«Jetzt schreien alle. Dabei hätte man das Problem kommen ­sehen müssen», beobachtet ­Hansueli Dierauer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Er spricht das Gaucho-Verbot an. «Das Konzept, mit neuen Mitteln auf neue Schädlinge zu reagieren, führt nicht ans Ziel», so Dierauer.

Blühstreifen sollen helfen

Zusammen mit Agroscope, dem Bundesamt für Landwirtschaft und der SchweizerischenFachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) werden Alternativen zu Gaucho entwickelt.  Einerseits soll die Sortenprüfung intensiviert werden. Andererseits soll die Wirkung von Blühstreifen neben Zuckerrübenparzellen auf die Blattläuse untersucht werden. Die Blühstreifen sollen helfen, die Nützlinge aufzubauen, bevor die Schädlinge dominieren, erklärt Hansueli Dierauer. Im Obst- und Gemüsebau habe man mit dieser Taktik schon gute Erfahrungen gemacht. Die Herausforderung mit den Blühstreifen sei allerdings der frühe Blühzeitpunkt. Die Streifen sollen im Frühjahr rechtzeitig nach der Aussaat der Zuckerrüben blühen. Man muss sie also im Herbst anlegen. Wie viel und in welcher Zusammensetzung zu säen ist, bleibt zur Zeit noch unerforscht. Fest stehe, dass Blühstreifen einen positiven Einfluss auf die Nützlingsdichte haben. «Bei einem sehr hohen Schädlingsdruck wie in diesem Jahr werden Blühstreifen alleine aber nicht ausreichen. Da braucht es noch andere Massnahmen», so Hansueli Dierauer.

Bio-Zuckerrüben weniger stark von der Vergilbung betroffen 

«Was man dieses Jahr beobachtet hat, ist dass Bio-Zuckerrüben weniger stark von der Virösen Vergilbung betroffen waren», hält Hansueli Dierauer fest. Dies sei aber nicht nachgewiesen. Warum das so ist, müsse zuerst untersucht werden. «Es ist gut möglich, dass in Bio-Feldern die Nützlinge wegen der Restverunkrautung gehäufter und früher auftraten und so die Blattläuse reduzieren konnten», vermutet Dierauer.  «Das Pflanzen von Zuckerrüben könnte ebenfalls eine Möglichkeit sein», fügt er hinzu. Samuel Jenni, Geschäftsführer der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau empfiehlt als kurzfristige Lösung, Erntereste sauber einzupflügen. «So können sich die Blattläuse im nächsten Frühling nicht an Rübenköpfen beladen», erklärt Jenni.

Neu: Movento SC und Gazelle SG

Als alternative Insektizide zu Gaucho in den Zuckerrüben waren bisher nur Pirimicarb und Lambda zugelassen. Neu hinzu kommen die Blattbehandlungen Movento SC und Gazelle SG. Biologische Mittel wie Neem-Azal und Pyrethrum sind Alternativen, aber auch nicht harmlos, so Samuel Jenni.

Forschungspaket ist auf dem Weg

Die Branche wird in Kürze ein Forschungspaket präsentieren, welches die neuen Herausforderungen adressiert. Das Projekt werde u.a. die Nützlingsförderung, alternative Methoden gegen Schädlinge und Prognosemodelle beinhalten. Vor der Einführung von Gaucho sei man in der Züchtung in Sachen Toleranzen schon weit gewesen, so ein Insider. Jetzt gelte es, wieder dort anzusetzen aber gleichzeitig den Ertrag hoch zuhalten.

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