"Wir fressen unsere Erde zu Tode".  Dieses prägnante Statement stammt von Vera Weber, die am heutigen Anlass die Fondation Franz Weber vertrat. Sie und sechs andere Unterstützer der Massentierhaltungsinitiativen sprachen anlässlich der Unterschriften-Einreichung in Bern.

Der Wahlkampf ist spürbar

Es war ein Schaulaufen diverser Organisationen in der prallen Sonne auf dem Berner Waisenhausplatz. Tierrechtsorganisationen (Schweizer Tierschutz STS, Animal Rights, Tier im Fokus), Politiker (Junge Grüne, Piratenpartei) und Veganer-Botschafter hatten sich versammelt. Letztere wurden jedoch von Meret Schneider von Sentience Politics (den Initianten) weggeschickt – dies sei keine Veganer-Initiative, stellte sie auf Anfrage klar.  

Waren aus der Schweiz stehen für Qualität

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Die Landwirtschaftsprodukte solle genauso wie Schokolade oder Arzneimittel für die schweizerische Qualität stehen und weltweit ein Vorbild sein. Dazu gehöre auch eine tierfreundliche Produktion, erklärte Stefan Hofer (SVP, Bern). Vielleicht müsse man auch den Fleischkonsum reduzieren. "Mehr zu zahlen fürs Fleisch heisst auch, dass Bäuerinnen und Bauern mehr verdienen und nicht Zwischenhändler und Grossverteiler", so Hofer. "Die Billigfleischproduktion reduziert Bäuerinnen und Bauern auf seelenlose Menschen, die sich keine Deut ums Tierwohl kümmern - so sind unsere Bauern nicht!" Bauern sollten mehr verdienen können mit weniger Tieren und stolz sein auf ihre Haltung, statt Tierfabriken hinter ihren Höfen verstecken zu müssen. 

Aktualität bestätigt Anliegen

Vera Weber betonte in ihrer Rede, die aktuellen Entwicklungen und wissenschaftlichen Ergebnisse würden der Massentierhaltungsinitiative Recht geben. Das Artensterben, die Klimaerwärmung und die Brände im Amazonas seien nicht zuletzt ein Resultat der Fleischindustrie. "Die Welt ist aus ihrer wohligen Lethargie erwacht", so Weber.

Herdengrösse entscheidend für Tierwohl und -gesundheit

Man kämpfe schon seit Jahren gegen Tierfabriken, erklärte Stefan Flückiger vom STS. Mit der Massentierhaltungsinitiative habe das Volk nun die Entscheidung zwischen industrieller Fleischproduktion nach ausländischem Vorbild oder bäuerlicher Tierhaltung. "Es geht nicht nur um die Betriebsgrösse, sondern in Sachen Tierwohl auch um die Herdengrössen", erklärte er. Diese seien zu reduzieren. Flückiger kritisierte, dass weniger grosse Betriebe beim RAUS-Programm teilnehmen als kleinere. Nur durch eine tierfreundliche Haltung mit Auslauf könne sich die Schweiz vom Ausland differenzieren.

Weniger Aufwand und gut für den Boden

Jakob Treichler von KAG-Freiland betonte die Vorteile der Weidehaltung. So entdecke man etwa früher kranke Tiere, sie brächten den Dünger zum Teil selbst aufs Feld, belasteten den Boden weniger und holten sich ihr Futter selbst. Die Initiative sei "ein Schritt in die richtige Richtung".

Aktuell laufe es gegen die Verfassung

Als Vorstandsmitglied von Tier im Recht erläuterte Daniel Jositsch (SP-Ständerat Zürich) den gesetzlichen Rahmen. Das Recht der Tiere auf Würde müsste laut Verfassung gegenüber den wirtschaftlichen Interessen abgewägt werden. Das werde heute nicht gemacht. "Die heutige Gesetzgebung zieht die wirtschaftlichen Interessen vor und widerspricht so der Verfassung", so der Politiker.

Respekt vor Natur und Tieren fehlt im Parlament

Die Stimme der Tiere fehle heute im Parlament. Ausserdem widerspreche die Massentierhaltung der Werbung, kritisierte Bastien Girod (Nationalrat Grüne Zürich). Die Massentierhaltung bringe die gesamte Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht, das sei auch im Amazonas sichtbar. "In der Schweiz fällt dadurch zu viel Dünger an", führte Girod aus. Ausserdem sei der Anbau von Futtermittel auch ein Faktor für den Klimawandel.

Auch die Ausführungen von Iris Menn von Greenpeace Schweiz stiessen ins gleiche Rohr.

 

SBV findet die Initiative überflüssig

Der SBV sehe in der Initiative keinen Mehrwert, wie der Verband in einer Mitteilung schreibt. Die Schweizer Tierschutzbestimmungen seien streng und es gebe bereits Regelungen zu den Höchstbeständen, was eine industrielle Massentierhaltung verhindere.

Beispielsweise sind bei Legehennenbetrieben maximal 18'000 erwachsene Tiere erlaubt. Konsumenten könnten die Haltung in noch kleineren Gruppen fördern, indem sie konsequent entsprechende Produkte, z.B. aus biologischer Produktion kauften. So sind für Biobetriebe maximal zwei Geflügelställe à 2000 Tiere erlaubt.

Die Initianten selber empfehlen laut der Mitteilung bei verarbeiteten Produkten ein "pragmatisches Vorgehen." Damit sei absehbar, dass bei tierischen Inhaltsstoffen in importierten Lebensmitteln weggeschaut würde, schreibt der SBV. So könnten weiterhin Lebensmittel in die Schweiz gelangen, die z.B. Eier aus Batteriehaltung enthielten. Eine Produktionsform, die in der Schweiz seit langem verboten ist.

Lid