Noch 2010 hatten in Deutschland 42 Prozent der Rinder Zugang zu einer Weide, zehn Jahre später nur noch 31 Prozent, schreiben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (ABL) und Greenpeace in einer gemeinsamen Mitteilung. Dieser Trend hin zu ganzjähriger Stallhaltung müsse gebrochen werden, ganz nach dem Motto «Kühe auf die Weide!».
Weidehaltung besser fördern
Konkret rufen die Bauern und Aktivisten die deutsche Politik dazu auf, die Weidehaltung von Milchvieh besser zu fördern. Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen würden das Vieh buchstäblich in den Stall treiben. Daher braucht es nach Meinung von ABL und Greenpeace auch eine deutliche Verbesserung der Stellung von Milchproduzent(innen) in der Wertschöpfungskette, inklusive gerechter Preise. Noch immer gebe es in Deutschland nämlich keinen funktionierenden Milchmarkt, so die Kritik.
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Die Weidekuh auf der Roten Liste
«Die Kuh auf der Weide verkommt in Deutschland zur bedrohten Art. Immer weniger Kühe kommen immer seltener und immer kürzer auf die Weide», wird Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Lasse van Aken zitiert. Damit weidende Rinder nicht auf die Rote Liste abrutschen, müsse Landwirtschaftsminister Cem Özdemir mit einem Förderungsprogramm «mächtig gegensteuern».
Breite Allianz fordert Prämien
In einer gemeinsamen Stellungnahme haben die ABL, Greenpeace sowie verschiedene weitere Verbände und Organisationen (darunter der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter) ausgeführt, wie sie sich eine Prämie für die «vielfältige Grünlandnutzung inklusive Weidehaltung von Milchkühen und deren Nachzucht» vorstellen:
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Im Vergleich zur Schweiz
Nach Angaben des deutschen Milchindustrieverbands (MIV) leben in unserem Nachbarland Stand 2022 3,8 Millionen Milchkühe und Rinder ab zwei Jahren. Der Schweizer Bauernverband beziffert diesen Wert für die Schweiz mit rund einer halben Million Kühe. Laut den Schweizer Milchproduzenten (SMP) profitieren hierzulande 88 Prozent der Milchkühe von RAUS und damit von regelmässigem Auslauf. Mit dem Weidebeitrag hat der Bund ausserdem ein neues Programm geschaffen, dass explizit graslandbasierte Produktionssysteme unterstützen soll, in dem die Tiere an Weidetagen 70 Prozent des Tagesbedarfs an Trockensubstanz mit Weidefutter decken müssen.