«Meine ausländischen Berufskollegen beneiden uns um die Branchenorganisation Milch (BOM)», meinte Manuel Hauser von Emmi, der neu in den Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) gewählt wurde. Er ersetzt Markus Willimann von Emmi, der in seinem Rückblick nach 24 Jahren Tätigkeit in der Schweizer Milchwirtschaft auf die wechselhafte Entwicklung der BOM einging, die einige Male zu scheitern drohte. Kritiker und Trittbrettfahrer werde es immer geben, aber die BOM habe es geschafft, Stabilität in den Milchmarkt zu bringen.

An der Delegiertenversammlung in Luzern am 22. April, inmitten der Luga, trat auch SMP-Präsident Hanspeter Kern aus dem Vorstand, er wurde ersetzt durch Hanspeter Egli, SMP-Vizepräsident und Präsident der Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost (VMMO).

Der Milchmarkt ist gesund

Präsident Peter Hegglin freute sich in seinem Jahresrückblick über den funktionierenden Milchmarkt. Die Produktion sei recht konstant geblieben, der Absatz entwickelte sich erfreulich, besonders die Lokomotive fuhr erfolgreich. Der Kieler Rohstoffwert Milch habe sich auf «schier unvorstellbare Höhen entwickelt». Erstmals gab es keine Verschiebung von Milch vom B- ins A-Segment und weiterhin keine C-Milch. Nur mehr 16,5 % der Milch wurden im B-Segment verwertet. Beim Milchfett sei der Markt gar unterversorgt gewesen, was geringe Butterimporte bedingte. 

Geschäftsführer Stefan Kohler wies darauf hin, dass sich die effektiv ausbezahlten Preise immer mehr dem Richtpreis annähern. Die Erstmilchkäufer würden heute volle Transparenz auf den Milchgeldabrechnungen ausweisen. Das heisst die Bauern wüssten, welche Milch im kommenden Monat ins A- oder B-Segment fliesse.

 

Industrie und Handel kneift bei der MTI
Einige Diskussionen gab es an der Delegiertenversammlung wegen des Antrags des Vorstandes für eine Budgeterhöhung zur Unterstützung des Abstimmungskampfes gegen die Massentierhaltungsinitiative (MTI). Die gewerblichen Käser sicherten einen Fix-Beitrag von 100000 Franken zu, der Beitrag der Produzenten erfolgt über einen zusätzlichen Einzug des variablen Mitglieder-Beitrags 2022. Das mache rund 400000 Franken aus. Einen Beitrag von lediglich 40000 Franken sprach die Milchindustrie. Sehr mickrig sei das, meinte BOM-Vizepräsident Ruedi Bigler, da hätten die Produzenten deutlichere Zeichen erwartet. Sehr enttäuscht sei er auch vom Detailhandel, die wollten gar keinen Beitrag leisten, obwohl sie von dieser Initiative auch betroffen wären. «Im übrigen haben wir nicht Probleme wegen der Massentierhaltung, sondern wegen der Wohlstandsverblödung», meinte Bigler zu dieser Initiative. Auch weitere Votanten hätten sich mehr Unterstützung und Solidarität seitens Industrie und Detailhandel gewünscht und hoffen, dass das Unverhältnis noch korrigiert werde.  Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband wies darauf hin, dass die  Abstimmung  über diese Initiative noch nicht gewonnen sei. «Tierhaltung ist ein sehr emotionales Thema.» Dem Antrag zur Budgetanpassung und Unterstützungsbeitrag der BOM an die Kampagne wurde schliesslich zugestimmt.

Stabilität dank Regulierung

Die seit drei Jahren bestehenden Fonds zur Rohstoffverbilligung und zur Regulierung würden funktionieren, und das bewährte System der Segmentierung habe Stabilität gebracht.

Die letztjährigen Anpassungen bei den Fonds, so ein Ampelsystem für die Fett-Eiweissbewertung würden Wirkung auf den Milchmarkt, die Milchfettversorgung und zur Vermeidung von Veredelungsverkehr zeigen. Der Vorstand werde Ende Mai über die Fortführung der drei Anpassungen entscheiden.

Für die Zukunft ist Hegglin zuversichtlich, die gute Situation auf dem Milchmarkt bleibe sicher dieses Jahr bestehen. Auch aufgrund der veränderten Ernährungsgewohnheiten seien Milchprodukte gesucht.

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Der grüne Teppich wächst

Michael Grossenbacher von der Geschäftsstelle informierte über die Entwicklung des Branchenstandards. Das Wachstum der Anmeldungen für den grünen Teppich sei gering, die Marke swiss milk green entwickle sich aber gut.

Beim grünen Teppich machen 56% der Betriebe mit 64% der Milchmenge mit, davon ist 86 % Molkereimilch und 22 % Käsereimilch, beide Segmente seien gegenüber dem Vorjahr leicht steigend.

Künftig sollte sich aber die Entwicklung beschleunigen, zumal viele Branchenorganisationen 2023 beim grünen Teppich mitmachen wollen. Vor allem Käsereimilch werde mehr dazukommen.  Die DV BOM werde in einem Jahr über die Massnahmen zur Weiterentwicklung des Standards beschliessen. Er nannte als Beispiel Klimaschutz beim Rindvieh, so durch verbessertes Hofdüngermanagement, methanhemmende Zusatzstoffe, Züchtung auf längere Nutzungsdauer und weniger Methan ausstossende Kühe.