy auch mal mit gutem Gewissen ausschalten oder ein paar Tage in die Ferien fahren.»

Der Traum von der schweizweiten Spitex

Lange ausruhen wird sie sich aber wohl nicht können. «Mein Traum ist, schweizweit tätig zu sein. Eine Tier-Spitex ist zum Beispiel eine ideale Aufgabe für gelernte Tierarztgehilfinnen, die nach einer Familienpause den Wiedereinstieg in den Beruf suchen.»

Unterstützung hat Caroline Bohler inzwischen auch auf ihrem «Höfli» gefunden. «Mein Lebenspartner Roland ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und liebt Tiere wie ich. Es ist ein schönes Gefühl, von ihm so viel Hilfe und Unterstützung zu bekommen.»

Weitere Informationen:
www.tier-spitex.ch