Heute ist etwas anders an der Stallbesichtigung der IG Anbindestall als sonst. Wir befinden uns auf dem Original-Braunvieh-Betrieb von Martin und Caroline Schrepfer in Wald im Zürcher Oberland. Das Thema lautet «Tierwohl im Anbindestall». Dazu eingeladen wurde auch die Zürcher Neu-Nationalrätin Meret Schneider (Grüne Partei). Schneider ist die Initiantin der Massentierhaltungs-Initiative (MTI), welche sie im Anschluss noch vorstellen wird.
Weniger Mortellaro
«Es freut uns sehr, dass sich Meret Schneider die Zeit genommen hat, um hierher zu kommen», sagt Konrad Klötzli, Präsident der IG Anbindestall, bei seiner Begrüssung. Posten für Posten führten Klötzli und Beat Haldimann, Vizepräsident, durch den Anbindestall. Die beiden hoben den Liegekomfort und die Sauberkeit hervor. Man sehe, diese Kühe stehen immer im Trockenen und haben gesunde Gelenke und Klauen. Klauenprobleme wie Mortellaro würden häufiger in Ställen auftreten, wo die Tiere ständig im Nassen stehen, sprich im Laufstall.
Nichts am Stall auszusetzen
Weitere Posten waren die Fütterung und das Wasser. «Im Anbindestall ist der Vorteil, dass die Kühe immer Zugang zum Wasser und Futter haben. Sie können nicht von anderen Kühen weggejagt werden und einander auch weniger angreifen» erklärte Klötzli den Anwesenden, wobei ihm anzumerken war, dass er vor allem die junge Nationalrätin überzeugen wollte. Meret Schneider erschien freundlich und suchte mit den Landwirten, aber auch mit den Tieren den Kontakt. «Ich habe nichts auszusetzen an diesem Stall», sagte sie nach der Besichtigung. Die Tiere seien ihr ruhig und gesund erschienen.
«Ich finde diesen Austausch mit sehr wertvoll.»
Meret Schneider, Nationalrätin (Grüne/ZH) schätzte die Einladung der IG-Anbindestall.
Kein Problem mit Anbindeställen
Zudem stellte sie auch noch etwas klar, was den Mitgliedern der IG Anbindestall besonders schwer auflag. «Wir Initianten der Massentierhaltungs-Initiative haben kein Problem mit dem Anbindestall, sofern er mit RAUS kombiniert wird.» Nach der Stallbesichtigung fanden sich Meret Schneider gemeinsam mit dem Vorstand und einigen Mitgliedern der IG zur gemeinsamen Sitzung im Restaurant Bachtel Kulm ein. Dort ging es dann ans Eingemachte. Meret Schneider stellte die Initiative «Keine Massentierhaltung in der Schweiz» im Detail vor. Anschliessend besprachen sie und die Geschäftsleitung die kritischen Punkte im Detail. «Ich finde diesen Austausch mit euch sehr wertvoll», betonte Schneider.
Das fordert die Initiative
Die Initiative «Keine Massentierhaltung in der Schweiz» möchte die Bestände von Nutztieren beschränken. Denn die Initianten denken, dass durch die «industrielle Haltung von Nutztieren» grosses Leid bei den Tieren besteht. So lauten die Forderungen auf deren Website:
- Massive Reduktion der Legehennenbestände und Mastpoulets auf max. 2000er-Ställe (KAG-Freiland-Standard)
- Komplette Abschaffung der Kastenstände; freie Bewegungsmöglichkeiten für Schweine auf der Wiese und im Schlamm; Einstreu; natürliche Besamung.
- Anbindehaltung nur in Kombination mit RAUS-Programm.
- Masse nach Bio-Suisse-Richtlinien für alle Tiere.
Die Passage wird geändert
Es war Konrad Klötzli wichtig, dass Meret Schneider und ihre Mitinitianten beim Kurzargumentarium die Forderung nach Abschaffung der Anbindehaltung entfernen oder präzisieren, dass diese in Verbindung mit RAUS weiterhin gestattet bleibt. Daraufhin versprach Schneider, den Satz auf der Website zu ändern.
Den Kuhtrainer nicht verbieten
Zudem bereitet den Mitgliedern der IG auch der Initiativtext Sorgen. So sollen Tiere nach der Umsetzung der Initiative nach Bio-Suisse-Richtlinien gehalten werden. Bio Suisse aber zeigte sich in letzter Zeit immer pessimistischer gegenüber der Anbindehaltung. Die Mitglieder schlugen Schneider vor, Bundesbio als Richtlinie zu nehmen. «Wahrscheinlich wird es sowieso noch einen Gegenvorschlag zur ursprünglichen Initiative geben», zeigte sich Schneider offen. Sie werde die Option Bundesbio überprüfen. Klötzli war es ein Anliegen, mit dieser Initiative keinesfalls ein Verbot des Kuhtrainers zu riskieren.
Erwartungen übertroffen
Und wie hat die Begegnung mit Meret Schneider auf die Geschäftsleitungsmitglieder der IG Anbindestall gewirkt? «Ich hätte weniger erwartet, als ich Meret Schneider zum ersten Mal sah. Sie blieb aber sachlich und schien interessiert an unseren Anliegen. Nun hoffen wir nur noch, dass sie das Gesagte auch umsetzen wird und den Initiativtext dementsprechend anpassen wird», sagt Konrad Klötzli.