In Burgdorf steht ein neuer Turm. Der 60 m hohe Betonkasten hat ein Gesamtvolumen von 37 000 m3. Hier lagern Getreide und Eiweissprodukte. Für den gigantischen Bau wurden 520 000 kg Armierungseisen verbraucht. Nach gut 18-monatiger Bauzeit konnte die Lagerhalle der Firma Fors Kunz Kunath in Betrieb genommen werden.

Das Familienunternehmen Fors Kunz Kunath, das neben Burgdorf in Weinfelden TG noch einen weiteren Standort betreibt, lud Ende August zur Besichtigung der im Februar 2021 in Betrieb genommenen Anlage. Dass der eindrückliche Bau mit 315 Treppenstufen und 30 Lagerzellen interessiert, bewiesen zahlreiche Besucherinnen. «Insgesamt durften wir von Dienstag bis Sonntag rund 2000 Besucher empfangen, darunter auch sehr viele aus der Branche selber», sagt Geschäftsführer Peter Stadelmann. Insgesamt hat das Familienunternehmen gut 6000 beziehende Kunden. Zwei Drittel der Kundschaft bezieht das Futter vom Standort Burgdorf, die anderen von Weinfelden.

Umsatz verdoppelt

Fors Kunz Kunath ist in den letzten Jahren stark gewachsen. «In Burgdorf hat sich der Umsatz in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt», erklärt Peter Stadelmann. 2012 wurde aus diesem Grund eine komplett neue Mischfutteranlage gebaut, um die Kapazität zu erweitern. «Mit dem Rohstofflagersilo haben wir nun auch in der Beschaffung und Lagerung der Rohstoffe nach-gezogen», begründet der Geschäftsführer den Neubau. In den letzten paar Jahren habe der Standort bei gewissen Komponenten quasi von der «Hand ins Maul» gelebt. Das hatte zur Folge, dass besonders Phasen wie Hoch- oder Niedrigwasser auf dem Rhein für das Unternehmen immer zu einem Zitterspiel geworden seien. So zum Beispiel bei der Versorgung mit Sojaextraktionsschrot.

Pflichtlager ist Pflicht

Ein weiterer Grund für den Bau ist, dass die Mischfutterherstellerinnen neu die Auflage haben, Pflichtlager zu halten. «Der Standort neben der Produktionsanlage ist optimal und entbindet uns von Einlagerungs- und Auslagerungskosten, wie auch von Fremdmieten», sagt Peter Stadelmann.

Technisches zum Bau: Das vermeintliche Dach (siehe Film unten) war die Verschalung bzw. die Plattform. Diese wurde vor Ort so zusammengestellt, dass die Hälfte der Zellen in einem Schritt betoniert werden konnten. Die Plattform stieg dann alle paar Minuten einige Zentimeter in der Höhe, insgesamt vier Meter pro Tag. So wurde jede Hälfte in zirka 14 Tagen hochgezogen. Der erste Teil im März, der zweite im Juni. Der Mechanismus des Steigens beruhte auf Ventilen, die sich jeweils auf der fertiggestellten Mauer abstützten. Die Bauleute arbeiteten auf dieser gelben Plattform 24 h pro Tag, sieben Tage die Woche. Dabei wurden die Eisen gelegt und betoniert. Alle 15 Minuten fuhr ein Betonmischfahrzeug zu – rund um die Uhr. Einige Mitarbeiter verputzten in einem 2. Schritt die frisch erstellten Silozellwände, damit diese die geeignete Beschaffenheit hatten. Mit einem zu groben Verputz, bestände die Gefahr von Brücken, weil das Getreide nicht nachläuft. Ein zu feiner Verputz würde den Druck auf das Getreide im unteren Bereich zu stark machen. Deshalb brauchte es die optimale Innenbeschichtung der Zellen. In diesem Fall nimmt der Druck nach sechs Meter nicht mehr zu sondern wird über die Wände abgegeben. Der Film ist übrigens auch auf unserer Website aufgeschaltet. Am Schluss wurde die Plattform abgebaut und erst anschliessend die Zellen mit dem Dach verschlossen. Der Film zum Turmbau