Die Diskussionen um die weissen Abzeichen beim Freiberger gehen anlässlich der Delegiertenversammlung am 17. April 2024 in eine nächste Runde. Nach Jahren mit strenger Handhabung schlägt der Freibergerverband seinen Delegierten im jurassischen Saignelégier nun vor, sich von der strengen Regelung abzuwenden.
Das würde bedeuten, dass an der Hengstselektion im jurassischen Glovelier das genaue Überprüfen der Gelenkspalte und des Augenbogens nicht mehr die gleiche Bedeutung hätte, wie bis anhin. Die Delegierten haben daher unter Traktandum 10 d darüber zu befinden, ob sie einer Reglementsänderung zu den Richtlinien für weisse Abzeichen zustimmen wollen oder nicht.
Der Markt mag es weiss
Weiss ist beliebt. Insbesondere am Markt. Doch die Züchter scheinen sich seit Jahren uneins. Immer wieder wurden in der Vergangenheit vielversprechende Hengste abgewiesen, oder, wie im Fall von Hengst Cartoon du Padoc geschehen, nachträglich aufgrund zu hoher Abzeichen an den Beinen vom Körprozess ausgeschlossen. Dieser Hengst wurde in der Folge nach Deutschland verkauft, wo er immer noch im Zuchteinsatz steht.
Die Schweiz sieht das nicht gerne. So ging Cartoon dank seines herausragenden Exterieurs vor vier Jahren als Sieger der Selektion vom Platz. Dann folgte der Ausschluss. Ein Entscheid, der eigentlich an der Selektion hätte gefällt werden müssen. Dass erst rückwirkend beanstandet wurde, dass der Hengst zu viel Weiss an den Beinen hat, kam bei vielen Züchtern nicht gut an.
Zuchtkommissionspräsident will öffnen
Die Diskussion um weisse Abzeichen beschäftigt schon lange und intensiv, aber nicht nur die Züchter. Vor wenigen Tagen hat sogar die Berner Tageszeitung «Der Bund» einen ausführlichen Artikel dazu publiziert – übersetzt aus dem Französischen.
Darin zeigt sich der Präsident der Zuchtkommission des Schweizerischen Freibergerverbands (SFV), Martin Stegmann, verblüfft. Seine Aussagen deuten darauf hin, dass er das Eliminieren der Regelung und somit das Öffnen der weissen Abzeichen «nach oben» unterstützt. In der Tageszeitung begründet er wie folgt: «Dieses Kriterium eliminiert Kandidaten, die wir gerne für die Zucht gehabt hätten, nur weil sie einen oder zwei Zentimeter zu viel Weiss haben. Das ist schade, denn es verschlechtert die Gesundheit einiger Zuchtlinien, die Inzuchtprobleme haben.»
Präsident der Selektions- und Schaukommission
Auch Pierre Koller, bekannter Hengstaufzüchter und Präsident der Selektions- und Schaukommission, kommt im Artikel von «Der Bund» zu Wort. So sagt er, dass es zwar keine Krankheit sei, aber dennoch eine Achillesferse. Koller ist Vorstandsmitglied des SFV und sei zudem auch einstiger Initiator des Reglements. Für ihn sei es kein Zufall, dass die Züchter seit Jahrzehnten darauf achten würden, dass die Flecken bei ihren Tieren nicht überhandnehmen. «Der Freiberger ist ein Weidepferd. Die Züchter mussten es das ganze Jahr über halten und konnten es sich nicht leisten, dass ein verletztes Tier nicht arbeiten konnte. Es sind aber oft die weissen Abzeichen, an denen man die Verletzungen findet – beispielsweise Sonnenbrände oder Risse», lässt sich Koller zitieren.
Koller befürchtet auch, dass die weissen Abzeichen ohne Regelungen letztlich die Oberhand gewinnen werden. Seiner Meinung nach wäre es besser, im Interesse der Blutlinien von Fall zu Fall einige Ausnahmen zuzulassen. «Weisse Abzeichen sind bei Tieren dominant. Wenn 50 Prozent von weisse Abzeichen haben, wird es fast unmöglich sein, das rückgängig zu machen», befürchtet er laut der Tageszeitung.
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