Der Wahlkampf treibt zuweilen merkwürdige Blüten. Dieser Tage erreichte uns ein Protestschreiben aus dem Kanton Zürich. Eine Leserin bemängelte darin, dass der Zürcher Bauernverband (ZBV) irreführende Wahlwerbung verschicke.
Objekt des Anstosses: Eine Tüte mit Saatgut, die für «Ächts, chräftigs vom Land» und die drei Spitzenkandidaten namens Martin (Haab, Hübscher und Farner) wirbt. Hinten drauf steht dann: «Unterstützen Sie uns zweimal, bei den Wahlen und im Beitrag zur Biodiversität».
"Kapitaler Fehler" bei der Produktion
Darunter folgt eine Inhaltsliste. Die vermeintlichen Mischungspartner: Vergissmeinnicht, Mönchspfeffer, Chrysanthemen, Hortensie, Lavendel, Bartblume, Hibiskus, Blauraute und viele mehr. "Unglaublich", moniert die Leserin, erstens sei keine einzige der erwähnten Pflanzen in der Schweiz heimisch und zweitens gebe es Hortensiensamen gar nicht, da diese immmer steril seien.
Auf Anfrage bestätigt der Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbandes Ferdi Hodel, dass hier ein Fehler passiert ist. Dieser sei allerdings nicht dem ZBV unterlaufen, sondern dem Lieferanten UFA Samen.
Dort räumt man die Panne ein: "Leider unterlief uns bei der Produktion der Samentüte ein kapitaler Fehler", schreibt Jürg Jost, Leiter Saatgut bei UFA Samen, «bei der letzten Sichtung der Tüte (Gut zum Druck) wurde nicht bemerkt, dass ein komplett falscher Beschrieb des Tüteninhaltes aufgedruckt ist».
Richtiges Saatgut - falsche Aufschrift
Dabei ist eigentlich alles in Ordnung: "Alle verteilten Tüten enthalten eine reine Bienenweidemischung aus 35 heimischen Arten", erklärt Jost gegenüber der BauernZeitung. Der komplette Inhalt bestehe aus Samen der UFA-Inlandproduzenten. Leider sei der Druckfehler auf der Rückseite der Tüte zu spät erkannt worden, um noch innert nützlicher Frist reagieren zu können.
Fazit: Manchmal gibt’s auch Etikettenschwindel der positiven Art, der Inhalt ist besser als die Verpackung, wenn das auch für die Kandidaten stimmen sollte, dann ist das definitiv besser als umgekehrt.
Die Zutaten aus der Heimat
Hier für alle Spezialisten und Spezialistinnen die in der Zürcher Wahlkampf-Mischung enthaltenen heimischen Arten:
Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium), Einjähriger Ziest (Stachys annua), Echte Ochsenzunge (Anchusa officinalis), Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria), Weidenblättriges Rindsauge (Buphthalmum salicifolium), Knäuelblütige Glockenblume (Campanula glomerata), Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus), Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides), Saat-Leindotter (Camelina sativa), Kornblume (Centaurea cyanus), Stoebe-Flockenblume (Centaurea stoebe), Wegwarte (Cichorium intybus), Wirbeldost (Clinopodium vulgare), Acker-Rittersporn (Consolida regalis, Wilde Möhre (Daucus carota), Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Gemeiner Natterkopf (Echium vulgare), Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum), Venus-Frauenspiegel, (Legousia speculum-veneris), Feld-Witwenblume (Knautia arvensis), Gewöhnliche Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), Gemeines Leinkraut (Linaria vulgaris), Sigmarswurz (Malva alcea), Bisam-Malve (Malva moschata), Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas), Gelbe Reseda (Reseda lutea), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis), Acker-Waldnelke (Silene noctiflora), Weisse Waldnelke (Silene pratensis), Straussblütige Margerite (Tanacetum corymbosum), Grossblütige Königskerze (Verbascum densiflorum), Lampen-Königskerze Gelb (Verbascum lychnitis Gelb), Dunkle Königskerze (Verbascum nigrum).