In der Ostschweizer Kapitale setzt jeweils einige Wochen vor der Olma-Eröffnung ein gewisses Kribbeln ein. Dieses spürt man zuweilen bis nach Bern. Am Donnerstag war es endlich so weit. In der Tonhalle hat alles, was in der Region und weit darüber hinaus Rang und Namen hat, zusammengefunden, um die Messe zu eröffnen.
Produkt der Krise
Traditionellerweise ist auch der Bundespräsident angereist. Ignazio Cassis erklärte, es sei ein Privileg, hier zu sein, ja die Olma-Eröffnung gehöre gar zu den Schlüsselmomenten des Präsidialjahrs. Im allgemeinen Klima der globalen Besorgnis sei die Durchführung der Olma ein wertvolles Zeichen der Stabilität.
«Jede Krise ist auch eine Chance, unsere Resilienz zu testen», fuhr Cassis fort. Auch die Olma sei ein Produkt von schwierigen Zeiten, sie sei ja in Zeiten der Anbauschlacht gegründet worden. Und auch heute stehe das Thema Landesversorgung wieder ganz oben auf der politischen Agenda.
Die Bedeutung der Land- und Ernährungswirtschaft bleibe gross, betonte der Bundespräsident. «Vom Kleinstbauern bis zum Weltkonzern beheimatet unser Land alle möglichen Formen dieses Sektors.» Er trage nicht nur zur heimischen Versorgungssicherheit bei, sondern er stärke auch die nachhaltige Ernährungsproduktion auf der ganzen Welt.
Churchill und das Säuli
Wie wichtig der Sektor für die Ernährung der Weltbevölkerung sei, habe man in den letzten Jahrzehnten an der globalen Armutsreduktion messen können. Und wie wichtig er bleibe, sehe man anhand der Hungerkrise, welche die Pandemie und der Krieg in der Ukraine geschaffen hätten.
Die Schweiz habe kurzfristig mit humanitärer Hilfe reagiert, wichtiger sei aber die langfristige Arbeit, Nahrungsmittelsysteme nachhaltiger zu gestalten. Er verwies auf die 3 Mrd Franken Entwicklungshilfe, welche die Schweiz alljährlich investiere, um u. a. junge Bäuerinnen und Bauern in armen Ländern bei der Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen.
In diesen anspruchsvollen Zeiten erinnern Politiker gerne an ihren Ex-Kollegen und Krisenmanager Winston Churchill. Cassis schloss mit einem Olma-spezifischen Zitat des früheren englischen Regierungschefs: «Ich mag Schweine, Hunde schauen zu uns auf, Katzen auf uns herab, Schweine begegnen uns auf Augenhöhe.» Kurz darauf posierte Cassis tatsächlich so ziemlich auf Augenhöhe mit dem legendären Olma-Säuli. Dieses hocrcht heuer auf den Namen Renate.
Bündner steigen ins Tal
Gastkanton ist an der heurigen Olma ist Graubünden, und zwar unter dem Motto «aifach gspunna». Laut Olma-Präsident Thomas Scheitlin steigen die Bündner zwar nicht gerne freiwillig ins Unterland, aber für die St. Galler Miteidgenossen haben sie eine Ausnahme gemacht. «Was sich neckt, das liebt sich», sagte der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff in seiner Rede und erklärte unter anderem, warum der Bündner Herrschäftler Wein besser schmeckt als der sankt-gallische («mehr Sonne»).