Die Aufzucht von Kälbern ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Diese Jungtiere sind relativ krankheitsanfällig und müssen aus wirtschaftlichen Gründen möglichst schnell auf die Wiederkäuerernährung umgestellt werden. Dabei werden die Kälber in den ersten Monaten oft von Durchfall oder Lungenentzündung heimgesucht. Auch das gegenseitige Besaugen ist auf vielen Betrieben ein Problem.
1. Keiner will kranke Kälber
Kranke Kälber machen viel Arbeit und verursachen hohe Kosten. Es ist deshalb sinnvoll, Zeit und Sorgfalt in die tägliche Fütterung, Tierbeobachtung und vorbeugende Massnahmen zu investieren (z. B. Geburtsüberwachung, Kolostrumversorgung, Impfprophylaxe, Entmistung, Reinigung und Desinfektion). Diese Arbeiten sind planbar und stören die Betriebsabläufe nicht.
Jedes Kalb soll möglichst bald nach der Geburt, spätestens aber innerhalb der ersten drei Lebensstunden, mindestens drei Liter Kolostrum aufnehmen. Bleiben Kälber unbeaufsichtigt bei der Kuh, nehmen etwa 50 Prozent der Kälber nicht ausreichend Kolostrum auf. Deshalb empfiehlt sich, die Milch kontrolliert zu verabreichen, um die Erstversorgung mit Abwehr-stoffen sicherzustellen.
2. Gegenseitiges Besaugen verhindern
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass das Besaugen, wie andere Verhaltungsstörungen, durch unzureichende Haltungsbedingungen hervorgerufen wird. Es muss alles dafür getan werden, dass es gar nicht entsteht oder spätestens bis zum Absetzen abgewöhnt wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Tiere das Besaugen als Jungrind oder sogar bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Dies kann zu Euterentzündungen, Verlust von Eutervierteln und zu Milchverlust beim besaugten Tier führen, was sich stark negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt. Herkömmliche Massnahmen zur Verhinderung des gegenseitigen Besaugens konzentrieren sich vorwiegend auf das Management rund um die Milchgabe. Hierzu gehört zum Beispiel die Milchabgabe mittels einem geeignet geformten Nuggi, möglichst langsame Milchaufnahme durch erhöhten Saugwiderstand, Ablenkfütterung nach der Milchaufnahme mit Heu und Kraftfutter, Fixierung der Tiere während und nach der Mahlzeit und im Tränkestand ungestörte Milchaufnahme durch einen verschliessbaren Stand. Bekommen die Kälber in den ersten Monaten die Milch ad libitum mit dem Nuggi zur Verfügung, kann ein gegenseitiges Besaugen auch massiv verringert werden.
3. Kälber sollen sich zügig entwickeln
Kälber sollen sich schon in den ersten Lebenswochen zügig entwickeln. Denn hohe Zunahmen in den ersten Lebenswochen bildet die Voraussetzung für eine gute Konstitution, ein niedriges Erstkalbealter, leistungsfreudige Milchkühe und hohe Zunahmen bei Masttieren. Eine erhöhte Fütterungsintensität in den ersten Lebenswochen führt zu
- einer besseren Konstitution,
- reduziert das Besaugen,
- wirkt sich positiv auf die Organentwicklung aus,
- hat positive Auswirkungen auf die spätere Milchleistung und auf die Kraftfutteraufnahme.
Hohe Zunahmen bis zum 8. Lebensmonat sind essentiell für die Organentwicklung und die Festlegung des Rahmens der Tiere. 850 g/Tag sind anzustreben. 11 MJ ME/kg TS, d. h. gutes Grundfutter und bis zu 2 kg Kraftfutter täglich. Dabei ist auch auf eine gute Mineralstoff- und Spurenelementversorgung zu achten.
4. Durchfall vermeiden
Kälberdurchfall tritt vor allem in den ersten drei Lebenswochen auf; in der Regel sind Infektionserreger daran beteiligt. Hat ein Kalb ernsthaften Durchfall, kann dies bis zu seinem Tod führen. Daher sollte alles unternommen werden, damit es gar nicht so weit kommen kann. Die wichtigsten Vorbeugungsmassnahmen sind:
- eine gute Kolostrumversorgung,
- Sauberkeit in Abkalbestall sowie Kälberhütten/-iglus,
- eine einwandfreie Milchqualität,
- unter Umständen Muttertierschutzimpfung vor der Kalbung.
Die gefürchtete Kälbergrippe tritt vor allem bei etwas älteren Kälbern auf; meist ist ein Bestandsproblem die Folge von hohem Infektionsdruck und schlechter Luftqualität (v. a. Zukaufsbetriebe und Warmställe mit hoher Belegungsdichte). Aber auch Zugluft und abrupte Wetterwechsel können zu einer Kälbergrippe führen. Die wichtigsten Vorbeugungsmassnahmen sind hier:
- Haltungssystem verbessern (z. B. Aussenklima, trockene, wärmegedämmte, zugluftgeschützte Liegefläche),
- Abwehrkräfte des Kalbes fördern (Kolostrum, Vitaminversorgung, Eisen),
- Gute Konstitution durch ausreichend hochwertiges Futter,
- Eventuell Impfung in Absprache mit Tierarzt (in Problemfällen auch der Muttertiere).