Der Betrieb sticht bei der Fahrt von Peterzell SG nach Hemberg SG ins Auge. Ein Weizenfeld und Hochstammbäume inmitten von Grünflächen – so zumindest beschreibt Christian Müller das Bild im Sommer. Er bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie und einem Lehrling den vielseitigen Landwirtschaftsbetrieb mit Gasthaus und Pension. «Wir hatten auch schon ein Leinenfeld, das war ein Traum, als alles so hellblau geblüht hat».
Neuer Wind mit Ackerbau
[IMG 2] Die «Frohwies» haben die Müllers im Jahr 2004 von Christians Eltern übernommen. Vorher ein klassischer Milchviehbetrieb, haben sie diesen auf Mutterkuhhaltung und Demeter umgestellt. Nun sonnen sich im Auslauf des Freilaufstalls fünfzehn Aubrac-Mutterkühe mit ihren Kälbern in der Wintersonne. Doch nicht nur in der Tierhaltung brachte der heutige Betriebsleiter neuen Wind in den Betrieb. Er setzte 2006 die ersten Hochstammbäume, zwei Jahre später kamen weitere dazu und 2011 hat er das Projekt Ackerbau gestartet.
Alles habe mit dem Gedanken begonnen, selber Stroh produzieren zu wollen und dieses nicht zukaufen zu müssen, sagt Müller. Doch die Suche nach einem Abnehmer für Getreide war nicht einfach. Schlussendlich fand sich doch eine Lösung; der Betrieb konnte für den einheimischen Beck Weizen anbauen. Als Vorkultur entschied er sich für Mais. «Viele haben gesagt: ‹Das geht sowieso nicht›, aber das ist für mich immer ein Ansporn», sagt der Betriebsleiter.
Betriebsspiegel Frohwies
Name: Monika und Christian Müller
Ort: Hemberg SG
Fläche: 11,5 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche und 6 ha Wald
Label: Demeter
Tierbestand: Um die 15 Mutterkühe, Rasse Aubrac, mit Kälbern
Kulturen: Weizen, Dinkel, Mais, Kartoffeln, Raps sowie Kunst- und Naturwiesen
Betriebszweige: Ackerbau und Tierhaltung, Gasthausund Pension
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar und ein Lehrling
Höhenlage: 800 m ü. M. in der Bergzone II
Niederschlag: 1400 bis 1500 mm/Jahr
Setzt auf Dammkulturen
Letztes Jahr hat Christian Müller auf Dammkulturen umgestellt, nachdem er es etwa fünf Jahre mit Flachbodenbearbeitung probiert hat. Der Zeitpunkt für die Unkrautbehandlung sei bei Dammkulturen viel flexibler, was er schätze, sagt er. Auch in höheren Lagen – der Betrieb liegt auf 800 m ü. M. – haben die Dämme einen Vorteil, da die Bodenerwärmung schneller einsetze, so Müller.
Zum Betrieb gehört auch eine Pension mit Gastwirtschaft, für die mehrheitlich Monika Müller zuständig ist. Um den Teil Landwirtschaft kümmert sich Christian Müller, seit diesem Jahr zusammen mit einem Lehrling. Anfragen kämen vor allem von solchen in Zweitausbildung, so Müller. «Ich bin auch froh. Dadurch, dass ich auch in der Gastwirtschaft aushelfe, bin ich auf Lehrlinge angewiesen, die selbstständig mitdenken und selber sehen, was getan werden muss.»
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«Bauer Housi» war Vorbild
Vor etwa zehn Jahren begann Christian Müller, Filme auf Yotube hochzuladen. Mittlerweile hat er auf seinem Youtube-Kanal «chrigel79» mehr als 8000 Abonnenten. Dort lässt er die Zuschauer teilhaben an allerlei Arbeiten auf dem Betrieb. «‹Bauer Housi› hat mich dazu animiert. Als ich den sah, musste ich sagen: ‹Das ist schon cool, wie der das macht!›» Dann habe er es auch probiert, so Müller, und angefangen, in die Kamera zu «schwätzen». «Das ist einem am Anfang schon sehr dämlich vorgekommen», sagt er und schmunzelt.
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Doch um seinen Kanal ist es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden. Er habe die Motivation etwas verloren: «Ich hatte das Gefühl, ich bin so viel in dem virtuellen Zeug drin, dabei findet das Leben hier statt. Das gab mir irgendwann zu denken». Auf die Bemerkung, dass er sozusagen ein Youtube-Star sei, antwortet er: «Nur ein kleiner», und lacht.
Demeter bietet wirtschaftliche Vorteile
Den Betrieb auf Demeter umgestellt hat Christian Müller aus ideologischen und wirtschaftlichen Gründen. Die ganze Geschichte mit den Planeten habe ihn interessiert. «Wenn ein Mond mit Ebbe und Flut das Meer verschieben kann, dann wirkt er auch auf Boden, Pflanzen und Tiere.» Aber natürlich habe der wirtschaftliche Faktor mitgespielt, denn gerade bei den Ackerkulturen sei der Preis bei Demeter schon noch etwas besser.
«Wenn ein Mond mit Ebbe und Flut das Meer verschieben kann, dann wirkt er auch auf Boden, Pflanzen und Tiere.»
Christian Müller, Betriebsleiter «Frohwies»
Vor dem Betrieb fallen die gedeckten Kompostmieten auf. Es ist Mist aus dem Tiefstreustall, den er vor der Ausbringung zwischenlagert. So erhält Christian Müller Rottemist, also eine Art Mistkompost, aber ohne die Mieten zu wenden. Er hat sich dagegen entschieden, weil es erstens viel Energie brauche und zweitens bei jedem Durchgang rieche: «Das finde ich, sollte nicht in die Luft raus», so Müller.
Rottemist stärkt Boden
Den verrotteten Mist setzt Christian Müller in praktisch allen Kulturen ein. Beim Mais zum Beispiel arbeitet er ihn vor der Saat in den Boden ein und dies möglichst oberflächlich, um damit das Risiko von Fäulnisprozessen zu minimieren. Bei den Wiesen setzt er im Frühling auf die Gülle, erst nach dem ersten Schnitt macht er eine Mistgabe. Die Ausbringung nach dem Heuen hat sich auf seinem Betrieb bewährt. «Wenn ich dann den Mistkompost ausbringe, habe ich im dritten Schnitt wirklich auch noch einen guten Ertrag. Auch für den Herbst habe ich länger Reserve und auch im Frühling wird es relativ schnell wieder schön grün.»
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Durch die Mistgabe bemerkte er auch einen Einfluss auf die Böden. Diese seien flexibler und weniger anfällig auf Stresssituationen wie Trockenheit oder Nässe geworden und haben eine grössere Speicherkapazität.
Für die Zukunft plant Christian Müller, den Betrieb so vielseitig zu erhalten wie jetzt. «Ich habe das Gefühl, so ist man noch etwas besser abgesichert gegenüber unvorhersehbaren Ereignissen.» Was er sicher weiterhin machen werde, ist, den Mist umzusetzen und zwischenzulagern.