Kürzlich berichtete die BauernZeitung unter dem Titel "Hübsche Blume, böse Blume" über das Einjährige Berufkraut. Darauf meldete sich Bäuerin Brigitte Gross aus Ins BE mit dem Wunsch nach einem vergleichbaren Artikel über das ähnliche Kanadische Berufkraut: "Auf einer unserer Weiden ist es ein grosses Problem", sagt Gross. Wenn sie beim Ausreissen eine Pflanze übersehe, stünden dort nächstes Jahr dreissig davon. "Dieser Neophyt bereitet sich explosionsartig aus."
Alle einzeln von Hand ausreissen
Das Problem sei aus ihrer Sicht die Nähe der betroffenen Weide zur Kantonsstrasse und der Bahnstrecke. Weil entlang der Strasse und der Gleise viel seltener als noch vor ein paar Jahren gemäht würde, könne sich das Kanadische Berufkraut ungestört ausbreiten.
Die Bekämpfung ist aufwendig: "Wir haben dieses Jahr um die 1000 Franken Lohn- und Entsorgungskosten dafür gehabt." Brigitte Gross und ihre Helfer reissen die Pflanzen einzeln von Hand aus und entsorgen sie im Container.
Keiner weiss Rat
Sie hat auch sonst schon viel unternommen. Sie meldete sich beim Strasseninspektorat, wo es hiess, man habe leider zu wenig Personal, um die Strassenborde öfter zu mähen. Pro Natura wies auf die kantonalen Fachstellen hin, das Strasseninspektorat usw. und auch auf Freiwilligengruppen in gewissen Gemeinden.
Bei der Abteilung Naturförderung beim Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern sagte man ihr, dass "die eigene Pflegeequipe den immer grösser werdenden Aufwand leider nicht bewältigen kann", dass man aber nach weiteren Lösungen suche. Gross meldete sich im Juni mit einigen Fragen beim Berner Bauernverband, von wo sie noch auf eine Antwort warte.
Weideübersaat machen
Auch im Kanton Zürich hat sich das Kanadische Berufkraut vom letzten auf dieses Jahr stark verbreitet, wie Fiona Cimei von der Fachstelle Pflanzenschutz am Strickhof auf Anfrage sagt. Das könnte allenfalls am Hitzesommer 2018 gelegen haben: "Ich kann mir vorstellen, dass es sich gut durchsetzen konnte, weil viele Wiesen im letzten Herbst als Folge der Trockenheit lückig waren." Eine Pflanze hat bis zu 250 000 Samen, also fünfmal mehr als das Einjährige Berufkraut. Die Sämchen sind klein, leicht und deshalb wahre Flugtalente. Allerdings ist die Pflanze längst nicht so konkurrenzfähig wie das Einjährige Berufkraut und kann sich gerade in dichteren Beständen nicht etablieren.
Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es ausser Jäten noch? "Ist eine Weide betroffen, könnte man eine Weideübersaat machen, so dass der Bestand wieder dichter wird", sagt Fiona Cimei. Im Notfall wäre auch das Umpflügen eine Möglichkeit. Sollte es sich bei der betroffenen Fläche allerdings um Biodiversitätsförderflächen handeln, muss vor dem Umbruch eine Sonderbewilligung bei der zuständigen Stelle eingeholt werden. Auch gebe es im Gegensatz zum Einjährigen Berufkraut ein, zwei chemische Mittel, die gut wirken. "Weil man diese nicht sehr gezielt ausbringen kann, empfehle ich das aber eher weniger."