Zwei blonde, sauber geflochtene französische Zöpfe, ein sportliches Wanderoutfit und ein offenes Lächeln: So kennt man Nicole Bircher aus dem Fernsehen. Die Nidwaldnerin führt seit zwei Jahren durch die Sendung «landuf, landab», die der Fernsehsender SAT.1 ausstrahlt.

Was man nicht sieht: Nicole Bircher zieht auch hinter den Kulissen die Fäden. Sie und ihr Geschäftspartner Stefan Hänni produzieren alle Folgen mit ihrer Firma Motion Production selbst. «Ich wollte nie eine eigene Firma haben», erzählt sie. «Doch heute möchte ich nicht mehr zurück.»

Kennengelernt haben sich Nicole Bircher und Stefan Hänni bei einer Arbeit für eine lokale Produktionsfirma. Als diese Konkurs ging, entschieden sie sich kurzerhand für die Selbstständigkeit. «Wir hatten den Vorteil, in der Region Luzern etabliert zu sein, die Leute kannten uns. Das wollten wir nutzen.»

Klare Arbeitsteilung

Das war vor fünfeinhalb Jahren. Inzwischen steht ihr Unternehmen auf drei soliden Standbeinen: Spots und Filme für Unternehmen, Produktionen für TV-Sendungen und Eventmoderationen. Jetzt im Juni steht die Produktion für die Sommer-Staffel von «landuf, landab» auf dem Plan: In jeder der 15-Minuten-Folgen werden Menschen und Besonderheiten einer Schweizer Region vorgestellt.

Zu sehen ist «landuf, landab» nur in der Schweiz. Im deutschen Sendegebiet werden während dieser Zeit Nachrichten ausgestrahlt. Die eigentlichen Produktionskosten finanzieren Sponsoren, SAT.1 stellt den Sendeplatz zur Verfügung.

Ein Jahr im Voraus

Die Vorarbeiten für die Sendung beginnen ein Jahr im Voraus. Pro Folge rechnet das Team mit einer Woche Arbeit: einen Tag Drehbuchschreiben, ein bis zwei Tage fürs Filmen vor Ort und rund drei Tage für Schnitt und Vertonung. Fest steht bereits, dass es diesen Sommer ins Titlis-Gebiet geht, nach Grächen, auf den Pizol, nach Zurzach und in die Gegend rund um Luzern, Weggis und Vitznau. «Unter anderem drehen wir auf fast 4000 Metern Höhe. Um sicher zu sein, dass wir mit dem Equipment im Gepäck überhaupt so hochkraxeln können, haben wir extra ein Höhentraining absolviert.»

Bei Motion Production gibt es eine klare Arbeitsteilung: Stefan Hänni ist für das Filmtechnische zuständig. Nicole Bircher für alles andere. «Ich mache wirklich alles», lacht sie. «Administration, Kundenakquise, Marketing, Website. Ich schreibe auch die Drehbücher, das habe ich mir selber beigebracht.» Manchmal laufe es dabei gut, manchmal sei es ein zähes Ringen.

Doch die Freude an der Arbeit überwiege, ganz klar. «Mir ist es sehr wichtig, dass ich das, was ich mache, auch gern mache. Sonst ist es Zeit für eine Veränderung.» Eigenständigkeit ist den beiden Geschäftspartnern auch bei den Finanzen wichtig: «Wir setzen zu 100 Prozent auf Eigenkapital. In neues Equipment wird nur investiert, wenn wir das Geld dafür haben.»

Auf das eigene Herz hören

Nach über fünf Jahren Selbstständigkeit habe sie gelernt, auch mit schwierigen Situationen umzugehen und nicht mehr das Gefühl, sich beweisen zu müssen. Der Start sei allerdings harzig gewesen. «Als wir mit der TV-Sendung anfingen, wollte kein Sponsor einsteigen. Ich erhielt x Absagen und zweifelte oft am Konzept und an mir. Doch irgendwann klappte es.»

Allen, die sich selbstständig machen möchten, rät Nicole Bircher, sich nicht von Rückschlägen einschüchtern lassen. «Wichtig ist, aufs eigene Herz zu hören und das Ziel nicht aus den Augen zu lassen. Langsam anfangen und nicht gleich viel Geld in eine teure Ausrüstung stecken. Die Gesellschaftsform bewusst wählen und die Altersvorsorge nicht aus den Augen lassen. Und nicht zuletzt: Sich mit einem Umfeld umgeben, das einen mitträgt und es einem nicht krummnimmt, wenn man gerade in der Anfangszeit viel übers Geschäft spricht.»

Kein Party-Typ

Sie selbst sei gut aufgehoben, erzählt die 36-Jährige. Zum einen bei ihrem langjährigen Lebenspartner in Luzern. Zum anderen bei Freunden und Familie in Stansstad, wo sie aufgewachsen ist. Entspannen kann sie sich zudem beim Yoga, beim Wandern, beim Zusammensein mit Freunden – und beim Nichtstun.

«Ich bin eher der gemütliche Typ, nicht so die Party-Gängerin.» Kinder kann sie sich gut vorstellen, für ihr Geschäft hat sie keine konkreten Pläne, aber schon viele Idee. «Zum Beispiel meine eigene Mützenkollektion. Doch ich will immer nur eins nach dem anderen realisieren, sonst verzettele ich mich.»

Weitere Informationen:
www.nicolebircher.ch