Nestlé hat im ersten Quartal rekordhohe Preissteigerungen durchgesetzt. Doch höhere Preise für Katzen- und Hundefutter, Kaffee oder Schokolade schreckten die Konsumenten offenbar nicht ab.
Wenn die Materialkosten steigen, der Transport von Waren teurer wird und die Energie für den Betrieb von Fabriken deutlich mehr kostet, gibt es für Unternehmen kaum einen anderen Weg, als die Preise für ihre Produkte zu erhöhen. Doch nicht alle haben die Macht, ihre Waren teurer an die Kunden weiterzugeben.
Dem weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé gelingt das aber offenbar problemlos, wie die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen zum ersten Quartal 2022 zeigen. Nestlé hat von Januar bis März über die gesamte Gruppe die Preise im Schnitt um 5,2 Prozent angehoben.
Das ist ein mehrjähriger Rekord. Seit 2008 gab es beim Konzern keine so hohen Preissteigerungen mehr.
Weitere Preissteigerungen in Sicht
Vor allem die Konsumenten in Nord- und Lateinamerika müssen für die Produkte von Nestlé mehr bezahlen. In Nordamerika hob das Unternehmen seine Preise um 8,5 Prozent, in Lateinamerika um 7,7 Prozent an.
Aber auch in Europa verlangte Nestlé im Schnitt 4,3 Prozent mehr für seine Produkte. Einzig China blieb von den Preisanpassungen verschont, dort gingen die Preise um ein halbes Prozent zurück.
Doch der Gipfel ist offenbar noch nicht erreicht. "Die Kosteninflation steigt weiterhin kräftig an, weshalb im Verlauf des Jahres weitere Preisanpassungen und eindämmende Massnahmen erforderlich sein werden", wird Firmenchef Mark Schneider in der Mitteilung zitiert.
Mengenmässige Steigerung über Erwartungen
Doch das hohe Wachstumstempo von Nestlé nur auf die höheren Preise zurückzuführen, würde viel zu kurz greifen. Denn die Konsumenten haben trotz höherer Preise mehr Nestlé-Produkte gekauft. Mengenmässig hat das Unternehmen 2,4 Prozent mehr verkauft als im Vorjahresquartal. Geholfen haben Nestlé insbesondere Premium-Produkte wie Spezialhundefutter oder edle Wassermarken: Denn dort achten Konsumenten weniger stark auf den Preis. Solche Produkte steuerten 2021 bereits über ein Drittel zum Umsatz bei - Tendenz steigend.
Damit hat sich das Wachstum zwar im Vergleich zum Vorjahresquartal, als noch 6,2 Prozent mehr Waren verkauft wurden, verlangsamt. Analysten hatten im Vorfeld jedoch mit einem deutlicheren Wachstumsrückgang gerechnet.
Rechnet man die beiden Werte Mengenwachstum und Preissteigerungen zusammen, ergibt sich ein organisches Wachstum von hohen 7,6 Prozent. Das ist fast gleich viel wie ein Jahr davor (7,7%) und mehr als im Vorquartal (7,2%), was Finanzexperten überrascht hat. Auch der Umsatz fiel mit 22,2 Milliarden Franken höher aus als erwartet.
Tierliebe als Treiber
Wie bereits in den Vorquartalen war vor allem die Nachfrage nach Tierfutter der Marke Purina stark. Das hat - wie das Unternehmen bereits bei der Präsentation der Jahreszahlen 2021 bemerkte - unter anderem damit zu tun, dass sich die Menschen während der einsamen Corona-Isolations-Zeit vermehrt Haustiere zugelegt haben.
Aber auch der Umsatz mit Süsswaren, angetrieben von Kitkat und Geschenkprodukten, ging deutlich nach oben. Ebenso verzeichnete Nestlé beim Wasser ein hohes Wachstum, was unter anderem auf die Erholung in der Gastronomie zurückzuführen war. Insgesamt erholten sich die sogenannten Ausser-Haus-Kanäle mit Gastronomie sehr stark mit einem Plus von 35,6 Prozent, nachdem sie während der Coronapandemie noch stark eingebrochen waren.
Doch auch der Detailhandel zog weiter an (+5,9%), obwohl er bereits während der Krise von zunehmenden Einkäufen profitiert hatte. Und obwohl die Menschen nun vielerorts wieder fast ohne Einschränkungen in den stationären Läden einkaufen können, zeigten die Online-Verkäufe mit einem Plus von 5 Prozent eine anhaltendes Wachstum.