Die Entwicklungen in Sachen Wolf gleichen in den letzten Monaten einem einzigen Hin und Her. Kaum war die Sonderjagd auf einzelne Wolfsrudel beschlossene Sache und angelaufen, wurde der nächste Abschuss-Stopp verfügt.
Nun hat der Bund mitgeteilt, dass das Zuchtprogramm für Herdenschutzhunde nicht weiter finanziert werden soll. Bereits ausgebildete Hunde sollen noch bis 2025 unterstützt werden, danach sei Schluss, ist zu lesen.
Beschluss kam überraschend
Wie verschiedene Medien schreiben, hat diese Neuigkeit die Verantwortlichen beim Verein Herdenschutzhunde Schweiz völlig überraschend getroffen. Immerhin gilt das Zuchtprogramm, das auf 20 Jahre Aufbauarbeit zurückblicken kann, als ein wichtiger Pfeiler im Schutz vor Grossraubtieren.
Wie die «Sonntagszeitung» weiss, wurde der Verein Herdenschutzhunde Schweiz vergangene Woche an einer Sitzung mit Vertretern des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) gemeinsam der Agridea über das baldige Aus informiert.
Kantonale Programme geplant
Demnach will der Bund die Kantone mit der Ausarbeitung eigener Programme betrauen, an denen er sich anschliessend finanziell beteiligen wird. Diese Verschiebung werde im Rahmen des neuen Jagdgesetzes nötig. Gemäss einer Ende 2022 verabschiedeten Vorlage würden Aufgaben und Kompetenzen zwischen Bund und Kantonen neu geordnet, zitiert die «Sonntagszeitung» den Bund.
Aktuell steuert Bern für die Haltung eines ausgebildeten Hundes monatlich einen Beitrag von hundert Franken bei, für die Ausbildung von Jungtieren 2400 Franken.
Greift das Bafu vor?
Dass das Bafu diesen Schritt jetzt unternimmt und kommuniziert, sorgt vielerorts für Stirnrunzeln. Die angepasste Jagdverordnung geht nämlich erst im Frühling in die ordentliche Vernehmlassung. Somit greift das Bundesamt dieser vor. Wie die «Sonntagszeitung» weiss, hätten die Kantone erst zum Monatsende über die geplanten Änderungen in Kenntnis gesetzt werden sollen.
Das Aus für Zucht und Ausbildung?
Gegenüber der «Sonntagszeitung» äussert sich David Gerke von der Gruppe Wolf Schweiz deutlich zum Vorgehen des Amtes: Er sei empört über «das Vorpreschen des Bundes». Fehle dessen Unterstützung, bedeute das quasi das Aus für die hiesige Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden. So könne das Programm nicht in der gewohnten Qualität weitergeführt werden.
Gerke prognostiziert künftig nicht nur wegen der wegfallenden Prämie Nachteile für die Alpwirtschaft. Es sei absehbar, dass Hunde aus dem Ausland importiert würden, deren Sozialisierung nicht gewährleistet sei. Gerke befürchtet, dass es dann vermehrt zu Zwischenfällen mit der Bevölkerung kommen könnte.
Pro Natura: Eine Lücke droht
Laut der «Sonntagszeitung» ist die Umweltorganisation Pro Natura sowohl über die Tatsache als auch über den Zeitpunkt der Kommunikation empört. Man schaffe Tatsachen, bevor die Regelung durch die Vernehmlassung gegangen sei. Weil die Weiterführung und die Finanzierung der Hundezucht nicht geklärt seien, drohe eine Lücke bei Zucht und Ausbildung, so Mediensprecherin Nathalie Rutz gegenüber der Zeitung. Pro Natura rechnet demnach damit, dass die Züchter in Zukunft einen grossen Teil der Kosten selber tragen müssen.