Das geplante Freihandelsabkommen werde sich wenig auf den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten sowie die Schweizer Produktion und die Produzentenpreise auswirken, heisst es in einer Medienmitteilung. Dies zeige eine Studie von Agroscope. Analysiert wurden die Auswirkungen eines Marktöffnungsszenarios bestehend aus Zollsatzreduktionen und der Schaffung bilateraler Kontingente für bestimmte landwirtschaftliche Exporte aus den Mercosur-Staaten in die Schweiz.
Kaum Einfluss auf die Produzentenpreise
Die Resultate zeigen laut Mitteilung, dass die Schaffung bilateraler Kontingente kaum nennenswerte Effekte auf den landwirtschaftlichen Handel hat, obwohl die zusätzlich geschaffenen bilateralen Kontingente seitens der Mercosur-Staaten weitestgehend ausgenutzt werden. Zudem seien nur geringe Substitutionseffekte zwischen Produkten sowie geringe Handelsumlenkungseffekte zwischen den Handelspartnern festzustellen. Auch die Schweizer Produzentenpreise und Produktion werden kaum beeinflusst, wie es weiter heisst.
Die andere Studie analysierte mögliche Auswirkungen auf die Umwelt in der Schweiz und in den Mercosur-Staaten, die aufgrund der Veränderung der bilateralen Handelsströme durch das Freihandelsabkommen entstehen könnten, heisst es in der Medienmitteilung.
Unsicherheit beim Modellieren
Die Studie von Agroscope verwendete ein Modell, um die zukünftigen Handelsströme bei Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit den Mercosur-Staaten zu simulieren. Dabei sei es «eine Herausforderung», die Reaktion von Handelsströmen abzuschätzen, die heute noch praktisch inexistent sind. Das habe mit unter anderem mit Handelshemmnissen zu tun, die in der Studie vollständig ausgeklammert worden seien.
Ein Beispiel dafür, dass Modelle Handelsströme nicht immer gut abbilden oder vorhersagen können, ist das Exportpotenzial von argentinischem Rindfleisch. Dieses liegt über den tatsächlich in die Schweiz importierten Mengen.
55 Prozent mehr Schweizer Exporte
Durch das FHA zwischen den Efta- und den Mercosur-Staaten wären die Schweizer Exporte in die Mercosur-Staaten im Jahr 2040 demgemäss um 55% höher als ohne FHA. Die Exporte der Mercosur-Staaten in die Schweiz wären um 5% höher. Die Treibhausgasemissionen wären laut Studie 2040 durch das Abkommen in der Schweiz um 0.1% höher als ohne FHA, in den Mercosur-Staaten um 0.02% und global um 0.0004%. Die Luftverschmutzung wäre in der Schweiz um 0.2% höher, in den Mercosur-Staaten und global bliebe sie mehr oder weniger unverändert.
Kaum mehr Abholzung durch Freihandel
Gemäss den Modellrechnungen wäre durch das FHA die Abholzung in den Mercosur-Staaten um 0.02% höher, im schlimmsten Fall um 0.1%. Die Studie geht aber auf Basis aktueller wissenschaftlicher Evidenz von einem tieferen oder gar nicht vorhandenen Effekt aus, heisst es in der Mitteilung. Auch in anderen Umweltbereichen würden die potenziellen Umweltauswirkungen als gering beurteilt.
Ende August 2019 hatten die Efta und die Mercosur-Staaten ihre Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen in der Substanz abgeschlossen.
Weniger Markt-Liberalisierung als andere Studien annahmen
Die Studie des Seco basiert laut Angaben der Autoren auf den tatsächlich ausgehandelten Eckpunkten zum Marktzugang im Mercosur-Freihandelsabkommen. Früher Studien hätten diese Informationen nicht gehabt, heisst es im Bericht, und daher mit stärkerer Liberalisierung des Marktes gerechnet.
Da man, basierend auf dem heutigen Verhandlungsstand, für die Seco-Studie weniger grosse wirtschaftliche Effekte modelliert hat, seien auch die zu erwartenden Umweltauswirkungen kleiner.
Keine flankierenden Massnahmen und einzelnen Produkte
Das verwendete Modell berücksichtigt weder flankierende Massnahmen, noch kann es die Auswirkungen des Freihandels auf bestimmte Produkte voraussagen. Man gehe aber davon aus, das dieser Top-Down-Ansatz genüge, um ein realistisches Szenario bauen zu können. Dies begründen die Autoren damit, dass das Mercosur-Freihandelsabkommen nur kleine Auswirkungen auf dem Handel haben werde – es orientiere sich an bereits vorhandenen Vorlieben und Quoten.