«Zu Beginn war ich skeptisch», sagt Daniel Frei. «Ich dachte etwa, die Böden würden versauern.» Der Landwirt aus Adlikon bei Regensdorf verteilte erstmals vor über 20 Jahren organischen Dünger auf seinen Feldern, einzig mit der Absicht, diesen zu verwerten. Die Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Der pH-Wert blieb stabil und die Bodenstruktur verbesserte sich deutlich. Frei blieb dabei und setzt seither auf seinem Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb Mattenhof auf organischen Hof- und Recyclingdünger. 

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Von externen Anlagen geholt

Dieser stammt zur Hälfte vom eigenen Betrieb in Form von Rindergülle und -mist. Die andere Hälfte bezieht Daniel Frei von drei Vergärungsanlagen aus der Region als festes und flüssiges Gärgut sowie Kompost. Dort lässt Frei zudem einen Teil der eigenen Rindergülle zu Gärgülle verarbeiten. Die verschiedenen Düngerarten unterscheiden sich folgendermassen:

Festes Gärgut: Dieses entsteht vorwiegend aus der Vergärung von Grüngut wie Laub, Rasen- und Strauchschnitt, Rüst- und Lebensmittelabfällen, Speiseresten aus privaten Haushalten sowie teilweise kleineren Mengen an Hofdünger.

Flüssiges Gärgut (Presswasser): Die Ausgangsmaterialien sind dieselben wie beim festen Gärgut. Es entsteht durch die Separierung von festem Gärgut und hat einen hohen Gehalt an Stickstoff. 

Gärgülle: Dabei handelt es sich um Gülle, die durch einen Vergärungsprozess in einer landwirtschaftlichen Biogasanlage gegangen ist. Gärgülle enthält – je nach Ausgangsmaterialien – einen höheren Anteil an schnell verfügbarem Stickstoff als die ursprüngliche unvergorene ­Gülle. 

Kompost: Die Ausgangsmaterialien sind ähnlich wie beim Gärgut. Kompost entsteht jedoch nicht durch Vergärung, sondern durch Verrottung.

Die Gärgülle nutzt Daniel Frei ihrer Homogenität wegen bevorzugt im Futterbau, entweder auf Kunstwiese oder auf Naturwiese. Aufgrund ihrer fliessfähigen Struktur kommt es auf Grünlandflächen zu keiner Strohmattenbildung und das Futter wird nicht verschmutzt. Zum Einsatz kommt sie hauptsächlich im Frühling und während der Vegetationsperiode. Die unvergärte Rindergülle eignet sich dagegen für den Ackerbau, wo der hohe Anteil an Feststoffen (vor allem Stroh) weniger stört. Gärgülle wie auch das flüssige Gärgut holt Frei direkt mit dem Fass bei der Anlage ab und bringt sie auf die Felder. Zum Ausbringen kommen der Schleppschlauch oder -schuh zum Einsatz. Sind die Bodenverhältnisse nicht optimal, lässt er die Gülle von einem Lohnunternehmer via Verschlauchung ausbringen.  

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Eine feine Verteilung ist wichtig

Kompost und festes Gärgut kommen bei Frei auf den Acker. Dies vor allem im Frühling und im Sommer auf die Stoppeln oder nach dem ersten Grasschnitt vor dem Pflügen. Optisch sehen Kompost und Gärgut zum Verwechseln ähnlich aus. Doch was etwa den Stickstoffgehalt betrifft, gibt es leichte Differenzen. So beträgt der pflanzenver­­füg­bare Stickstoff beim Kompost 10 Prozent des Gesamtstickstoffs, beim festen Gärgut sind es 20 Prozent. 

Abgesehen davon macht Frei bei der Verwendung keinen ­Unterschied. «Ob Kompost oder festes Gärgut zum Einsatz kommt, hängt von der Verfügbarkeit ab.» Beides bringt er mit dem Kompoststreuer aus. «Wichtig ist eine feine Verteilung auf dem Feld», ergänzt der Zürcher. Zuvor lässt sich das Material in Mulden oder in Form von Mieten am Feldrand deponieren. Damit jederzeit eine gewisse Menge zur Verfügung steht, ­können auf dem Betrieb bis zu 800 m3 gelagert werden. 

Die Maschinen sind kleiner geworden

AboDank einer Kompostgabe ist der Schnittlauch drei Jahre lang mit Phosphor versorgt. Stefan Eichholzer sieht den Dünger auch als Bodenverbesserer.Wertvoller Dünger«Kompost ist super für die Bodenfruchtbarkeit», sagt Stefan EichholzerDienstag, 12. März 2024 Für Daniel Frei hat sich der konsequente Einsatz von Hof- und Recyclingdünger aus verschiedenen Gründen bewährt: «Unsere Böden sind leichter und elastischer geworden und machen einen vitalen Eindruck.» Dies zeige sich auch darin, dass der Gehalt an Bodenlebewesen, welche das organische Material verarbeiten, zugenommen hat. Laut Frei haben die Böden auch an Wasserspeicherfähigkeit gewonnen. «Dadurch sind sie einfacher zu bewirtschaften.» Allerdings bewirke das erhöhte Speichervermögen auch, dass man in nassen Perioden länger zuwarten müsse, bis die Bearbeitung möglich ist. Das sei auch aktuell der Fall, seit November könne nur unter erschwerten Bedingungen gefahren werden. «Die Böden müssen wirklich trocken sein», so Frei.

Entsprechend hat der Betrieb in den letzten Jahren die Mechanisierung angepasst. Heute kommen vermehrt kleinere Maschinen (z. B. Kompoststreuer) zum Einsatz. Doch gehe es bei der ­Verwendung von organischem Dünger nicht nur um die Verbesserung der Bodenstruktur, wie der Landwirt betont, sondern auch um die richtige Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen. Die effektiven Nährstoffgaben schwanken allerdings bei organischem Dünger stark, wobei bei vergärten Produkten Analysewerte zur Verfügung stehen. Um die Kontrolle über die Nährstoffsituation zu behalten, erstellt Frei alle fünf Jahre eine Bodenanalyse.

Fremdpartikel in der Grünabfuhr

Ein Nachteil ist, dass die Qualität von Kompost und festem Gärgut schwankt. Immer wieder findet Daniel Frei Fremdpartikel wie Metall- und Plastikteile. «Bei Regen sieht man es manchmal glänzen», erzählt er. Grund dafür sind unter anderem Kompostbeutel aus privaten Haushalten, die in der Grünabfuhr landen. Diese seien weit weniger verrottbar, als die Leute annehmen. «Hier könnten Konsument(innen) einen aktiven Beitrag leisten, indem sie besser darauf schauen, was sie der Grünabfuhr mitgeben», sagt Frei. Dass die Grünabfälle später als Kompost oder Gärgut auf das Feld kommen, scheint den meisten nicht bewusst zu sein. Bekommt er dafür Rückmeldungen von Spaziergängern, die realisieren und anerkennen, dass sich vor ihren Augen ein sinnvoller Nährstoffkreislauf abspielt? «Es kommt vor, aber eigentlich nur selten», so der Bauer.

Als Lohnunternehmer bringt Frei auch für andere Landwirte organischen Dünger aus. Dabei verzeichnet er ein steigendes Interesse: «Viele Bauern sind in den letzten Jahren offener dafür geworden dafür.» Auch spiele dabei eine Rolle, dass die Preise für Rohkomponenten seit Beginn des Ukraine-Kriegs zwischenzeitlich deutlich gestiegen sind und organischer Dünger daher auch wirtschaftlich attraktiver geworden sei.

Kompostiert oder vergärt

Der Verband Biomasse ­Suis­se zeigt in mehreren Merkblättern auf, wie aufbereitete Hof- und Recyclingdünger im Acker- und Futterbau eingesetzt werden können. Diese sind erhältlich für:
-Flüssiges Gärgut
-Gärgülle und Gärdünngülle
-Gärmist
-Festes Gärgut
-Frischkompost
-Geprüften Reifekompost

Die Merkblätter informieren nicht nur über die Zusammensetzungen der einzelnen Düngerarten, sondern auch zum jeweiligen Einsatz für die verschiedenen Kulturen.

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