Der Umsatz der gesamten Migros-Gruppe betrug laut einer Medienmitteilung vom Dienstag knapp 30,1 Milliarden Franken. Das sind 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu dieser Verbesserung trugen vor allem jene Bereiche bei, die besonders unter der Pandemie gelitten hatten. Die Migros-Läden, welche von Covid-Effekten profitiert hatten, machten hingegen weniger Umsatz.
Eine markante Erholung gab es insbesondere im Reise- und Freizeitgeschäft sowie in der Gastronomie. Der Reiseveranstalter Hotelplan vermochte seinen Umsatz mit 1,44 Milliarden Franken mehr als zu verdoppeln, die Gastronomie wuchs um fast 47 Prozent auf 577 Millionen.
Ein weiterer Wachstumstreiber war der Bereich Gesundheit, zu dem etwa die Medbase-Gruppe oder die Fitnessfirma Movemi gehören. Sehr gut lief auch das Geschäft von Migrol, welche den Umsatz dank der gestiegenen Erdölpreise um knapp 24 Prozent auf 1,8 Milliarden steigerte.
Onlineboom hält an
Das Ende der Pandemie tat auch dem Boom im Onlinehandel keinen Abbruch. So wuchs der gesamte Online-Detailhandelsumsatz über alle Bereiche der Gruppe hinweg um 15 Prozent auf 3,7 Milliarden. Das Online-Warenhaus Digitec Galaxus legte dabei um 7,4 Prozent auf 2,2 Milliarden zu.
Dies habe nebst einem erfreulichen Wachstum in der Schweiz auch an hohen Wachstumsraten in Deutschland gelegen, wo die Verkäufe um knapp 80 Prozent gesteigert werden konnten. Nun plant Digitec Galaxus bekanntlich die Expansion nach Frankreich und somit weiteres Wachstum.
Warenkörbe weniger voll
Im eigentlichen Ladengeschäft lief es bei der Migros im letzten Jahr hingegen nicht mehr ganz so rund. Das sei nach der Aufhebung der Covid-Massnahmen zu erwarten gewesen. Denn während der Pandemie habe es eine hohe Nachfrage nach Nahrungsmittel und Haushaltswaren gegeben, weil die Leute vermehrt zu Hause kochten. Die Kundenzahlen in den Super- und Verbrauchermärkten seien nun zwar höher gewesen als im Vorjahr, der Warenkorb pro Einkauf sei aber geschrumpft.
Die zehn Genossenschaften im Inland mussten in der Folge einen Rückgang um 2 Prozent auf 15,9 Milliarden hinnehmen, die Super- und Verbrauchermärke sogar um 3,1 Prozent auf 12,3 Milliarden. Und auch die Fachmärkte Micasa, SportXX, Bike World, Do it + Garden, Melectronics und OBI hätten die gedämpfte Konsumnachfrage gespürt, so die Mitteilung. Diese Rückgänge erfolgten, obwohl in den Super- und Fachmärkten die Preise wegen der Teuerung um 1,2 Prozent angehoben wurden.
«Wir sind die Nummer eins»
Alles in allem sei es gleichwohl gelungen, die Position als Nummer 1 im Schweizer Detailhandel zu festigen, liess sich Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen zitieren. Laut einem Sprecher wurden sogar Marktanteile gewonnen. «Unser Umsatz im Detailhandel ging weniger stark zurück als der Markt», sagte er der Nachrichtenagentur AWP.
Der gesamte Umsatz der Branche ist 2022 um schätzungsweise 2,6 Prozent geschrumpft, wie aus einer kürzlich publizierten Studie der Credit Suisse hervorging. Konkurrent Coop hatte vor knapp zwei Wochen ein Umsatzplus von 7,3 Prozent auf 34,2 Milliarden vermeldet, welches allerdings primär dem Grosshandel zu verdanken war. Bei den Supermärkten etwa musste allerdings auch Coop eine Einbusse hinnehmen.
Vorsichtig ist die Migros-Gruppe nun, was das neue Jahr betrifft. «Wir merken aktuell, dass das Portemonnaie nicht mehr ganz so locker sitzt», so der Sprecher. Aktionen würden stärker beachtet, und die Konsumentinnen und Konsumenten griffen öfter zu normalen Waren statt Label-Produkten. «Wir gehen aber davon aus, dass es sich dabei um einen vorübergehenden Effekt handelt.»