Etwa 50 Meter neben der Schaukäserei in Airolo TI steht ein neuer Stall. Es ist der Laufstall von
Nicola Pedrini. Vor gut einem Jahr im Juni startete dessen Bauphase. Dieser Stall ist ein ganz besonderes Projekt. Denn die
Familie betreibt neben der Milchwirtschaft Zucht und Handel von Ausstellungstieren.
Es war an der Zeit
Nicola hat den Betrieb vor drei Jahren übernommen. Sein Vater Ezio findet es gut, dass sein Sohn den Bau des Stalles in die Hände genommen hat. Denn dieser müsse ja schlussendlich damit leben können. Da der alte Anbindestall in Airolo-Nante, den er im Jahr 1979 selber gebaut hatte nun nicht mehr den Anforderungen des Tierschutzgesetzes entspricht, war es höchste Zeit für einen neuen Stall.
Der neue Laufstall wurde für 50 Kühe, 12 Aufzuchtrinder und 15 Kälber konzipiert. Nur die für Zucht und Ausstellungen selektionierten Rinder werden hier aufgezogen. Die anderen Tiere bleiben weiterhin im alten Stall in Nante.
«Der neue Stall ist ein Luxushotel für unsere Tiere», sagt Ezio Pedrini, der Vater. «Da wir Menschen sind, die nach vorne schauen, war es für uns klar, dass wir einen Laufstall bauen. Dabei geht es uns vor allem um das Tierwohl und die effizientere Arbeit. Gerade für Zuchttiere ist der Kuhkomfort sehr wichtig. Nur ein Tier, welches in Topform ist, kann auch super aussehen und Leistung bringen.»
Der Laufstall hat 48 Liegeboxen und 48 Fressplätze für die «normalen» Kühe. Für zwei Ausstellungskühe wurde zusätzlich ein Spezialabteil eingerichtet. Dort haben sie keine fixen Liegeboxen. Diese sind durch flexible Kunststoffstäbe getrennt, eine Neuheit bei den Stalleinrichtungen.
Es wäre nicht praktisch
Gemolken wird in einem Side-by-side-Melkstand mit acht Plätzen. So können die Pedrinis die Tiere jeden Tag anschauen, was für sie sehr wichtig ist, gerade bei Ausstellungs- und Zuchttieren. Ein Melkroboter wäre für die Pedrinis nicht in Frage gekommen: «Für einen Handels- und Zuchtbetrieb wäre das Melken mit einem Roboter nicht praktisch. Viele Tiere stammen von Be
trieben ohne Roboter. Ausserdem haben wir pro Jahr etwa 30 Erstmelkrinder. Der Aufwand wäre zu gross, alle Tiere an den Roboter zu gewöhnen», erklärt Ezio.
Etwas Neues versuchen
Als Boxeneinstreu wollen sie Strohpellets einsetzen. Dies ist ein Versuch. Die Betriebsleiter glauben, dass dadurch der Stall sauberer gehalten werden kann. Pellets würden sich bei einem System mit Vollspaltenboden und Reinigungsroboter besser eignen als langes oder gehäckseltes Stroh. Die Pedrinis wollen die Pellets direkt aus Italien importieren. Sie seien dabei nicht einmal teurer als normales Stroh.
Handarbeit bevorzugt
Wer sich den Stall ansieht, dem fällt auf, dass bis jetzt keine Kratzbürste montiert wurde. «Eine Drehkratzbürste kommt für uns nicht in Frage. Wir haben schon erfahren, dass sich dabei einige Tiere die Schwänze aufgewickelt oder gar ausgerissen haben. Manche Tiere stehen solange unter der Bürste, bis sie keine Haare mehr haben oder sogar aufgekratzte Hautstellen», erklärt der Senior.
Bereits im alten Stall bürsteten die Pedrinis alle Tiere zweimal am Tag von Hand. Dabei kann man die Tiere genau anschauen. Ausserdem verbessert sich somit die Beziehung und die Tiere werden zutraulicher.
Als Schaubetrieb müssen die Pedrinis die Tiere entsprechend für die Ausstellungen präparieren. Daher gibt es im neuen Milchviehstall sogar ein Kuhwaschlokal. Die Wände sind mit weissen Plättli geschützt und es gibt eine hohe Anbindestange.
Einzug im Herbst
Jetzt ist der Stall fast fertig, nur die Umgebungsarbeiten sind noch im Gange. Gekostet hat der Bau, inkl. Einrichtungen, rund 1,9 Mio Fr. Dies ergibt auf 62 Tiere (ohne Kälber) etwa 30'000 Fr. pro Platz. Nun wartet die Familie gespannt auf die Rückkehr der Tiere von der Alp Pescïum, die für Ende September Anfang Oktober geplant ist. Am 22. und 23. Oktober feiert man die Tage der offenen Tür. Zusammen mit dem 20 jährigen Jubiläum der Schaukäserei, die ja gleich nebenan steht.
Jasmine Baumann