Célina Raval von Radio SRF 3 will der emotionalen Diskussion rund um die Milch auf den Grund gehen. Dazu spricht sie im Podcast mit Christof Baumgartner aus Märwil TG und Renato Pichler, dem Präsidenten der Vereinigung Schweizer Vegetarier und Veganer Swissveg. Baumgartner ist Milchbauer, Pichler überzeugter Veganer.
Vom Tier ins Supermarktregal
Im sachlich geführten Gespräch verfolgt die Radio-Moderatorin den Weg der Milch von der Kuh bis in den Laden. Pichler kritisiert die Haltung der Kühe als "Produktionseinheiten", deren Zweck die Milchproduktion sei. Das System mit Besamung und späterem Entfernen der Kälber vom Muttertier bezeichnet er als unnatürlich. Der Milchbauer erklärt, nicht jede Kuh leide gleichermassen unter der Trennung. Maximal fünf bis zehn Tage würden die Tiere ihre Kälber suchen, er setze zudem auf Sichtkontakt für eine bessere Ablösung. Später seien Kuh und Kalb jeweils zufrieden.
Importiertes Kraftfutter und Antibiotika
Es werden weitere Reizthemen angesprochen: Fütterung und Gesundheit. Das Argument Baumgartners, dass 92 Prozent des Kuhfutters aus der Schweiz stamme, scheint den Veganer nicht zu überzeugen. Kraftfutter sei unnatürlich. Baumgartner gibt zu bedenken, Kraftfutter zu verfüttern sei ein wirtschaftlicher Entscheid, da die Kühe damit mehr Milch geben würden.
Pichler spricht Antibiotikaresistenzen an. Sie seien ein Problem, auch wenn verunreinigte Milch nicht verkauft werde, denn beispielsweise als Dünger komme sie in die Natur. Die Schweiz sei beim Antibiotikaverbrauch im Ländervergleich an der Spitze. Der Milchbauer kontert, man habe in den letzten zehn Jahren besagten Verbrauch halbieren können. Das System stimme also in puncto Anreize, sonst hätte man das nicht schaffen können. Das Bewusstsein sei vorhanden.
An dieser Stelle zitiert die Radio-Moderatorin das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen und verweist auf die unklare Datenlage in Sachen Antibiotikaeinsatz.
Wie natürlich ist die Milch im Laden?
Der Veganer Pichler erklärt, gekaufte Milch sei nach Homogenisierung, Standardisierung und Pasteurisierung ein wenig natürliches Lebensmittel und der Geschmack auch ganz anders als bei Rohmilch. Er befürwortet pflanzliche Alternativen, obwohl auch diese je nach produzierter Menge ein Problem werden könnten (Stichwort Mandeldrink).
Baumgartner entgegnet, in den Wiesen würde CO2 gespeichert und dank Milchvieh könne man Flächen nutzen, die für den Ackerbau nicht geeignet wären. So würden andere Flächen geschont. Der Milchbauer bestreitet nicht, dass Methan ein Problem sei, das angegangen werden müsse.
Verschiedene Trends
Angesprochen auf die Zukunft der Milch zeigt sich Baumgartner zuversichtlich, dass sie auch in Zukunft konsumiert werde, wenn auch eher in Form von Käse. Pichler hingegen glaubt, der wachsende Markt mit pflanzlichen Alternativen werde weiter zunehmen.
Zum Schluss macht Bauer Baumgartner klar, dass in der Milchbranche sicher nicht alles rosig sei. Er wünsche sich ein offensives Problemlöseverhalten, man solle nicht auf Druck von aussen warten.
Den Podcast zum oben geschilderten Gespräch finden Sie hier.
Diesen Sonntag (19. Mai) wird am Abend um 20 Uhr die Diskussion live auf SRF 3 noch vertieft.
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