Ich kann mir vorstellen, dass dieser Titel bei Ihnen, liebe Bäuerinnen und Bauern, zu Unverständnis oder sogar Zornesfalten führen kann. Jetzt, da sich die Schnecken gütlich getan haben, der Regen vieles ersäuft hat und die Nässe, gepaart mit schwülen Tagen, Krankheiten auf den Plan ruft. Und da reibe ich Ihnen unter die Nase, dass es sowieso ohne Sinn, nutzlos und vergeblich ist, wenn Sie sich im Garten und schlussendlich auch auf den Feldern, von denen die Gärten abstammen, abgemüht haben.

Wertvolle Zeit

Der Satz ist nicht von mir, und er geht noch weiter: «Zeit im Garten ist zwecklose Zeit. Und das ist besonders wertvolle Zeit.» Gesagt hat ihn der Landschaftsarchitekt Stephan Herde in einem Interview im Magazin des «Tagesanzeigers» Ende März. Er und sein Kollege Matthias Krebs wurden unter anderem gefragt: «Was berührt einen Menschen, wenn er sich durch einen Garten bewegt?»

Krebs: Gärten sind etwas Reales. Und jedes Mal anders. (...) Überall merkt man: Wir befinden uns im Kreislauf der Natur.

Herde: Gärten sind komplementäre Erfahrungen zum Alltag. Das Gegenteil zum Durchstrukturierten, vielleicht auch zum Digitalen. «Die Urform des Gartens dürfte das Ackerland gewesen sein.»

Krebs: Sicher. Und weil man nicht wollte, dass sich die Tiere am Nutzgarten satt fressen, hat man einen Zaun rundherum gemacht. Sehr früh aber kam zum Nutzaspekt auch etwas Utopisches, Zweckloses dazu: die Schönheit. «Viele Menschen in Gärten lächeln, wenn sie blühende Pflanzen betrachten, wie sonst nur in der Schlange vor dem Glacestand.»

Etwas, was man im Alltag nicht hat

Krebs: Der Garten ist ein Zielort, den man aufsucht, weil man genau diese Emotion, diese Stimmung sucht. Man bekommt etwas, was man im Alltag nicht hat, sieht die grossen Bäume, hört ihr Rauschen und den Gesang der Vögel. Wir wissen, was wir hier bekommen, daher kehren wir auch immer wieder in Gärten zurück.

Herde: Zeit im Garten ist zwecklose Zeit. Und das ist besonders wertvolle Zeit.

Welch bemerkenswerte Aussage. Auch wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das Ackerland und den Garten zu Recht als Arbeitsort ansehen: Es lohnt sich, ab und zu in dieser zwecklosen Zeit zu versinken und sich zu erfreuen an dem, was Sie umgibt und an dem, was Sie mit Ihrem Tun gestalten. Sie haben im Alltag etwas, um das Sie andere beneiden.