Die Region Schallenberg hat einen neuen Bewohner. Ganz neu ist er zwar nicht, er war auch schon in den letzten Jahren immer wieder in der Gegend. Neu ist, dass er in diesem Winter vermehrt gesichtet wird. Dabei kommt in mir die Frage auf: Was wissen wir eigentlich über unseren Neuzuzüger? Ortsnamen wie Wolfrichti, Luchsmatt und Bärbach deuten darauf hin, dass Grossraubtiere früher in dieser Gegend heimisch waren. Vor mehr als hundert Jahren wurden sie aber ausgerottet. So ist leider niemand mehr hier, der berichten könnte über das damalige Zusammenleben von Mensch und Wolf. Heute kennen wir den Wolf nur aus dem Fernseher. Dort ist er ja ein wirklich schönes und beeindruckendes Tier.
Der Bund will den Wolf hier haben
Und plötzlich ist er in unserer Gegend. Real. Da denkt man an die Bilder von Wolfsrudeln, die in den USA eine Bisonherde verfolgen. Verständlicherweise kommen bei diesen Bildern gewisse Urängste auf. Wie kann ich meine Kinder und Tiere schützen? Schnell wird die Forderung nach einem Abschuss laut. Der Bund möchte aber die Wiederansiedlung des Wolfes. Der Wolf hat einen positiven Einfluss auf unser Ökosystem und die Gesundheit unseres Wildtierbestandes. Auch das kennen wir aus Dokumentationen etwa über den Yellowstone Park. Der Wolf ist also unter Schutz gestellt. Und wir? Ich bin beruhigt, wenn ich in Videos von Freunden sehe, dass sich das Tier auf der anderen Talseite bewegt. Was aber, wenn ich Isegrim auf einer unserer Wildkameras entdecken sollte? Soll ich mich darüber freuen oder doch eher meine Kinder bewaffnen, damit sie helfen können, unsere Ziegen zu verteidigen? Dürfen unsere Kinder noch alleine die Ziegenböcke auf der Weide am Waldrand füttern oder ist das ein Risiko? Ich finde es fahrlässig, dass die Regierung beschliesst, den Wolf zu fördern, aber die betroffene Bevölkerung nicht informiert.
Fragen ohne Antworten
Dieser Neuzuzüger betrifft nicht nur Schafbesitzer, sondern uns alle. Wir haben Fragen, wie dieses Zusammenleben mit dem Wolf aussehen soll. Wir möchten diese Fragen jemandem stellen. Nach meinem heutigen Wissensstand ist von keiner offiziellen Stelle vorgesehen, einen Informationsanlass zu organisieren. Zusammen mit einer Freundin will ich das nun selbst in die Hand nehmen. Wir organisieren einen Informationsabend. Haben Sie Fragen zum Wolf in unserer Umgebung, dann schreiben Sie mir. Wir versuchen jemanden zu finden, der unsere Fragen kompetent beantworten kann. Ich will dafür keinen wolfsverliebten Schreibtischtäter, sondern jemanden, der Erfahrungen mit Wölfen hat, real und praxisnah informiert und uns ernst nimmt. Wenn wir viel Glück haben, findet jemand im Bundesamt für Umwelt vielleicht noch ein Kässeli mit der Aufschrift «Information der Bevölkerung» und beschliesst, solche Veranstaltungen zu fördern, denn den besten Schutz aller Beteiligten sehe ich in der Aufklärung der Bevölkerung.
Fragen per E-Mail: info(at)die-frau-vom-lande.ch
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