«Der feuchte und kühle Sommer war sehr gut für unsere Wiesen», freute sich Sepp Odermatt, Präsident des Nidwaldner Bauernverbandes. Dies, weil so die Borstenhirse nicht wie in den trockenen und heissen Vorjahren so dominant wurde, zumindest nicht bisher. Das Wetter der nächsten Wochen sei entscheidend, ob die unerwünschte Pflanze sich nicht doch noch breit macht.
Problem wird unterschätzt
Zumindest sehen die Wiesen rund um die Flugfelder in Buochs und an den Hängen am Bürgenberg derzeit wieder grüner aus als auch schon. Odermatt bewirtschaftet einen Betrieb ob Ennetbürgen. Er war von der Borstenhirsenplage in der Region in den letzten Jahren stark betroffen. «Die Wiesen waren braun vor Hirsen», sagte er. «Jetzt sieht man zumindest auch wieder andere Gräser», bestätigte Peter Odermatt, der auf der Buochser Ebene Land bewirtschaftet. Die beiden waren zwei von rund 80 Teilnehmern an der AGFF-Tagung «Was tun gegen die Hirseplage in Wiesen und Weiden?» vom Mittwoch.
Bewirtschaftung anpassen
An acht Posten informierten Fachleute von Agroscope, AGFF, Agridea, HAFL, den BBZN und vom Nidwaldner Landwirtschaftsamt über eine Vielfalt von Themen: Von den Herausforderungen des Klimawandels auf den Futterbau, über die Verbreitungspfade von Hirsen, die Wiesenpflege, den Einfluss der Nutzung auf den Hirsebesatz bis zur Demonstration von Maschinen und Praxiserfahrungen.
Seit mehreren Jahren läuft in Nidwalden ein Beratungsprojekt für «Klima- und standortangepasste Bewirtschaftung gegen Problempflanzen im Grünland». Das einjährige Gras, lat. Setaria pumila, macht sich allerdings nicht nur in der Innerschweiz, vom Tessin her kommend, breit. Das Problem werde schweizweit unterschätzt und vielen Futterbauern sei noch viel zu wenig bewusst, dass es sich inden nächsten Jahren noch weiter verbreiten werde, betonten mehrere Berater.
Die wärmeren Temperaturen und der intensive Futterbau begünstige die Borstenhirse. Die ist übrigens nicht nur wegen ihrer Dominanz ein Problem, sondern verschlechtert die Futterqualität und ist für das Vieh nicht schmackhaft, kann wegen den harten Borsten gar zu Verletzungen im Mund- und Rachenraum führen, vor allem bei Dürrfutter. Verseuchte Bestände sollten deshalb besser als Silage genutzt werden. Nach 30 Tagen Silierdauer sei so auch die Keimfähigkeit der Samen vollständig reduziert, gleiches gilt bei mindestens 40 Tage gelagerter Gülle, berichtete Simon Ineichen, HAFL, aus Forschungsergebnissen.
Lücken vermeiden
Grundsätzlich sei die Nutzung den Standortbedingungen an-zupassen, betonte AGFF-Geschäftsführer Andi Lüscher. Bei schwierigen Verhältnissen, wegen den Böden oder den klimatischen Veränderungen, sei das Know-how der Bauern umso entscheidender. Bisher konnten schon viele Erkenntnisse gewonnen werden: Kurzrasenweide ist deutlich anfälliger auf Trockenheit und so auch für die Borstenhirse. Übernutzung der hierverbreiteten Italienisch Raigraswiesen führt zu lückigen Be-ständen, begünstigt Problem-pflanzen. Übersaaten nach Trockenperioden sind nur Reparaturmassnahmen.
Gras höher schneiden
Durch Diversifizierung des Wiesenbestandes und robuste Mischungen kann das Risiko besser verteilt werden. «Wir müssen lernen, mit Borstenhirse zu leben, die war immer da, geht nicht mehr weg, mit angepasster Bewirtschaftung können wir sie aber unter Kontrolle bringen», fasste Daniela Linder Basso von der Tessiner Beratungsstelle Erfahrungen aus dem Südkanton zusammen. Dazu gehört: frühe erste Beweidung und früher erster Schnitt, zweiter Aufwuchs lange stehen lassen und höher schneiden (8 cm), Gülle stark verdünnen.