Beim Netto Null Ziel bis 2050 des Bundesrats sind Negativemissionstechnologien (NET) fix eingerechnet. Sie sollen Treibausgase vor allem aus der Landwirtschaft oder gewissen industriellen Prozessen wie der Zementherstellung ausgleichen, die als nicht oder nur schwierig vermeidbar gelten. Eine Studie der Empa im Auftrag von TA-Swiss, der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung hat die fünf bekannten NET auf Machbarkeit, Wirksamkeit, Kosten, Ressourcenverbrauch und ihre Wirkung auf Umwelt sowie Bevölkerung untersucht.
Z. B. im Boden oder im Wald
Die Autoren beschäftigten sich mit folgenden NET:
- Speicherung von CO2 als Biomasse im Wald und Verwendung von Holz
- Speicherung in Form von Humus im Boden und Einsatz von Pflanzenkohle
- Abscheidung und Speicherung von CO2 bei der Verbrennung von Biomasse
- Entnahme aus der Luft und Speicherung
- Beschleunigte Verwitterung von Abbruchbeton und Gestein
Nur bis die Böden gesättigt sind
Als Beispiele für Bewirtschaftungsmethoden für den Humusaufbau nennt die Empa die minimale Bodenbearbeitung, verbesserte Fruchtfolgen, Ernterückstände auf dem Feld lassen, tiefwurzelnde Pflanzen anbauen, Äcker zu Grünland umwandeln, Agroforst und eingearbeitete Pflanzenkohle. Das Potenzial für die Speicherung von CO2 im Humus schätzt man auf 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr, allerdings nur, bis die Böden gesättigt sind, was nach wenigen Jahrzehnten der Fall sei. Mit Agroforst auf 13,3 Prozent der LN sollen sich bis zu 13 Prozent der landwirtschaftlichen Treibhausgase kompensieren lassen, mit Pflanzenkohle bis zu 2,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
Zum Vergleich: 2021 wurden in der Schweiz laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) rund 36 Millionen Tonnen CO2 ausgestossen, andere Treibhausgase nicht eingerechnet. Mit direkter CO2 -Abscheidung und Speicherung sollen insgesamt 2'500 Millionen Tonnen CO2 in chemischen Bindemitteln irgendwo tief unter der Erde entsorgt werden können.
Mit Risiken und gewissen Kosten verbunden
Neben den bekannten Chancen von Humusaufbau, Pflanzenkohle und Agroforst (z. B. bessere Bodenqualität, weniger Erosion usw.) sehen die Autoren Risiken: So könne einmal gebundener Kohlenstoff durch menschgemachte Störungen oder Klimaveränderungen aus Böden schnell wieder freigesetzt werden, in Agroforst-Systemen könnte der Ertrag sinken und die Produktionskosten steigen. Bei der Pflanzenkohle wird befürchtet, dass Schadstoffe in den Boden gelangen können oder ihre Produktion andere NET konkurrenziert, da Biomasse verkohlt wird. Mit je nach Quelle zwischen 0-88 $ /Tonne CO2 bzw. 10-135 $ /Tonne CO2 für Bodenmanagement respektive das Einarbeiten von Pflanzenkohle scheinen diese NET aber vergleichsweise günstig.
«Um das Potential der unterschiedlichen Technologien zu bestimmen, sind weitere Untersuchungen nötig», hält die Empa fest.
Nur eine Ergänzung
Lösen lässt sich das Problem des immer extremer werdenden Klimawandels mit NET eindeutig nicht. Die Studienautoren sehen sie nur als Ergänzung zur Reduktion der Emissionen, um Netto Null zu erreichen. Daher sei es wichtig, für die beiden Ansätze getrennte Ziele festzulegen. Ausserdem werde ein einzelnes NET-Verfahren nicht ausreichen, um genügen schwer oder nicht vermeidbare Emissionen zu kompensieren, es brauche alle – nach Ansicht der Empa wird also auch die Land- und Forstwirtschaft auf diese Weise gefordert sein, ihren Beitrag zum Netto-Null-Ziel zu leisten.
Die Reduktion des CO2-Ausstosses müsse allerdings zentral bleiben, da das günstiger sei, als das CO2 nachträglich wieder aus der Luft zu holen.