Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL-FP) lobt den Klettgau als eine Region, in der seit 40 Jahren in einer modellhaften Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz ein dichtes Netz von Biodiversitätsförderflächen habe aufgebaut werden können. «Das Nebeneinander von intensiver Produktion und Naturschutz stellt einen Leuchtturm für die Biodiversitätsstrategie der Schweiz dar», heisst es in einer Mitteilung zur Landschaft des Jahres 2023.
Mehrere Preisträger
Jene, die den Klettgau von der einst stark ausgeräumten Kornkammer des Kantons Schaffhausen zu einem Beispiel für gelungenen Artenschutzes gemacht haben, werden nun vom SL-FP geehrt. Preisträger sind demnach die Vogelwarte Sempach (Projektleiter Markus Jenny) und eine Gruppe IP-Suisse-Bauern: Reiner Gysel und Bernhard Gysel aus Wilchingen, Fritz Uehlinger aus Neunkirch, Andreas Walter und Stefan Weber aus Löhningen und Hans Kübler-Kübler aus Siblingen. Der Preis für die Landschaft des Jahres ist mit 10'000 Franken dotiert, gestiftet vom Migros-Genossenschaftsbund und Balthasar Schmid aus Meggen LU. Eine besondere Würdigung gebühre ausserdem dem kantonalen Planungs- und Naturschutzamt.
Viele Arten profitieren
In der «Agrarlandschaft im Zeichen der Biodiversität», wie die SL-FP den Klettgau betitelt, profitieren zahlreiche Arten vom gemeinschaftlichen Engagement. So haben etwa Feldhasen in der Region die höchsten Populationen erreicht und verschiedene bedrohte Brutvögel (Goldammer, Dorngrasmücke oder Schwarzkehlchen) finden passende Lebensräume. Gleichzeitig wurden Bauern stark eingebunden, was sich in zahlreichen Vertragsabschlüssen ausdrückt. «Auch die Landschaft hat an Vielfalt, Charakter und Schönheit gewonnen», ergänzt die Jury.
Die Skepsis bröckelte
Nach wie vor sei der Klettgau aber eine Agrarlandschaft mit starkem Fokus auf der Produktion von Lebensmitteln. Die anfängliche Skepsis unter den Landwirten habe bald gebröckelt dank ausgebautem Direktzahlungssystem und den für alle sichtbaren Erfolgen der Massnahmen.
Nicht zuletzt brachte der Naturschutz in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft wertvolle Erkenntnisse im Bereich der Biodiversitätsförderung. Basierend auf den Erkenntnissen aus dem Klettgau haben Studien geschlussfolgert, dass Feldhasen und einige Brutvögel ab einem Wert von 6-9 Prozent wertvoller BFF wirkungsvoll gefördert werden. Auf Ebene der ganzen Landschaft (mit Flächen ausserhalb der LN) sollten dafür mindestens 14 Prozent der Flächen naturnah sein.
Mehr über die Landschaft des Jahres 2023 erfahren Sie hier.
Das Klettgauer Erfolgsrezept
Folgende Punkte haben laut SL-FP zur erfolgreichen Artenförderungen im Klettgau beigetragen:
- Gezielte Fördermassnahmen dank langjähriger Daten zu Feldhasen- und Brutvogelbeständen.
- Aufwertung und Vernetzung durch lineare Elemente (Streifen) und flächige Lebensräume.
- Generelle Extensivierung des Anbaus durch Reduktion und Verzicht bei Pflanzenschutzmitteln, Biolandbau, integrierter und ressourcenschonende Produktion.
- Gute Kommunikation und Aufzeigen der Wirksamkeit der Massnahmen an Veranstaltungen und Exkursionen.
- Erfolgreiche Vermittlung neuer Kulturen wie Emmer und Einkorn an die Landwirte.
Vor dem kantonalen Vernetzungs- und Artenförderungsprojekt gab es im Klettgau einen erfolglosen Versuch zur Rettung des Rebhuhns. In einem der drei Projektgebiete bestand
ökologischer Handlungsbedarf wegen zu hoher Nitratwerte im Trinkwasser. Insofern feierte die Artenförderung auf insgesamt 13,6 km2 (davon 12 km2 innerhalb der LN) erst im zweiten Anlauf Erfolge.