«Früher lebte man vom Garten, heute lebt man im Garten», sagt Esther Pensa-Eggimann, Lehrerin der höheren Berufsbildung Hauswirtschaft am Inforama Waldhof in Langenthal BE. «Doch es ist wichtig, zu wissen, welche Pflanzen für welchen Zweck geeignet sind und was sich wie benimmt im Garten.»

Neophyten ist die Bezeichnung für Pflanzen, die erst seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 in der Schweiz absichtlich eingeführt oder versehentlich eingeschleppt wurden und dann verwildert sind. Wörtlich übersetzt bedeutet Neophyten «neue Pflanzen». Dazu zählen rund 730 Arten.

Die meisten gut integriert

Die Mehrheit dieser gebietsfremden Pflanzen ist gut in der Schweizer Umwelt integriert und hat die heimische Flora bereichert, etwa die Rosskastanie oder das Kleine Springkraut. Einzelne der neuen Pflanzen können sich invasiv verhalten, sie breiten sich stark aus und verdrängen die einheimische Flora.

Nur etwa 10 Prozent der in der Schweiz vorkommenden Neophyten sind «Problempflanzen». Zurzeit gelten in der Schweiz 56 Arten als nachweislich schädliche, invasive Neophyten und 32 Arten als potenziell schädliche invasive Neophyten. Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora erstellt im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt Pflanzenlisten, die bei der Vorbeugung und Bekämpfung invasiver Neophyten helfen sollen.

Anhängliche Pflanzen

«Im Garten können nicht nur Neophyten Probleme machen, sondern auch Disteln, Winden oder Hirse bringen viel Arbeit, wenn sich ihre Samen entwickeln oder sich die Wurzeln vermehren können», sagt Esther Pensa. Sogar Ringelblumen und Borretsch sind oft Meister im Vermehren und können «lästig» werden. Darum ist es wichtig, die Pflanzen einordnen zu können.

Es lohnt sich daher, sich etwas Garten-Fachwissen anzueignen. «Gartenbildung ist eine Fleissarbeit», weiss Esther Pensa. «Aber Pflanzenkenntnisse sind unbedingt nötig, denn nur so können an der grünen Oase alle ihre Freude haben.» Dies beginnt bereits damit, wenn neuer Kompost im Garten gebraucht wird.

Genau hinschauen

Da ist die Qualität ausschlaggebend und er sollte unbedingt erhitzt worden sein, damit sich diverse «Beikräuter» nicht mehr vermehren können. Aber auch im besten Produkt ist es möglich, dass sich ein Neophyt das Überleben sichern konnte, zum Beispiel das Berufkraut. Auch wenn es schöne Blütenköpfchen hat, es gehört nicht in den Garten.

Jäten und Pflegen bleiben wichtige Gartenarbeiten. Denn die Nachbarn haben meist keine Freude, wenn es die Samen der «Begleitflora» – oder des Unkrauts – mit dem Wind in ihre Gärten weht. Verbreitet sich trotzdem ein Neophyt im Garten, heisst es für dessen Besitzer «dranbleiben», immer wieder kontrollieren und junge Pflänzchen ausroden.

Neophyten kennen

Steht im Garten bereits eine Goldrute, ein Sommerflieder oder ein Kirschlorbeer, kann man diese entfernen und durch einheimische Flora ersetzen. Oder man setzt stattdessen Pflanzen von anderen Kontinenten, die als unproblematisch und nichtinvasiv gelten, etwa die Kornelkirsche, der Tierlibaum oder die Akebie. «Zum Thema Neophyten sind die Gemeinden gut organisiert, meistens sind dort Merkblätter erhältlich, auf denen die Problempflanzen abgebildet sind», weiss Esther Pensa.

Vielerorts bieten die regionalen und lokalen Landfrauenvereine Kurse und Vorträge rund um Gartenpflanzen und Neophyten an. Auch an einigen landwirtschaftlichen Schulen gibt es entsprechende Weiterbildungen, am Inforama etwa «Das Gartenjahr am Waldhof». Die sechs ganzen und vier halben Kurstage verteilen sich dabei übers Jahr.

Weitere Informationen rund um Neophyten:

www.neophyt.ch

www.neophyten-schweiz.ch