Als Regula Bucheli vor zwölf Jahren zur Luzerner Bäuerinnenpräsidentin gewählt wurde, nahm sie sich einen ruhigen Einstieg vor. Schliesslich war sie schon in ihrem Hauptjob als Bäuerin und Familienfrau ordentlich gefordert. Aber auf der Bremse stehen ist nicht ihr Ding.
Steiler Einstieg
Bereits im ersten Amtsjahr half Regula Bucheli dem bäuerlichen Haushaltsjahr Agriprakti auf den Weg. Ein aufwendiges, doch bald sehr erfolgreiches Projekt. Sie redete bei der Einstellung von Lehrpersonen mit, machte Hofbesuche auf den Lehrbetrieben und führte in Problemfällen Schlichtungsgespräche.
Überhaupt staunt sie heute beim Rückblick auf ihre Amtszeit: Sie habe ja «choge viel» gemacht. Mitten im Tagesgeschäft war ihr das gar nicht so aufgefallen. Auch Vizepräsidentin des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) war sie seit 2016. An der Delegiertenversammlung diesen Freitag in Triengen tritt sie von beiden Ämtern zurück. «Der Job hat mir viel Freude gemacht, aber jetzt ist gut», sagt Regula Bucheli. Müde wirkt sie allerdings kein bisschen.
«Erwarte nicht, dass sie deine Wünsche erraten.»
Regula Bucheli hat im LBV gesagt, was sie wollte.
Fröhlich und voller Energie erzählt die 60-Jährige: «Nichts Negatives, gar nichts», kommt ihr zu ihrer Amtszeit in den Sinn. Dafür all die gelungenen Frühjahrestagungen mit 200 bis 300 Bäuerinnen. Oder der digitale Adventskalender mit Fotos und Rezepten von 24 Luzerner Bäuerinnen mit seiner enormen Reichweite.
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Grossmutter an der Luga
Weiter erinnert sie sich an viele gute Gespräche mit Konsumentinnen, zum Beispiel in der Luga-Backstube. Dort kam auch die unvergessliche Nachricht von der Geburt ihres ersten Enkelkinds. Das feierten die anwesenden Bäuerinnen sogleich mit Sekt, den der Standbetreiber gegenüber im Angebot hatte. Dann backten sie weiter Brot und Lebkuchen.
Unter Regula Bucheli wurde die Veranstaltungsreihe «Bäuerinnen reden mit» lanciert. Um Politik ging es da oder um Versicherung und Vorsorge. 50 bis 60 Frauen hörten jeweils zu – «leider nicht mehr», findet sie. Gerne hätte sie ihre Bäuerinnen stärker für die Auseinandersetzung mit agrarpolitischen Themen motiviert.
Sie selber sah sich mit vielen neuen Themen konfrontiert. Weil im Kanton Luzern die Bäuerinnen und Bauern in einem gemeinsamen Verband zusammengeschlossen sind, standen auch Traktanden wie Gewässerräume und Baurecht auf ihrem Programm, sie kam in Kontakt mit Gruppen wie Winzern und Geflügelmästern. Sie habe viel nachfragen müssen und das auch ungeniert getan, erinnert sie sich. Sie bildete sich eine Meinung und sagte sie. Das brachte ihr Anfragen als Referentin und die Mitgliedschaft im Rotary-Club ein.
Kuchenbacken und Politik – beides gehörte in ihr Leben und machten es spannend.
Das Luzerner Modell mit einem gemeinsamen Verband von Bäuerinnen und Bauern findet Regula Bucheli «einen Riesenvorteil». Sie konnte auf die Ressourcen der Geschäftsstelle zurückgreifen und fand Anschluss an ein breites Netzwerk. Die Wertschätzung im Verband gegenüber den Bäuerinnen sei gross. «Du musst nicht erwarten, dass sie deine Wünsche erraten. Aber wenn wir unsere Bedürfnisse anbringen, werden wir ernst genommen.»
Regula Bucheli, St. Gallerin mit kaufmännischer Ausbildung und Handelsschulabschluss, kam in jungen Jahren wegen der Fasnacht in den Kanton Luzern. Sie blieb wegen Hanspeter Bucheli, Ruswiler Landwirt mit Schweinezucht- und Ackerbaubetrieb. Sie besuchte die Bäuerinnenschule, das Paar heiratete und wurde Eltern von drei Kindern, später absolvierte Regula Bucheli noch den Fachausweis Bäuerin. Ein Sohn ist heute Betriebsleiter, die Eltern arbeiten weiter mit.
Offene Worte
Ihre Meinung sagten die Luzerner Bäuerinnen unter Regula Bucheli auch dem Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband. In einem offenen Brief wiesen sie auf die unterschiedliche Vorstellung zur sozialen Absicherung der Frauen hin. «Versicherungen und Vorsorge sind für Bäuerinnen ein Muss», stellt Regula Bucheli klar, aber dafür brauche es kein Obligatorium, sondern Eigenverantwortung. «Der LBV hat eine sehr gute Versicherungsberatung, im Sommer ist sie sogar gratis.»
«Eine tolle Nachfolgerin stellt sich zur Verfügung», freut sich die abtretende Bäuerinnenpräsidentin Regula Bucheli über Elisabeth Rüttimann. Was rät sie ihr zum Amtsantritt? «Offen sein für Veränderungen und für Neues. Dinge hinterfragen und bei Unstimmigkeiten immer direkt mit den Betroffenen sprechen.»