Äpfel gehören zu den Kulturen mit der höchsten Behandlungsintensität, konstatiert Agroscope in einem Beitrag in «Agrarforschung Schweiz». Die pro Hektare ausgebrachten Mengen an Pflanzenschutzmitteln (PSM) seien in Apfelplantagen am höchsten. Das liege einerseits daran, dass das Befallsrisiko bei mehrjährigen Kulturen erhöht ist. Andererseits stellen Handel und Konsum hohe Anforderungen an die Früchte, die zudem lange haltbar sein sollen. Es bestehe mit dem Ziel einer Reduktion der Risiken im Zusammenhang mit PSM vor Augen Bedarf an alternativen Massnahmen für den Pflanzenschutz, schlussfolgern die Studienautoren.
Verschiedene Folgen beachten
Wie so oft geht die Reduktion von PSM in der Apfelproduktion mit Zielkonflikten einher. Manche alternativen Vorgehensweisen würden beispielsweise mehr Material, Energie, Geld oder Arbeitsaufwand erfordern, heisst es weiter. Das hat wiederum einen Einfluss auf die am Ende resultierende Umweltwirkung, genauso wie eine allenfalls kleinere Ernte und geringere Qualität der Äpfel. Um Nebeneffekte miteinzubeziehen, haben die Forschenden drei verschiedene Pflanzenschutzstrategien basierend auf verschiedenen Kriterien mit einer Referenz verglichen.
Konventionell, innovativ oder Bio
Die Agroscope-Forschenden untersuchten folgende Strategien:
Innovative Strategie: reduzierter PSM-Einsatz ohne Ertragseinbussen, unter Verwendung von robusten Sorten, Regenfolie, Insektennetz, alternativen PSM und mechanischer Unkrautbekämpfung.
Konventionelle Strategie: Maximale Erträge dank zusätzlichem PSM-Einsatz, Dünger und Bewässerung.
Biologische Strategie: Bio-Produktion mit rund einem Drittel weniger Ertrag und doppelt so hohen Produzentenpreisen.
Referenzstrategie: Durchschnittlicher Anbau in der Schweiz im Jahr 2018 gemäss dem ÖLN.
Man berechnete 13 Indikatoren sowohl für ökotoxikologische Risiken als auch die ökologischen und wirtschaftlichen Folgen der jeweiligen Vorgehensweise.
Keine Vorteile ohne Nachteile
Die Analyse zeigt, dass Zielkonflikte in allen Strategien auftauchen. «Keine der untersuchten Pflanzenschutzstrategien schnitt bei allen berücksichtigten Indikatoren besser ab als alle anderen», fassen die Forschenden ihre Ergebnisse zusammen.
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So lasse sich zwar mit innovativen Ansätzen Einsatz und Risiken durch PSM reduzieren, es resultierten aber mehr Treibhausgasemissionen und ein kleineres Arbeitseinkommen. Der Hauptgrund dafür seien die Kosten und Emissionen, die im Zusammenhang mit Regenfolien und Insektennetzen entstünden. Ein solches Vorgehen würde sich betriebswirtschaftlich nur lohnen, wenn es zusätzliche Anreize wie etwa einen höheren Verkaufspreis für die so angebauten Äpfel gäbe. Ein Verzicht auf fossile Brennstoffe könnte auf der anderen Seite die erhöhten Treibhausgasemissionen bei der innovativen Strategie wieder reduzieren.
Auch konventionell und Bio mit Nachteil
Die konventionelle Strategie steigerte das Arbeitseinkommen, aber die Treibhausgasemissionen ebenso, v.a. durch die Bewässerung. Ausserdem werde die Biodiversität reduziert.
Bei Bio schlussendlich sehen die Forschenden einen Haken bei den Umweltauswirkungen pro Kilo Äpfel. Die seien als Folge der kleineren Erntemengen höher. Hingegen sanken Einsatz und Risiken von PSM und das Arbeitseinkommen stieg bei der biologischen Produktion.
Nicht nur einen Fokus haben
Agoscope zieht aus dieser Gesamtbetrachtung den Schluss, dass man sich bei der Optimierung der Pflanzenschutzstrategie nicht auf einzelne Aspekte fokussieren sollte. Vielmehr gelte es, verschiedene Kriterien zu berücksichtigen.
Ausserdem müssten, um ohne grössere Kompromisse den PSM-Einsatz und ökotoxikologische Risiken zu reduzieren, neben den Landwirten auch Handel und Konsum aktiv werden. Die Autoren nennen folgende Ansatzpunkte:
- Robuste Sorten einführen.
- Lagerzeiten und Verluste reduzieren durch mehr saisonalen Apfelkonsum.
- Akzeptanz für rein kosmetische Schäden an den Früchten.
- Beiträge für alternative Pflanzenschutz-Methoden.