In der Landwirtschaft fallen viele Folien an. Anstatt sie zu verbrennen, können sie recycelt werden. Ein ambitioniertes Ziel hat sich diesbezüglich die Initiative Erntekunststoffe Recycling Deutschland (ERDE) gesetzt. Sie verpflichtet sich bis 2022 65 Prozent der in unserem Nachbarland auf den Markt gebrachten Silo- und Stretchfolien zu recyceln.
Folienhersteller sind an Bord
Aktuell sammelt ERDE laut eigenen Angaben bereits knapp 35% der gebrauchten Silo- und Stretchfolien und führt diese zu 100% der stofflichen Verwertung zu. Das heisst, aus den Folien entstehen Kunststoffgranulate und daraus wieder Produkte wie Agrar- und Baufolien, Bewässerungsschläuche und Müllbeutel.
ERDE – 2014 gestartet – ist eine Initiative der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK). Mitglieder der Verbände des Agrarhandels und der Lohnunternehmen bauten in Zusammenarbeit mit dem Systembetreiber RIGK GmbH landesweit rund 450 ERDE-Sammelstellen auf. Dort können Landwirte Flachsilo- und Unterziehfolien sowie Siloschläuche, Silostretchfolien und Netzersatzfolien abgeben. Wenn genügend Material auf einem Hof anfällt, werden die Folien direkt beim Bauern abgeholt. Die 16 Agrarfolien-Hersteller, die bis heute bei ERDE Mitglied sind, subventionieren die Rücknahme. «Unser Ziel ist es, den Landwirten flächendeckend eine kostengünstige Lösung anbieten zu können», erklärt Boris Emmel, Systemverantwortlicher für ERDE bei der RIGK GmbH. Je nach Region sei das Recycling via ERDE für den Bauern rund 30 bis 50 Prozent billiger als die herkömmliche Entsorgung, wo die Folien anschliessend verbrannt würden. Die gebrauchten Folien müssen besenrein und von grobem Schmutz befreit abgegeben werden. 70 Prozent
davon werden in Deutschland recycelt, die übrigen 30 Prozent in weiteren EU-Staaten.
Neu auch Spargelfolie
Künftig soll das Rücknahme- und Verwertungssystem auch Rundballennetze, Mulch- und Spargelfolien integrieren. Bei letzteren startet ERDE zu Beginn der Spargelsaison 2020 ein Pilotprojekt. Ziel ist es, im kommenden Jahr rund 200 Tonnen schwarze bzw. weisse Folie zu sammeln und zu recyceln. Dafür kooperiert ERDE mit dem Folienhersteller Reyenvas S.A. und der Wurth Pflanzenschutz GmbH, einem Vertriebspartner von Reyenvas in Deutschland.
Folien schon auf dem Feld schlitzen
Die Spargelbauern können gebrauchte Folien entweder auf dem Gelände von Wurth in Appenweiher (Bundesland Baden-Württemberg) abgeben, oder sie werden direkt auf dem Hof abgeholt. Besenreine, geschlitzte und entkernte Spargelfolien werden recycelt und den Spargelbauern ein entsprechendes Zertifikat ausgehändigt. Folien, die diesen Kriterien nicht entsprechen, müssen thermisch verwertet werden. Ziel sei es, die Folien bereits auf dem Feld zu schlitzen, erklärt Boris Emmel. Sonst sei das Recycling aufgrund des hohen Verschmutzungsanteils nicht möglich, man rechne bei ungeschlitzten Folien mit vier Teilen Mineralik und lediglich einem Teil Folie.
Zielsetzung ist es, weitere Spargelfolienhersteller für die Initiative zu gewinnen, um zukünftig eine flächendeckende Sammlung und Verwertung anbieten zu können. Anfang Jahr finden entsprechende Gespräche statt.
Weitere Informationen:
www.erde-recycling.de