Frage
Ich (32) bin verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern. Meine Eltern wohnen auf dem Hof, beide sind bei mir angestellt. Meine Frau möchte vermehrt auf dem Betrieb mithelfen und mitbestimmen, meine Eltern wollen aber nicht Platz machen. Und wer schaut dann zu den Kindern?
Antwort
Mit Ihrer Frage schneiden Sie gleich mehrere Themen an. Ich beginne mit dem wichtigsten: Sie und Ihre Frau sind die tragende Säule der Zukunft. In erster Linie müssen Sie mit Ihrer Frau gute Gespräche führen, wie die Rollenteilung bezüglich Kinderbetreuung und Lohnarbeit aussehen soll und wie Sie eine gleichberechtigte Partnerschaft auf Ihrem Hof leben wollen.
Kurzantwort
Das Gefühl, es niemandem recht machen zu können, kennen viele Hofnachfolger. Auch wenn der Rollenwechsel vom Sohn zum Arbeitgeber nicht ganz einfach ist, muss er voll und ganzumgesetzt werden. Für die Zukunft ist es wichtig, dass Sie mit Ihrer Frau zusammen ein gutes und starkes Team bilden. Deshalb ist es klar, zu wem Sie halten müssen, wenn es hart auf hart kommt.
In der Sandwichrolle: zwischen Eltern und Frau
Hofnachfolger fühlen sich häufig überfordert mit der Frage, ob sie es ihrer Frau oder ihren Eltern recht machen sollen. Sie sind also nicht alleine mit diesem Thema. Auf der einen Seite sind Ihre Eltern. Diese haben Sie vermutlich in Ihrem jetzigen Wohnhaus von klein auf erzogen und Ihnen dann den Hof übergeben. Nun sollten Sie ihr Arbeitgeber sein, ihnen Aufträge er-teilen und ihren Lohn festsetzen. Vielleicht ist die Altersvorsorge der Eltern ungenügend und sie sind auf diesen Lohn angewiesen. Vielleicht begleitet Sie im Hinterkopf auch noch der Grundsatz «ehre deine Eltern».
Auf der anderen Seite ist Ihre Frau. Sie kennt den Betrieb nicht so gut, kommt vielleicht sogar aus der Stadt und kennt die Landwirtschaft kaum. Und da stehen Sie jetzt dazwischen. Das ist wirklich nicht einfach. Trotzdem sage ich: Stehen Sie zu Ihrer Frau. Mit Ihr zusammen werden Sie den Hof in Zukunft führen. Sie muss sich mit Ihnen wohl fühlen als Team. Wenn Sie mit Ihren Eltern zusammenspannen und gegen Ihre Frau entscheiden, dann hat sie das Gefühl von «drei gegen eine». Dies wird Ihre Ehe stören. Das heisst jedoch nicht, dass es für Ihre Eltern keinen guten Platz auf dem Hof geben soll. Nur eben mit der Klarheit, wer der Chef ist: Sie und Ihre Frau als Team.
Bäuerin und Bauer als gleichberechtigte Partner
Ihr grosses Glück als Landwirt ist, dass Sie viel Zeit mit Ihren Kindern verbringen können. Mit so vielen willigen Arbeitskräften auf dem Hof haben Sie die Chance, selber mehr Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Nutzen Sie diese Gelegenheit und tauschen Sie hie und da die Rolle mit Ihrer Frau. Ihre Kinder werden es Ihnen später danken, dass Sie ihnen für eine gleichberechtigte Partnerschaft und Elternschaft ein gutes Vorbild waren.
Wenn es Ihnen und Ihrer Frau gelingt, eine gute Stimmung auf dem Hof herzustellen, dann entsteht vielleicht bei den Grosseltern die Lust, die Grosskinder zu betreuen und Platz zu macht für die Schwiegertochter. Dies bietet Ihnen als Paar dann Gelegenheit, bei der Arbeit als Team zusammenzuwachsen.