Das Kassensturz-Team filmte am 24. März an der Expo Bulle. Unter den Züchtern sei heuer wegen der neuen Regeln Nervosität zu spüren gewesen, hiess es im Fernsehbeitrag, der gestern Dienstag ausgestrahlt wurde. «Wenn es neue Regeln gibt, gibt es eine gewisse Unruhe», sagt Pascal Monteleone, Geschäftsführer des Verbandes der Holsteinzüchter im Beitrag. «Ich mache mir jedoch keine Sorgen, das kommt gut.»

Kassensturz berichtete auch über die Studie Steiner. Adrian Steiner und sein Team untersuchten an der Swiss Expo 2017, an der Tier & Technik 2017, an der Bruna 2017 und an der Swiss Red Night 2017 321 Schaukühe. 72 von den Kühen waren überladen. Das entspricht einem Anteil von 23 Prozent.

Seit Januar müssen bei jedem Wettbewerb die beiden erst platzierten Kühe direkt nach der Vorführung zum Ultraschall geführt werden. Tierärzte untersuchen ihre Euter auf Ödeme. Je nach Schweregrad des gefundenen Ödems (1 ist das leichteste, 3 das schwerste), hat das Konsequenzen für den Halter. 1. Grad bedeutet, die Kuh muss um vier Liter Milch erleichtert werden. Bei Grad 2 und Grad 3 muss die Kuh ganz gemolken werden, sie wird vom Wettbewerb disqualifiziert. Zudem kann ihr Besitzer angezeigt werden.

«Sanktionssystem viel zu milde»

Dieses Kontroll- und Sanktionssystem sei viel zu milde, kritisiert Julika Fitzi, Tierärztin beim Schweizer Tierschutz (STS) in der Sendung. «Die Kühe werden trotzdem gequält bis zum Punkt, wo sie vielleicht zufällig, weil sie eine der zwei bestklassierten sind, entdeckt werden.» Es sei ferner für einen Halter nicht tragisch, einer Kuh nach dem Wettbewerb vier Liter abzumelken. Fitzi versteht nicht, warum die Besitzer erst ab Schweregrad 2 mit Konsequenzen rechnen müssen.

Der STS war zwischen Januar und März 2018 an drei Schauen präsent. Dort habe man «Kühe mit manipulierten, völlig überladenen, schmerzhaften Eutern» dokumentiert, teilt der STS am Mittwoch mit. «Die tierquälerischen, gesetzeswidrigen Manipulationen der Züchter» seien von «von uneinsichtigen Richtern» prämiert wurden, heisst es in der Medienmitteilung.

Kassensturz berichtete auch wieder über das «Versiegeln» der Euter. Zugelassen ist laut ASR-Reglement nur achtprozentiges Collodium. Klar verboten ist Sekundenkleber. Tierärztin Fitzi sagt: «Niemand kann vor Ort prüfen, was in den Collodium-Behältern tatsächlich drin ist.» Es gäbe ausserdem immer noch Züchter, die Sekundenkleber einsetzten. 

Julika Fitzi wurde tätlich angegriffen - Strafuntersuchung läuft

«Offensichtlich greifen Kontrollen und Sanktionen nicht», bilanziert der STS in seinem Communiqué. Dies nicht zuletzt deshalb, weil es bei verschiedenen Richtern und Züchtern an der nötigen Einsicht fehle.

Für einige Züchter ist Julika Fitzi eine Persona non grata. An der Expo Bulle konnte die Tierärztin nur kurze Zeit in den Ställen unterwegs sein. Es habe Züchter gegeben, die sie vertreiben wollten, sagt sie gegenüber Kassensturz. «Es gab ein Handgemenge und kam zu Handgreiflichkeiten. Gott sei Dank waren Personen in meiner Nähe, die mich beschützt und heraus begleitet haben.» Auch der STS schreibt in seinem Communiqué, die Fachleute seien «massiv verbal und tätlich» angegriffen wordne. Gegen die Angreifer laufe eine Strafuntersuchung.

Andreas Aebi kündigt weitere Massnahmen an

Im Anschluss an den TV-Beitrag stellte sich Nationalrat Andreas Aebi den Fragen von Moderator Ueli Schmezer im Studio. Aebi ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR), von der das Schaureglement stammt. «Wir wollen nicht, dass Tiere leiden», hält Aebi fest. Bezüglich den Vorwürfen des STS sagt er: «Warum zeigt der Tierschutz niemanden an, wenn er ein Vergehen an einer Schau sieht? Das würde uns helfen.»

Den Vorwurf, die Züchter seien untätig, liess Aebi nicht gelten: «Wir haben in den letzten zwei Jahren mehr erreicht als in den letzten 20 Jahren.» Er kündet nach der Auswertung der Resultate der drei grossen Schauen aber auch weitere Massnahmen an, «zugunsten der Tiere».

jw