Behäbige Riegelhäuser und traditionelle, gepflegte Gärten schmücken seit Jahrhunderten das Thurgauer Landschaftsbild. Seit diesem Frühling können sie auf einem speziellen Rundweg entdeckt werden, geführt oder auf eigene Faust.
Hinter dem Angebot stehen das Berufs- und Beratungszentrum Arenenberg und das internationale Gartennetzwerk «Bodenseegärten».

«Bauerngärten liegen im Trend», weiss Monika Grünenfelder, Geschäftsführerin der Bodenseegärten. «Das Projekt lief schon früher auf kleiner Flamme. Nun haben wir es erweitert und konkrete Tourenvorschläge zusammengestellt.»

Dazu gehören zum Beispiel eine Bauerngartentour im Oberthurgau oder verschiedene Touren für Velos, E-Bikes, Familien oder Wanderer. Die Gärten können zum Teil ohne Anmeldung besucht werden, bei anderen ist eine Besichtigung vom Gartenzaun aus möglich. Einige bieten Verpflegungsmöglichkeiten an oder eignen sich für Events.

Ziel der Bauerngarten-Route Thurgau ist es, das ländliche Kulturgut in und um die Bauerngärten zu erhalten und aufzuzeigen. Denn die Bauerngärten widerspiegeln die Geschichte einer Region. Monika Grünenfelder: «Uns war es wichtig, das Angebot mit den Gartenbesitzern zusammen zu entwickeln.

Inzwischen ist das Projekt ein Selbstläufer. Die Besitzer sind stolz auf ihre Gärten und melden sich von selbst an. Wir schauen dann, ob die Kriterien für einen Bauerngarten erfüllt werden. Bisher mussten wir noch keinen Garten ablehnen.»

Was macht den Bauerngarten zum Bauerngarten?

  • Er liegt neben einem Bauernhaus.
  • Er beherbergt Nutzpflanzen, wie Gemüse, Kräuter oder Beeren.
  • Er schmückt sich mit Zierpflanzen wie Sommerblumen, Stauden und/oder Sträucher.
  • Er ist von einer Einfriedung umgeben, zum Beispiel einer Hecke oder einem Zaun.
    Er lockt oft mit einem «Verweilort», wie einer Bank, oder einem Garten-
  • Sitzplatz.
  • Er darf ergänzt sein durch ein Gastronomieangebot oder auch einen Hofladen.

Schriftliche Überlieferungen zu Bauerngärten gibt es kaum. Die Gärten gehörten lange Zeit einfach zu den Bauernhäusern und dienten vorwiegend der Selbstversorgung. Umliegende Klöster wirkten oft als ­Impulsgeber. Die gartenkundigen Mönche und Nonnen gaben ihr Wissen an die Bäuerinnen weiter.

Gartenstolz

Auch Bea und Ueli Ackermann in Neukirch-Egnach gewähren Einblick in ihren rund 800 Quadratmeter grossen Garten. Das Bauernpaar hat seinen Betrieb vor einigen Jahren von Milchwirtschaft auf Obstbau umgestellt. «Und wir produzieren Schnitthortensien für die Blumenbörse», erzählt die gelernte Floristin Bea Ackermann.

Ihr Garten, der an ein altehrwürdiges Riegelhaus grenzt, ist geprägt von den klaren Linien der Buchs­hecken. Dazwischen wachsen üppige Staudenrabatten und Nutzpflanzen für den Eigenbedarf. Zum Garten gehört ein laubbewachsenes «Lusthäuschen» und ein Seerosenteich. Und natürlich die Fuchsien.

«Die sind mein Hobby», erklärt Bea Ackermann. «Ich hege und pflege über 100 unterschiedliche, teils rare und alte Fuchsiensorten.»
Die Zierpflanzen mit ihren typischen, farbenprächtigen Blüten wachsen in Kübeln und Töpfen. «Einige sind winterhart. Die anderen verfrachte ich zum Überwintern in den ehemaligen Kuhstall. Dabei hilft mir glücklicherweise mein Mann.»

Sich Zeit nehmen

Der Garten der Familie Ackermann kann jeweils am Mittwochnachmittag frei besichtigt werden. «Da ich auf dem Betrieb voll berufstätig bin, musste ich die Zeit einschränken.» Für angemeldete Gruppen bietet sie zudem eine Besichtigung der Schnitthortensien-Anlage an, inklusive Hortensientipps vom Profi.

«Die Pflege unseres Gartens ist schon aufwendig», bestätigt Bea Ackermann. «Gerade auch der Buchs. Doch mir gefällt er einfach. Vor allem im Winter, wenn Schnee auf den immergrünen Pflanzen liegt.» Sie seien beide stolz auf ihren Garten und freuen sich, ihn Besuchern zu zeigen, auch wenn gerade im Sommer viel zu tun sei. «Doch Zeit hat man sowieso zu wenig. Man muss es einfach gerne machen.»


Weitere Informationen:
www.bauerngartenroute-thurgau.ch