«Viele Landwirte haben noch das letzte Jahr im Kopf, sie wollen nicht zu spät sein und fahren heuer zu früh hinein», beschreibt Hanspeter Hug, Berater am zürcherischen Strickhof, die Situation im Futterbau. Seiner Ansicht nach ist es bei vielen Betrieben noch zu früh für den ersten Schnitt.
Böden noch zu nass
Die Karten der Bodenmessnetze leuchten vielerorts noch rot, wie zum Beispiel beim Bodenmessnetz. Alle Mess-Standorte sind noch sehr stark wassergesättigt. Ob sie auf das Wochenende genügend abtrocknen, ist fraglich. Fährt man jetzt drauflos, besteht laut Hanspeter Hug das Risiko, dass man die Wiese zu stark «verkarrt», den Boden verdichtet und dass der Nachwuchs darunter leidet. Solche Erfahrungen haben Landwirte gemacht, die letztes Jahr zu früh gemäht haben: Bei ihnen litten die Folgeerträge.
Zu wenig Struktur und zu tiefe Erträge
Gemäss Hanspeter Hug vergeben Landwirte, die jetzt zu früh mähen, Struktur und Ertrag. «Die Ware, die jetzt geerntet wird, hat nur etwa 12 bis 14 % TS.»
Der erste Schnitt ist also momentan eindeutig noch zu jung. Wenn man jetzt zu früh schneidet, läuft man Gefahr, dass beim zweiten oder gar beim dritten Schnitt die Qualität umso schlechter wird. Hug beobachtet zudem immer häufiger, dass solche Betriebe dann ihren Strukturgehalt in der Ration dann mit Stroh aufbessern müssen. Für diese Betriebe lohne es sich allemal, den ersten Schnitt etwas später durchzuführen.
Beim Ertrag rechnet Hug mit Werten zwischen 10 und 20 dt/ha. «Hier frage ich mich schon, ob man die 300–350 Franken an Mäh-, Zett- und Schwadkosten, die pro Hektare anfallen, wieder reinholt.» Wenn man Geld verdienen will, sollte man laut Hug darum nicht einfach drauflos mähen.
Ein Schnitt wird in den folgenden zwei Fällen empfohlen
Hanspeter Hug empfiehlt in folgenden zwei Situationen einen Schnitt:
- Lenkungsschnitt bei einer Neuansaat. Hier muss man schneiden, damit Unkräuter wie Ehrenpreis oder Vogelmiere nicht überhandnehmen.
- Für einen Heubetrieb lohnt sich allenfalls ein gestaffelter erster Schnitt. Dieser könne allenfalls auf einer Kunstwiese, keineswegs aber auf einer Naturwiese durchgeführt werden.
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Mechanisierung ist entscheidend
Etwas entspannter sieht Martin Zbinden, Berater am bernischen Inforama, die Sache. Vom Entwicklungsstadium her seien die Bestände an einigen Lagen bereits am Anfang des Rispenschiebens. «Einer gut entwickelten Italienisch-Raygras-Wiese, bei der 50 % der Pflanzen das Stadium des Rispenschiebens erreicht haben, täte eine jetzige Mahd gut. Solche Bestände tendieren sonst später zur Lagerung und sie beginnen, von unten an zu verfaulen», kommentiert Zbinden die Situation.
Folgendes soll zusätzlich beachtet werden:
- Vernässung der Parzelle mitberücksichtigen; bei vernässten Parzellen lohnt es sich, zuzuwarten.
- Verwendung des Materials, bei einer Nutzung als Heu könne sich die Mahd eher lohnen. Allerdings müsse man dann auch über eine schlagkräftige Trocknung verfügen. Wird siliert, soll man eher auf bessere Bodenbedingungen warten.
- Der Löwenzahn ist an vielen Orten in der Vollblüte. Beim Mähen mit dem Aufbereiter auf den Bienenflug achten.