«die grüne»: Was gilt es bei der Galtviehfütterung zu beachten?
Bernhard Fischer: In der Galtphase gilt es einerseits, neben der Energie auch die Zufuhr von Kalzium und Kalium zu reduzieren, um so Problemen wie Milchfieber, Ketose und schlechte Versäuberung nach dem Abkalben vorzubeugen. Andererseits gilt es, ein Mineralfutter speziell für Galtkühe einzusetzen. Ein solches muss einen reduzierten Kalziumgehalt, dafür erhöhte Gehalte an Phosphor, Magnesium, Spurenelementen und Vitaminen aufweisen. Diese dürfen 20 bis 30 Prozent über den Bedarfsnormen liegen. Eine besonders grosse Bedeutung kommt Selen und Vitamin E zu.
Wie sieht eine ideale Galtviehration aus?
Fischer: Idealerweise enthält eine Ration für Galtkühe dieselben Komponenten wie die Ration der laktierenden Kühe. Allerdings muss die Ration stark verdünnt werden, zum Beispiel mit einem Ökoheu und einem Stroh von einwandfreier Qualität.Krippenreste alleine weisen in der Regel einen zu hohen Kalziumgehalt auf, weshalb sie mit kalziumarmen Komponenten wie Ökoheu, Mais oder Stroh ergänzt werden sollten. Krippenreste sollten deshalb nicht mehr als 50 Prozent der Gesamtration ausmachen.
Ebenfalls ideal ist eine separate Galtviehration, die aus Ökoheu und etwas Maissilage besteht. Nur Ökoheu und Stroh liefert der Galtkuh zu wenig Energie, sie würde abmagern. Ob für die Galtkühe eine separate Ration bereitgestellt werden kann, ist abhängig von der Anzahl Galtkühe.
Wichtig ist, dass die Galtviehration nicht grassilagelastig ist. Insbesondere Grassilage vom Herbst weist in der Regel hohe Kaliumgehalte auf, was die Milchfiebergefahr erhöht. Andernfalls müsste eine Galtviehration, die Grassilage enthält, mit Stroh verdünnt werden.
Wo muss angesetzt werden, wenn nach dem Abkalben trotzdem Probleme auftreten?
Fischer: Probleme in der Startphase haben ihre Ursache in der Regel in der Galtphase oder am Ende der vorherigen Laktation. Eine kalziumreiche Fütterung während der Galtphase führt dazu, dass die Kuh nicht fähig ist, selber genügend Kalzium aus den Knochen freizusetzen. Zu Beginn der Laktation steigt der Bedarf an Kalzium aber so stark an, dass er unmöglich über die Zufütterung gedeckt werden kann. Die Kuh muss fähig sein, selber Kalzium aus den Knochen zu lösen. Das ist nur möglich, wenn die Kuh durch eine kalziumarme Ration während der Galtphase «gelernt» hat, Kalzium aus den Knochen zu mobilisieren.
Treten bei den Galtkühen nach dem Abkalben Probleme auf, so muss erstens die Transitphase überprüft werden, also die letzten drei Wochen vor dem Abkalben. Es gilt, mit der Zufütterung von kalziumarmen Komponenten wie Ökoheu, Maissilage oder Maiswürfeln die Kalziumkonzentration der Ration zu reduzieren. Als weitere Massnahme können die Kationen-Anionen-Bilanz der Galtviehration überprüft und bei Bedarf saure Salze eingesetzt werden.
Welche Nährstoffdichte sollte eine Galtviehration aufweisen?
Fischer: Die Nährstoffdichte sollte bei 5 bis 5,2 MJ NEL/kg TS liegen. Das Milchproduktionspotenzial (MPP) sollte nach Energie bei 8 bis 10 l, nach Protein bei 10 bis 12 l liegen. 10 bis 14 Tage vor dem Abkalben sollte die Energiedichte auf 6 MJ NEL/kg TS erhöht werden. Denn der TS-Verzehr sinkt gegen Ende der Galtphase, während der Energiebedarf durch den wachsenden Fötus ansteigt. Zum Zeitpunkt der Abkalbung erreicht der TS- Verzehr mit 8 bis 9 kg einen Tiefpunkt, eine negative Energiebilanz ist die Folge. Diese kann aber durchaus schon ein bis zwei Wochen vor dem Abkalben entstehen. Vorbeugend sollte die Energiedichte in der Transitphase erhöht werden, wobei aber die Kalziumkonzentration nicht zunehmen sollte. Dafür eignet sich Maissilage bestens. Bei Betrieben in der Siloverbotszone können Maiswürfel eingesetzt werden.
Interview: Aline Küenzi
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