Schafbesitzer Robert Hugi aus Tavanasa GR ist höchst unzufrieden. Er hat bereits einige seiner Lämmer mit den neu vorgeschriebenen zwei Ohrmarken markiert. Doch nach dem Markieren entzündeten sich die Ohren der Lämmer stark, so dass Hugi die Tiere mit Antibiotika-Spray behandeln musste. Zudem liess er auch den Tierarzt kommen, um den Fall zu dokumentieren. Ohne die Behandlung hätten die Lämmer an einer Blutvergiftung sterben können.
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Beschwerde beim Veterinäramt
Robert Hugi hat nun beim kantonalen Veterinäramt Beschwerde gegen die neuen Ohrmarken eingereicht. «Ich sagte, es kann doch nicht sein, dass wir unsere Lämmer jetzt jedes Mal nach dem Markieren mit Antibiotika behandeln müssen, damit sie sich nicht vergiften.»
Er ist überzeugt, dass die Identitas mit dem neuen Obligatorium auch die Ohrmarken selber gewechselt hat. Die neuen Marken (Allflex) haben eine sichtbar breitere und stumpfere Spitze als die alten (Caisley). Zudem sei der Stift kürzer und drücke die Ohrmarke viel zu fest zusammen, so dass keine Luft an die Einstichwunde kommt. Auch das Lüftungsloch fehle bei den neuen Marken. «Um den Stift herum unter dem Rand der Ohrmarke bildet sich eine Kruste und der Eiter kann gar nicht abfliessen», erklärt Hugi.
Marken gleich geblieben
Die Identitas AG, Betreiberin der Tierverkehrsdatenbank, erklärt auf Anfrage der BauernZeitung, die Anforderungen an die Ohrmarken seien seit dem Wechsel des Anbieters von Caisley auf Allflex im Februar 2018 gleich geblieben.
«Seit August 2019 wurden knapp 400 000 Ohrmarken mit Mikrochip ausgeliefert. Bisher haben wir nur Kenntnis von einem bestätigten Fall, der Probleme hatte», so Silvan Schumacher, Leiter Markt und Kommunikation bei der Identitas. Die Dornteile seien auch mit der neuen Regelung, die ab dem 1. Januar 2020 gelte, dieselben.
Mittlerweile habe sich aber die Identitas wieder bei Hugis gemeldet, erzählen diese. Die Identitas finde das Vorgehen über den Kantonstierarzt richtig. So könnten sie die Fälle, mittlerweile seien drei Fälle bekannt, sammeln und reagieren.
Jungtiere sind heikel
Beim Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer sei bisher nur ein Problemfall betreffend die neuen Ohrmarken bekannt. Dabei handelte es sich um einen Betrieb, der seine Tiere ummarkiert hat.
Ursula Herren, Geschäftsführerin des Schweizerischen Ziegenzuchtverbands, hat ebenfalls noch nichts von grösseren Problemen gehört. «Wir würden solche jedoch sehr ernst nehmen und eine entsprechende Mitteilung an Identitas machen.»
Sie erklärt aber auch, dass beim Markieren von Gitzi grundsätzlich Vorsicht geboten sei. Das Einziehen der Marken in die feinen Öhrchen sei heikel. «Man muss aufpassen, dass man die Ohrmarke korrekt aufgrund der Ohrstruktur platziert. Bei den Gitzi sei es oft der Fall, dass es anschliessend eitert. «Um dies zu verhindern, kann es hilfreich sein, wenn man den Dorn vorgängig desinfiziert – ebenso die Wunde nach dem Markieren», erklärt Ursula Herren. Vorschriftsgemäss müssen neugeborene Gitzi innert 30 Tagen markiert werden.
Frau Hugi erklärt, sie hätten die Ohrmarken jedes Mal vor dem Einstechen desinfiziert, trotzdem hätten sich die Lämmerohren entzündet.
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