Nun ist es also gekommen, wie man es aufgrund der Progosen erwarten durfte. Das Schweizer Stimmvolk lehnt die Massentierhaltungs-Initiative (MTI) mit über 62 Prozent deutlich ab.
Ruhigerer Abstimmungskampf
Der Abstimmungskampf verlief lange ruhig, obwohl Viele eine ähnlich gehässige, zermürbende Angelegenheit wie vor den beiden Agrar-Initiativen erwartet hatten. Nach der Berichterstattung über die Allianz des Bauernverbandes mit den Wirtschaftsverbänden und den zum Schluss doch noch publizierten Schock-Bildern, unter anderem aus der Migros-Geflügelzucht im Wallis, verschärfte sich der Ton dann doch noch.
Trotzdem war es kein Vergleich mit dem Abstimmungskampf bei den Agrar-Initiativen, auch sei mit den Initianten ein guter Austausch möglich gewesen, betonte SBV-Präsident Markus Ritter heute gegenüber der BauernZeitung. Dass liegt sicher auch daran, dass Mit-Initiantin und Nationalrätin Meret Schneider (Grüne/ZH) viel von Landwirtschaft versteht und auch immer wieder Vorstösse zugunsten der Landwirtschaft einreicht.
Rückhalt in der Bevölkerung
Das deutliche Resultat ist einmal mehr ein schöner Erfolg für den Schweizer Bauernverband und die starke Vertretung des Bauernstandes im Parlament. Es ist aber auch ein Vertrauensbeweis der Schweizer Stimmbevölkerung an die Bauernfamilien und zeigt einmal mehr, dass diese mehr Rückhalt in der Bevölkerung haben, als man bei manch kritischem Artikel über die Landwirtschaft in der Presse denken könnte.
Bestimmt hat auch der Zeitgeist geholfen, in Zeiten von Inflation und Teuerung waren steigende Lebensmittelpreise ein wirkungsvolles Argument der Gegner(innen).
Weitere Fortschritte nötig
Die Kritik an der Nutztierhaltung wird wohl aber auch nach dem Nein zur MTI anhalten. Die Landwirtschaft bewegt sich bereits ständig, trotzdem werden weitere Anpassungen nötig sein. Erwartet werden Fortschritte beim Tierwohl und bei den Emissionen. Allerdings führt diese Kombination zu vielen Zielkonflikten. Auch der hohe Importfutteranteil in der Schweine- und Geflügelhaltung wird sicher Thema bleiben, wie auch gewisse Genetik-Fragen beim Geflügel (Wachstumsquoten/Legeleistungen).
Mehr Dialog statt Abstimmungskämpfe
Wie es ein Leserbriefschreiber letzte Woche in der BauernZeitung auf den Punkt gebracht hat, wäre es den Bauernfamilien zu wünschen, dass künftig der Dialog direkt mit den Betriebsleitern oder der Branche gesucht wird und nicht über Abstimmungskämpfe geführt werden muss. Die Zusammenhänge in der Landwirtschaft sind bekanntlich komplex. Auf jeden Fall haben die Initianten der MTI heute bereits betont, dass sie gerne enger mit dem SBV zusammenarbeiten möchten.