Im Zentrum des internationalen Jahres für Pflanzengesundheit (siehe Kasten) steht in der Schweiz, das Einschleppen von neuen Krankheiten und Schädlingen zu verhindern.

Waren- und Personenverkehr wächst

Die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) beschlagnahmt an den Flughäfen Genf und Zürich zusammen mit dem Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst (EPSD) immer grössere Mengen Früchte, Gemüse und Blumen. Seit dem 1. Januar 2020 ist die Einfuhr von Pflanzen und lebenden Pflanzenteilen von ausserhalb der EU verboten, wenn kein entsprechendes Pflanzengesundheitszeugnis vorliegt.

Die Zollstellen der drei grossen Landesflughäfen haben bislang in 460 Fällen zirka 2,7 Tonnen Pflanzliche Ware beschlagnahmt. Der Grossteil davon seien Früchte und Gemüse, sagte Peter Zellweger, Dienstchef am Flughafen Zürich an der Pressekonferenz am Inforama in Zollikofen BE. «Die meisten Reisenden verzichten freiwillig auf die Ware.» Meistens handle es sich um Personen, die sich nicht über die Einfuhrbestimmungen informiert hätten. Oft würden auch Mischsendungen gefunden, die zusätzlich noch Fleisch oder verbotene Medikamente enthielten.

Landwirtschaft, Wald und Gartenbau betroffen

Bei Nahrungsmitteln können eingeschleppte Schadorganismen massive Einbussen zur Folge haben. Allein im Obstbau beliefen sich die Schäden durch die Marmorierte Baumwanze im Jahr 2019 gemäss Branche auf über 3 Millionen Franken. Bei Birnen kam es zu Ausfällen von bis zu 25 Prozent der Ernte.

Der Schweizer Bauernverband will das Jahr nutzen, um über das Thema Pflanzenschutz und -gesundheit zu informieren, etwa über die vielen vorbeugenden Massnahmen der Bauern. «Das Thema Pflanzenschutz ist zuoberst auf der Agenda in der agrarpolitischen Diskussion», sagte der designierte SBV-Direktor Martin Rufer an der Pressekonferenz. Gegenwärtig sei die Schweizer Landwirtschaft auf «gezielten und massvollen Einsatz von Pflanzenschutzmittel» angewiesen.

Im Wald verursachen das Eschentriebsterben und verschiedene andere, für Föhren schädliche, ebenfalls eingeschleppte Pilze Probleme. Auch der Garten- und Landschaftsbau, die Baumschulen und die Zierpflanzenproduktion sind von eingeschleppten Schädlingen und Krankheiten betroffen. Grosse Sorgen bereitet der Branche das Bakterium Xylella fastidiosa, das in Italien grossflächig Olivenbäume zum Absterben bringt. Es befällt auch Oleander, Lavendel, Kirschbäume und Reben.

Erfolgsbeispiel Laubholzbock

Es gibt aber auch Erfolgsgeschichten. Paul Steffen, Vizedirektor des BAFU, wies auf den Kampf gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer hin. Der Laubholzbock hat den Bund, die Kantone und die Gemeinden den letzten neun Jahren stark beschäftigt. Vier Befälle traten im Freiland auf. «Nachdem der Asiatische Laubholzbockkäfer sofort durch die Kantone und Gemeinden entschlossen bekämpft wurde, ist er seit Ende 2019 getilgt», sagte Steffen. Die Bekämpfung habe 6,9 Mio Franken gekostet, «weiss Gott ein stolzer Betrag». Auch die Bevölkerung habe - etwa durch Beobachtungen - geholfen.

Familiengärtner und Bevölkerung wichtig

Auch Hobbygärtner(innen) engagieren sich für den Schutz der Pflanzengesundheit. Sie können als aufmerksame Naturbeobachter zur Früherkennung beitragen.

Und auch die Bevölkerung kann einen wichtigen Beitrag leisten: Reisende, die aus Ländern von ausserhalb der Schweiz zurückkehren, sind aufgefordert, keine Pflanzen, Früchte, Gemüse, Schnittblumen und Samen mit nachhause zu nehmen. Am Zoll müssen diese seit dem 1. Januar 2020 abgegeben werden.

 

International Year of Plant Health

Das internationale Jahr der Pflanzengesundheit (International Year of Plant Health IYPH) wurde von der UNO ausgerufen und im Dezember 2019 in Rom gestartet. In der Schweiz beteiligen sich neben den nationalen Partnern zahlreiche naturhistorische Museen, botanische Gärten, kantonale Dienste und sowie andere Akteure am IYPH. Der nächste nationale Anlass ist die Enthüllung einer Sonderbriefmarke am 12. März durch die Schweizer Post. Weitere Informationen: www.pflanzengesundheit.ch