Anfang Juli übernimmt die Barto AG die Plattform 365 Farm Net für die Schweiz und Liechtenstein vollständig in Eigenregie. Das bedeutet nicht nur eine technische Umstellung, sondern auch eine wesentliche Veränderung im Abrechnungsprozess.
«Die Abrechnung der Barto-Bausteine erfolgt neu über die Landi», erklärt Ulrich Ryser, Geschäftsführer von Barto. Damit entfällt auch die bisherige Banküberweisung ins Ausland, die sich für einige Betriebe als umständlich erwiesen hatte.
Lizenzpaket für 139 Franken
Ein weiteres Novum: Barto führt ein Lizenzpaket ein, das fünf zentrale Bausteine umfasst, die nahezu jeder Betrieb benötigt. «Für nur 139 Franken pro Jahr erhalten Betriebsleitende eine umfassende digitale Lösung, die ihnen die Dokumentationspflicht massgeblich erleichtert», sagt Ulrich Ryser. Angesichts der Vielfalt an Anforderungen stellt sich aber die Frage, ob diese Standardlösung tatsächlich für alle Betriebe ausreicht.
Ryser sieht darin jedoch keinen Widerspruch, denn die Modularität bleibt erhalten: «Viele Betriebe nutzen Barto bereits heute nicht als Gesamtpaket, sondern wählen gezielt einzelne Bausteine wie die Suisse-Bilanz oder My Docs. Damit bleibt es den Landwirten überlassen, ob sie das neue Dokumentationspaket nutzen oder weiterhin einzelne Bausteine buchen», ergänzt er.
Gleichzeitig bleibt der Zugang zu Barto kostenlos, ebenso einige Bausteine wie My Docs. Doch wie wird sichergestellt, dass sich die Plattform langfristig finanziert? «Wir brauchen Kunden. Wir suchen Kunden. Der Schweizer Markt ist klein», räumt Ryser ein. Dennoch sei die Finanzierung gesichert, da die Barto AG als Gemeinschaftslösung der Branche gegründet wurde.
Mit der Übernahme von 365 Farm Net gewinnt Barto laut dem Geschäftsführer mehr Unabhängigkeit. «Wir können in Zukunft schneller und gezielter auf Schweizer Eigenheiten eingehen», sagt Ulrich Ryser. Doch wie flexibel bleibt das System wirklich, wenn neue gesetzliche Anforderungen oder technische Entwicklungen kommen?
Herausfordernde Digitalisierung
Die digitale Transformation in der Landwirtschaft bleibt eine Herausforderung. Das weiss auch Ulrich Ryser, der eine gewisse Scheu der Bauern beobachtet. Die Angst vor mehr Kontrolle und neuen Auflagen sei spürbar. Gleichzeitig ist der Trend unumkehrbar: «Denken wir an die Strukturdatenerhebung auf Papier – irgendwann sagte man, das geht nicht mehr, und genau so wird es auch hier gehen.»
Ein grosses Ziel bleibt die effiziente Datennutzung: «Once only – einmal erfassen, mehrfach nutzen», beschreibt Ulrich Ryser die Vision. Doch woher kommen die nötigen Daten? Wie werden sie sicher verwaltet? Und wie lässt sich verhindern, dass Landwirte durch komplizierte Vorgaben und digitale Prozesse weiter belastet werden?
Ulrich Ryser betont, dass Barto bereits über viele der nötigen Daten verfügt: «60 % hat Barto schon drin, was man braucht für die Ökobilanz.» Doch er weist auch darauf hin, dass es für eine vollständige Abdeckung mehr Primärdaten braucht.
Gleichzeitig sieht er eine zentrale Herausforderung im Datenmanagement: «Man muss z. B. die Nährstoffe managen, man kann nicht Ende Jahr einen Lieferschein wegwerfen, weil es nicht passt.» Eine «tagfertige» Sicht sei wichtig, um den Überblick zu behalten. Barto werde dabei helfen und rechtzeitig erinnern, «damit nichts vergessen geht». Dazu gehören laut Ryser essenzielle Punkte wie die Fruchtfolge und Auflagen bei Pflanzenschutzmitteln.
Viele Bauern nutzen Barto heute nur für einzelne Bausteine wie die Suisse-Bilanz oder My Docs. Denn nach wie vor ist Papier für viele der richtige Partner. Wird sich das in Zukunft ändern, wenn die jüngere, digitalaffine Generation die Betriebe übernimmt?
«Es ist nicht generationenabhängig», betont Ulrich Ryser. «Wenn die Ü-50er auf Digitalisierung setzen, machen sie das richtig.» Er sieht die Herausforderung eher in den Anforderungen, denn im Willen aufzuzeichnen. «Die Anforderungen wachsen und die Regeln werden komplexer. Plakativ gesagt, riskiert man mit Fehlern Direktzahlungskürzungen. Und das will niemand.»
Nicht zu teuer?
Trotz der «attraktiven Preisgestaltung» für das Dokumentationspaket von 139 Franken pro Jahr, das fünf zentrale Bausteine umfasst, bleibt die Frage, ob dieses Modell im Vergleich zu anderen Anbietern nicht zu teuer ist. Ulrich Ryser kontert, dass das Angebot von Barto im Vergleich zu nationalen und internationalen Alternativlösungen, die in der Regel mehrere Anbieter kombinieren müssen, äusserst preiswert ist. «Berücksichtigt man den Funktionalitätsumfang und die damit einhergehende Arbeitserleichterung, ist der Preis sehr attraktiv», erklärt er. Ein weiteres Argument für das Preis-Leistungs-Verhältnis sei der modulare Aufbau von Barto, der es den Landwirten ermöglicht, nur die Bausteine zu buchen, die sie wirklich benötigen. Während einige Anbieter Pauschalpreise verlangen, können die Betriebe bei Barto durch diese Flexibilität ihre Kosten steuern und nur für die Funktionen bezahlen, die sie tatsächlich verwenden. Zudem hat Barto durch die gesicherte Finanzierung und die Unterstützung der Landwirtschaftsbranche die Möglichkeit, die Plattform langfristig weiterzuentwickeln. So werde das Geschäftsmodell nachhaltig abgesichert, auch wenn der Schweizer Markt klein ist und die Kundenzahl stetig wachsen muss, um die Plattform weiterhin zu finanzieren.