Es ist bekannt, dass der Bundesrat im Sinne einer nachhaltigere Land- und Ernährungswirtschaft auf pflanzliche Produkte setzt. Um seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, müssten sowohl die Produktion als auch der Konsum dieser Lebensmittel gesteigert werden, halten der Schweizer Bauernverband, IP-Suisse und sieben einheimische Pflanzenbau-Organisationen (Getreideproduzentenverband, Obstverband, Saatgutproduzentenverband, Zuckerrübenpflanzer, Weinbauern, Gemüse- und Kartoffelproduzenten) in einer Mitteilung fest. In der Realität nehme die pflanzliche Produktion aber sogar ab.
Zulassung anpassen, Züchtung stärken
Die Verbände und die Labelorganisation sehen die Gründe dafür auch in den aktuellen Rahmenbedingungen, die es für eine «starke und nachhaltige pflanzliche Produktion in der Schweiz» anzupassen gelte. Konkret nennt die Mitteilung folgende Forderungen:
- Gute Bedingungen für ein verlässliches Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und biologischen Alternativen.
- Unkomplizierte und administrativ weniger aufwändige Zulassung für alternative, biologische Schutzmöglichkeiten.
- Stärkung von Züchtung und Sortenprüfung.
- Pragmatische Regulierung von neuen Züchtungsverfahren als mögliches Werkzeug für robuste Sorten.
Mehr Aufwand und wachsende Risiken
Zwar sei die Landwirtschaft bei der Umsetzung des Aktionsplans Pflanzenschutz auf Kurs, heisst es weiter, was hauptsächlich auf die Reduktion und Optimierung der Verwendung von PSM zurückzuführen sei. «Gleichzeitig ist aber der Schutz der Kulturen aufwändiger geworden und die Bauernbetriebe sind immer grösseren Risiken und somit wirtschaftlichen Schäden ausgesetzt.»
Eine Analyse in Zusammenarbeit mit einem Expertengremium habe demnach ergeben, dass derzeit in über 100 Fällen Lücken im Schutz der Kulturen klafften. Es fehlen laut SBV, IP-Suisse und den Pflanzenbau-Verbänden nicht nur verlässliche Schutzmöglichkeiten gegen Drahtwürmer oder Kirschessigfliege, sondern es sei zunehmend der ganze Pflanzenbau von dieser Problematik betroffen.
«Keine nachhaltige Strategie»
Auch im Hinblick auf das Ziel der AP 2030, dass der Selbstversorgungsgrad nicht sinken soll, nimmt man den Bund in die Pflicht. Dem gestiegenen Anbaurisiko und dem Schliessen von Lücken beim Schutz der Kulturen sei grösstmögliche Beachtung zu schenken. «Aktuell löst die Schweiz die Probleme leider nicht», so die Kritik, «sondern sie verlagert sie dank Importen einfach ins Ausland». Nachhaltig sei diese Strategie aber nicht.